Page 26 - Landinfo Heft 5/2019 Digitalisierung
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Ländlicher Raum

























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          Worauf ist bei Ernährungs-Apps zu achten?




          Ernährungs-Apps gibt es inzwischen viele. Sie zählen die Kalorien, die man täglich aufnimmt, helfen
          beim Einkauf oder liefern eine unüberschaubare Fülle an unterschiedlichen Rezepten. Sind sie wirk-
          lich hilfreich? Was macht eine gute Ernährungs-App aus?

          Etwa sieben von zehn Personen in Deutschland nutzen ein Smartphone. Für knapp 90 Prozent ist es aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken
          und fast die Hälfte verwendet Gesundheits-Apps. Entsprechend groß ist mittlerweile das Angebot dieser Applikationen und speziell auch von
          solchen, die sich mit dem Thema Ernährung befassen. Die Funktionen dieser Apps sind sehr vielfältig und reichen vom Führen von Ernährungs-
          protokollen bis hin zu konkreten Ernährungsempfehlungen. Thematisch besonders beliebt sind Ernährungs-Apps, die darauf abzielen, dass der
          Nutzer sein Körpergewicht reduziert, ausreichend Wasser trinkt und ihn bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten unterstützt.


          Zwischen Wunsch und Realität

          Nutzer wünschen sich vor allem, dass Ernährungs-Apps transparent, individuell, intuitiv und schnell bedienbar sind. Sie sollen motivieren, an-
          leiten und einen greifbaren Output bieten und auch bei vielen Funktionen kostenfrei erhältlich sein. Das zeigen Ergebnisse einer Studie, in der
          junge Erwachsene diese mobilen Helfer testeten. Ob sich mit den Angeboten diese Ziele tatsächlich erreichen lassen und die Informationen
          unabhängig, richtig und aktuell sowie relevant sind, lässt sich jedoch nur schwer einschätzen. Eine Untersuchung von drei Apps mit dem Ziel
          der Gewichtsreduktion und gesunder Ernährung zeigt beispielsweise, dass die Nährwerte von Lebensmitteln nicht exakt und zuverlässig errech-
          net wurden und von den Referenzwerten abwichen, zum Teil um mehr als 50 Prozent. Doch auch wenn die Berechnungen nicht genau sind,
          geben sie dennoch eine Orientierung und helfen, sich selbst zu beobachten.

          Inwieweit Ernährungs-Apps dem Anwender tatsächlich zu einer Gewichtsabnahme verhelfen, untersuchen nur wenige Studien, die zu unter-
          schiedlichen Ergebnissen kommen: In manchen verloren die Nutzer durch die Verwendung von Apps mehr Gewicht und die Abbruchrate lag
          niedriger. In anderen Untersuchungen zeigten sich keine positiven Effekte. Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Die Applikationen werden zwar
          oft installiert, aber nicht aktiv über einen längeren Zeitraum genutzt.


          Kommerzielle Anbieter oder unabhängige Institution

          Zum Teil bietet die Qualität der gebotenen Informationen Anlass zur Kritik. Eine Analyse von Apps zur Gewichtsreduktion zeigte, dass diese
          mobilen Helfer zwar sehr gefragt sind, aber nicht unbedingt wissenschaftlich fundierte Inhalte vermitteln. Abgesehen von Institutionen wie zum
          Beispiel dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Krankenkassen oder Verbraucherzent-
          ralen bieten auch Personen und Institutionen ohne entsprechende Sachkenntnis Ernährungs-Apps an. Meist haben sie ein kommerzielles Inter-
          esse. Einen Hinweis auf den möglichen Interessenskonflikt sucht der Nutzer in der Regel allerdings vergeblich.
          Zur Bewertung und Evaluierung von Applikationen im Ernährungsbereich gibt es bisher kaum anerkannte und standardisierte Kriterien. Hier
          könnte in Zukunft zum Beispiel ein staatliches Qualitätssiegel helfen. Denn für den Nutzer ist es nicht einfach, sich bei dem vielfältigen Angebot
          an Apps für eine sinnvolle Hilfe zu entscheiden. Grundsätzlich kann jeder Applikationen entwickeln und im Netz anbieten.




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