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Gartenbau und Sonderkulturen





       Klimadaten aufgezeichnet. Hinsichtlich Windrich-
       tung, Windstärke und Lufttemperatur müssen gewis-
       se Grenzwerte eingehalten werden, die je nach Para-
       meter nicht über- oder unterschritten werden dür-
       fen. Jede Messung eines einzelnen Geräts mit be-
       stimmter Düsenbestückung und Einstellung wird
       dreifach wiederholt. Anschließend wird die Menge
       des sedimentierten Farbstoffs in den Petrischalen im
       Labor mittels Flurometer ausgewertet. Aus der Zu-
       sammenfassung  der Daten  aller  Wiederholungen
       wird eine Abdriftreduktionskurve erstellt. Durch den
       Vergleich der Werte mit sogenannten Basiswerten,
       die in der Vergangenheit festgelegt wurden, kann das
       gemessene Gerät in die entsprechende Klasse einge-
       ordnet werden: 50 %, 75 %, 90 % oder sogar 95 %
       Abdriftreduktion.


         Ziel des Projekts
                                                Bild 2: Aufstellung der ersten Reihe der Modellanlage
       Das Ziel des seit 2018 laufenden Projekts, das über
       das „Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen
       Vielfalt“ der baden-württembergischen Landesregie-
       rung finanziert wird, ist die Entwicklung einer künst-
       lichen Obstanlage zur Untersuchung praxisnaher
       Abdriftreduktions-Strategien. Eine Modellanlage
       bietet den Vorteil, neue abdriftmindernde Sprühge-
       räte, Düsen und neuartige Verfahren unter reprodu-
       zierbaren Bedingungen hinsichtlich deren Abdriftei-
       genschaften vergleichen zu können. Die Durchfüh-
       rung der Versuche kann zudem unabhängig von der
       Saison direkt am Standort stattfinden.


       Planung und Aufbau der „künstlichen
       Obstanlage“


       Die einzelnen Module, die die Modellanlage bilden,
       wurden unter Federführung des Sachgebiets Appli-
       kationstechnik des LTZ in Abstimmung mit dem
       Julius Kühn-Institut (JKI) und dem Kompetenzzen-  Bild 3: Sechsreihige Modellanlage mit installiertem Netz
       trum Obstbau – Bodensee in Bavendorf (KOB) ge-
       plant. Ein erster Prototyp eines 6 m langen und 3,5
       m hohen Stahlmoduls wurde am LTZ entwickelt und   Netze als „künstliche Laubwand“
       konstruiert. Die Produktion der Anzahl an Modulen,
       die für die  vorgeschriebene Behandlungsfläche für   Zur Simulation einer natürlichen Laubwand wurde
       Abdriftmessungen benötigt werden, wurde bei ei-  links und rechts direkt an den sechs Stahlreihen ein
       nem örtlichen Stahlbauer in Auftrag gegeben. Der   Netz installiert, das für die Abdriftmessungen herun-
       Aufbau der Anlage in sechs parallel verlaufenden, 50   ter gerollt wird und einen gewissen Luft- und Flüs-
       m langen Reihen mit einem Reihenabstand von 3,5   sigkeitswiderstand bildet. Aus einer Auswahl an Net-
       m fand auf einer Freifläche an der LTZ-Außenstelle   zen mit unterschiedlichen Maschenweiten, die von
       Rheinstetten-Forchheim statt. Auf der windabge-  einem feinmaschigen Insektenschutznetz bis zu ei-
       neigten  Seite  befindet  sich  mittig  der  äußersten   nem grobmaschigen Hagelschutznetz reichten, wur-
       „Baumreihe“ auf dem Boden das Messfeld, wobei die   de in Vorversuchen im Windkanal und in Vergleichs-
       Abdrift in fünf Messabständen von 3 m bis 20 m   messungen in einer natürlichen Obstanlage das opti-
       Entfernung in jeweils 10 Petrischalen sedimentiert.   male Netz ermittelt.




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