Page 55 - Landinfo Biodiversität
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Pflanzen- und Tierproduktion





       rungspräsidium Stuttgart angestellt. Er stellte die
       Maßnahmen des Landes zur Förderung der Biodi-
       versität dar.

       Ab 2019 wurde die förderbare Gesamtfläche für
       einjährige Blühmaßnahmen „Brachebegrünung
       mit Blühmischungen“ von 5 auf 7 ha je Betrieb
       angehoben und es wurde die neue FAKT- Maß-
       nahme, „Blüh-, Brut- und Rückzugsflächen“, eta-
       bliert. Mit ihrem breiten Angebot von 32 Pflan-
       zenarten und vielen heimischen Wildpflanzen
       biete diese Maßnahme unterschiedlichste Pollen-
       und Nektarquellen und sichere somit die Ernäh-
       rung auch vieler Wildbienenarten. Abschließend
       hob Wurtz die Wichtigkeit der Zusammenarbeit
       zwischen Imkern und Landwirten hervor und for-
       derte die Imker auf, ihr Potential als Vermittler
       zwischen Umweltschutz und Landbewirtschaf-  Fachberaterinnen für Bienenprodukte
       tung zu nutzen.                                                                   Bild 2: Einsaat von Wildblumen
                                                Silvia Heider ist Fachberaterin für Bienenproduk-  durch Kindergartenkinder
                                                te und stellte ihre Arbeit vor. Seit Herbst 2016   Quelle: Manfred Kraft
         Einfluss von Pflanzenschutzmitteln     begleitet „NEsD“ (Netzwerk Einkommen schaf-
         auf Bienen                             fende Dienstleistung) die Fachberaterinnen für
                                                Bienenprodukte und konnte im Juni 2017 das
       Die große Bedeutung von kleinen Blühinseln für   Netzwerk „Fachberaterinnen für Bienenproduk-
       Insekten sogar in der städtischen Umgebung   te“ initiieren. Seit 2016/2017 fanden insgesamt 3
       konnte Dr. rer. nat. Rosenkranz, Leiter der Lan-  Kurse zur Fachberaterin für Bienenprodukte statt
       desanstalt für Bienenkunde an der Universität Ho-  mit 120 Teilnehmerinnen. Organisiert über die
       henheim, im anschließenden Vortrag bestätigen.   Netzwerkkoordinatorin Sieglinde Hauser bieten
       Als ein ganz neues Arbeitsgebiet stellte er das Pro-  die Fachberaterinnen Workshops und Vorträge   Bild 3: Imkern mit Flachzargen,
       jekt „Blühinsel“ vor, das die Landesanstalt in Zu-  über Bienen, Bienenprodukte und deren äußerst   Quelle: Friedemann Sigrist
       sammenarbeit mit der LVG Heidelberg bearbei-  vielfältige Herstellung- und Anwendungsmöglich-
       tet. Ein weiterer Schwerpunkt von Forschungs-  keiten an, bei denen Vereine, Schulen, Kindergär-
       projekten ist das Thema Pflanzenschutzmittel und   ten sowie Einzelpersonen Kochen und Backen
       deren Wirkung auf Bienen. So wurde z.B. festge-  mit Honig oder das Herstellen von Gesundheits-
       stellt, dass eine Tankmischung aus einem als bie-  und Wellnessprodukten erlernen können.
       nenfreundlich eingestuften Insektizid (Neonikoti-
       noid) und einem Fungizid in blühenden Kulturen
       die Bienengefährlichkeit erhöht, während die ein-  Imkern mit Flachzargen
       zelnen Wirkstoffe als bienenungefährlich einge-
       stuft wurden.                            Friedemann Sigrist stellte ein „Rückenschonen-
                                                dem Betriebssystems“ vor. Anschaulich zeigte der
                                                Zuchtobmann und Bienensachverständige die
       Varroamilbe als Hauptgrund für           Vorteile von Flachzargen sowohl im Honig- als
       Winterverluste                           auch im Brutraum. Er betont, neben der deutli-
       Analysen aus dem Langzeitprojekt „Deutsches   chen Gewichtsreduzierung um ein Drittel, die ein-
       Bienenmonitoring“ (DeBiMo), weisen laut Dr.   fachere Handlichkeit und Übersichtlichkeit. Zu-
       Rosenkranz darauf hin, dass nach wie vor der Be-  dem sei aufgrund der geringeren Zargengröße die
       fall mit Varroamilben und damit verbundene vira-  Einengung zur Regulierung des Wärmehaushalts
       le Sekundärinfektionen der Hauptgrund für Win-  i. d. R. nicht notwendig und es würden keine Ho-  Karin Stock-de Oliveira
       terverluste sind. Die vier wichtigsten von der   nigkränze im Brutraum gebildet, da sich der ge-  Souza
       Varroa-Milbe übertragenen Viren seien das Akute   samte Honig im (kleineren) Honigraum befände.   Regierungspräsidium
       Bienen Paralyse Virus (ABPV), das Chronische   Da volle Bienenkästen selbst mit Flachzargen sehr   Stuttgart
       Bienen Paralyse Virus (CBPV), das Flügeldefor-  schwer sind, wies Sigrist nachdrücklich auf eine   Telefon: 0711 904-13327
       mationsvirus (DWV) und das Sackbrutvirus   rückenschonende Haltung bei der Arbeit und auf   Karin.Stock-
       (SBV).                                   rückenschonende Arbeitshilfen hin.      deOliveiraSouza@rps.bwl.
                                                                                         de



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