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Pflanzen- und Tierproduktion
• Dass sich auf den FAKT-Flächen nicht signifikant Abb. 2: Häufigkeit (Abundanz)
mehr Schwebfliegen aufhielten als auf den Ver- der drei Insektengruppen
gleichsflächen kann daran liegen, dass diese i.d.R. (links nach rechts) bzw.
jeweils ihrer häufigsten Art
wenig ortsbezogen sind und in vielen Blütenarten (oben) und den weiteren
Nahrung finden. Zudem erklärt die „Beliebtheit“ Insektenarten (unten) auf den
von Schafgarbe und Wilde Möhre, die nicht in den verschiedenen Flächentypen,
FAKT-Mischungen enthalten sind, aber typische unterteilt in die zwei
Grünlandarten darstellen, die vergleichsweise ho- Aufnahmezeitpunkte
Apis mellifera (Westliche
hen Arten- und Individuenzahlen auf den Ver- Honigbiene); Pieris rapae
gleichsflächen. Andere Studien fanden jedoch ei- (Kleiner Kohlweißling),
nen höheren Artenreichtum von Schwebfliegen Sphaerophoria scripta
mit zunehmender Anzahl blühender Pflanzenar- (Gewöhnliche
ten auf Blühflächen (Wagner et al., 2014). Langbauchschwebfliege)
Diskussion und Fazit
Ziel der Brachebegrünung ist es, über den Sommer Winterruheplätze angewiesen, die ungestört über
ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Nah- den Sommer hinaus zur Verfügung stehen. Viele In-
rungsangebot, d.h. Pollen und Nektar, für Insekten sekten verharren beispielsweise bis zu 12 Monate als
zu gewährleisten. Viele Untersuchungen zeigen eine Dauerstadien. Durch eine Bodenbearbeitung im
höhere Arten- und Individuenzahl verschiedener In- Herbst kann sich ein Blühstreifen sogar als „Brutfal-
sektengruppen auf Blühflächen im Vergleich zu le“ erweisen, da sich Eier, Raupen und Puppen z.B.
Ackerflächen aber auch im Vergleich zu anderen von Tagfaltern in die Fläche befinden und dann un-
Brachflächen oder -streifen (z.B. Feber et al. 1996; tergepflügt werden können.
Haaland et al. 2011; Sparks und Parish 1995). Dabei
beeinflussen Lage und Management (z.B. Größe, Ein- Einjährige Blühmischungen zielen daher vor allem
oder Mehrjährigkeit, Mahdregime, verwendete Saat- auf eine Bestandsförderung durch die Erhöhung des
gutmischungen) den Wert von Blühflächen für die Nahrungsangebotes für außerhalb der Blühmischung
Biodiversität. lebende Insekten ab. Über- oder mehrjährige, struk-
turreiche Blühstreifen mit höher wachsenden Pflan-
Die hier beschriebene Untersuchung weist ebenfalls zen hingegen können die Ansprüche für eine Über-
darauf hin, dass einjährige Blühmischungen bei sorg- winterung besser erfüllen. In mehrjährigen Bestän-
fältiger Auswahl der Saatmischung (Früh- und Spät- den bildet sich zudem eine höhere Arten- und Struk-
blüher) die Nahrungsquellen für bestäubende Insek- turvielfalt aus (vgl. z.B. Kronenbitter und Oppermann
ten in der Landwirtschaft erhöhen. Die Unterschiede 2013, Tschumi et al. 2015). Blühende Pflanzen stellen
zwischen den FAKT-Mischungen M1 und M2 fielen bei dieser Variante außerdem schon im Frühjahr
dabei eher gering aus. Die gewählten Vergleichsflä- Nahrung bereit (Kronenbitter und Oppermann
chen waren die einzigen in der Umgebung gefunde- 2013). Von der seit dem Jahr 2019 in Baden-Württem-
nen Offenlandbereiche, die nicht als Ackerkulturen berg geförderten FAKT-Maßnahme E7 (Blüh-, Brut-
bewirtschaftet wurden. Somit ist davon auszugehen, und Rückzugsflächen), in der Teilflächen im Wechsel
dass die untersuchten FAKT-Flächen einen Großteil nur alle zwei Jahre neu angesät werden, kann daher
des Blütenangebotes für die in der Umgebung vor- eine verbesserte Eignung auch als Insektenhabitat
kommenden Blütenbesucher geboten haben. erwartet werden. Mehrjährige Strukturen leisten als
Nisthabitate und Refugien einen essenziellen Beitrag
Die einjährigen Mischungen sind jedoch nur für ei- zum Erhalt von Insektenpopulationen.
nen begrenzten Zeitraum vorhanden. Bei einer Ein- Dipl. Geoökol. Heike Nitsch
saat Ende April bis Mitte Mai kann man zwar von Die Studie zeigt, dass in Agrarlandschaften vorkom- IFLS Frankfurt/Main
einem Angebot von blühenden Pflanzen ab Juni mende Insekten das FAKT-Blütenangebot nutzen. Tel.: 069 / 97 266 83 - 13
ausgehen, vorher stellt die Maßnahme jedoch keine Ob sich diese erhöhte Ressourcenverfügbarkeit in nitsch@ifls.de
Nahrungsgrundlage bereit. Alle im Frühjahr vorkom- den Insektenpopulationen, welche außerhalb dieser Dr. Alice Claßen
menden und auf blühende Pflanzen angewiesene Flächen nisten und überwintern müssen, positiv nie- Julius-Maximilians-
Insekten müssen sich auf das Vorhandensein anderer derschlägt, bleibt allerdings offen. Anzunehmen ist, Universität
blütenreicher Flächen verlassen, z.B. extensiv bewirt- dass eine Habitatdiversität auf Landschaftsebene, in Würzburg
schaftetes Grünland. Allerdings sind Tagfalter, aber der einjährige Blühflächen dauerhafte naturnahe Flä- Dr. Felix Fornoff
auch Wildbienen und Schwebfliegen auch auf Eiab- chen und Strukturen ergänzen, benötigt wird um, Albert-Ludwigs-Universität
lageplätze, Entwicklungshabitate für Puppen und Insektenpopulationen dauerhaft zu erhalten. Freiburg
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