Page 63 - Landinfo 4_2020_Schwerpunktthema Bio und Regional
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Aus den Landesanstalten
























       Abb1: NIR-Spektren von Grassilage, Heu, Maissilage, Soja




       •   Die (geschwächte) reflektierte Strahlung   Bei der NIRS-Analytik ist dies jedoch nicht
          wird mit der eingestrahlten Strahlung ver-  möglich, da keine einzelnen Messwerte anfal-
          glichen und im IR-Spektrum dargestellt.  len, sondern nur ganze Spektren, die alle Da-
                                                ten vereint enthalten (siehe Abb. 1). Mit Hilfe
       •   Das aufgenommene IR-Spektrum zeigt,   von mehreren aufeinanderfolgenden, kom-
          bei welcher Wellenlänge wieviel Strah-  plexen mathematischen und statistischen Re-
          lungsenergie in Schwingungsenergie um-  chenverfahren kann daraus ein sogenanntes
          gewandelt wurde.                      Kalibrierungsmodell berechnet werden. Die
                                                NIR-Spektroskopie ist somit ein indirektes
       •   Hieraus  kann  man  ableiten,  welche  Bin-  Messverfahren, ein sogenanntes chemometri-
          dungen bzw. Substanzen in der Probe ent-  sches Verfahren. Man spricht hier auch von
          halten sind.                          einem Schätzverfahren, da die Ergebnisse sta-
                                                tistisch abgeschätzt werden.
       Zu beachten ist hierbei, dass dies nur bei Mo-
       lekülbausteinen  funktioniert,  die ihr  Dipol-  Bei der Erstellung des Kalibrierungsmodells
       moment verändern, wenn sie schwingen. Die   der NIRS-Analytik liegen auch die Herausfor-
       wichtigsten Molekülgruppen sind hierbei   derungen der Technik und die Grenzen der
       O-H, C-H und N-H.                        Methodik begründet. Sind bei der klassischen
                                                Analytik vier bis acht Proben mit bekannter
                                                Konzentration zur Kalibrierung ausreichend,
         Berechnung des Kalibrierungsmodells    braucht die NIRS-Analytik zur Berechnung
                                                eines Kalibrierungsmodells die Spektren ei-
       Die Erzeugung des NIR-Spektrums ist je-  ner Vielzahl von Proben und die dazugehöri-
       doch nur ein Teil der Analyse. Nun muss aus   gen Messwerte (Referenzwerte) der ge-
       dem Spektrum die Information der quantita-  wünschten Parameter, die durch konventio-
       tiven Gehalte der zu bestimmenden Parame-  nelle Laboruntersuchungen bestimmt wer-
       ter gewonnen werden. Bei den meisten klassi-  den. Abhängig von der Probenart (Matrix)
       schen Analyseverfahren geschieht dies über   werden mindestens 100 bis 150 Datensätze
       eine einfache Kalibrierung. Hierzu werden   pro NIRS-Kalibrierungsmodell benötigt. Da
       Proben (Standards) mit bekannter Konzent-  es sich hierbei um ein statistisches Modell
       ration gemessen und der Messwert gegen die   handelt, steigt die Qualität der Kalibrierung
       bekannte Konzentration aufgetragen. Es ent-  mit der Anzahl an Proben die in das Kalibrie-
       steht  im  Idealfall  eine  Gerade, die  mit  der   rungsmodell einfließen. Es gibt durchaus Ka-
       Konzentration ansteigt. Vergleicht man den   librierungen die mehrere tausend Datensätze
       Messwert einer unbekannten Probe mit die-  enthalten.
       ser Gerade, kann man die gesuchte Konzent-
       ration der Probe aus dem Verlauf der Gera-  Grundlage der Kalibrierung bleibt jedoch im-
       den ablesen.                             mer die konventionelle Laboranalytik und die
                                                damit verbundene Messunsicherheit. Zu die-
                                                ser Komponente muss natürlich noch die Un-



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