Page 63 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Beratung und Bildung





       aufzeigte. Im Hinblick auf den Tagungstitel stellte   Dies stelle für Projekte mit generell langen Inves-
       er ein Weitergehen auf dem bisherigen Weg von   titionszeiträumen – ob im Energiebereich oder in
       Landwirtschaft und Beratung – dem Weg der Ori-  der Schweinemast – ein großes Problem dar.
       entierung am Markt mit der Folge des Wachsens
       oder Weichens – sehr in Frage. Der enorme Struk-  Den  Fokus auf die Ethik als Gegenpol  zum
       turwandel,  der  u.a.  daraus  entstünde,  dass  sich   Wachstum  ohne  Grenzen  setzte  Jan  Grossarth,
       stets die besten 25% der besten 25% der besten   Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zei-
       25% Betriebe weiterentwickeln könnten, sei von   tung. Er appellierte an Landwirte/Landwirtinnen
       der Gesellschaft, für die das Ideal der bäuerlichen   und Beratungskräfte, proaktiv den Dialog mit den
       Landwirtschaft einen hohen Stellenwert ein-  Verbrauchern zu suchen, und lud dazu ein, einmal
       nimmt, darüber hinaus so nicht gewollt. Die Aus-  ein Tierschutzbuch zu lesen oder eine Tierethik-
       richtung der landwirtschaftlichen Produktion in   konferenz zu besuchen, anstatt vorschnell in Ab-
       Richtung Nachhaltigkeit allein durch Ordnungs-  wehrhaltungen zu verfallen.
       recht als „Alternativroute“ sei hingegen ebenfalls
       ein Weg in die falsche Richtung. Es gelte vielmehr,
       wirklich neue Wege zu beschreiten, auf denen eine   Rundumblick über den Tellerrand   Statements von
       Ordnungspolitik, die mehr Tierwohl und Umwelt-  hinaus                            Tagungsteilnehmern
       schutz regelt, kombiniert wird mit einer entspre-
       chenden Förder- und Ausgleichspolitik, die den   Wieviel Potenzial in der IALB steckt, wurde bei
       damit einhergehenden Mehraufwand für landwirt-  einer Projekt- und Ideenbörse in Form einer Pos-
       schaftliche Betriebe ausgleicht. Gleichzeitig müsse   terpräsentation  deutlich:  Die  Tagungsteilneh-
       bei den Verbrauchern die Bereitschaft geweckt   merinnen und -teilnehmer konnten über 20 Bera-
       werden, diese Mehrkosten mitzutragen.    tungsprojekte und Beratungstools in einem „frei-
                                                en Markt“ je nach Eigeninteresse kennenlernen,
       Das Praxisbeispiel eines nordrhein-westfälischen   sich miteinander darüber austauschen und ihre
       landwirtschaftlichen Unternehmers, der produ-  Fragen dazu mit den Ideen- und Projektvertretern
       ziert, „was der Kunde verlangt und bezahlt“ – im   klären. Die Themen reichten von Bilanzanalyse-
       konkreten Fall Mastschweine und regenerative   programmen über Videoclips als Beratungsinstru-
       Energie aus Wind, Photovoltaik und Biogas mit   ment bis hin zu Agrar-Umwelt-TV.
       einem Umfang von 8.500 Mastplätzen und 400 ha
       LF –, rundete diesen Eindruck der Agrarstruktur   Die Posterpräsentation mit anschließender Prä-
       des Gastgeberlandes ab. Der Land- und Energie-  mierung der besten Ideen bot die Gelegenheit,
       wirt Martin Schulze Lohoff betonte dabei, dass   neue Ansätze für das eigene Arbeitsgebiet mitzu-
       das größte Risiko für ihn als Unternehmer weder   nehmen und auch Kontakte für eine mögliche
       im Wetter, noch in der Technik, noch in den Märk-  künftige Zusammenarbeit zu knüpfen.  Bilder der Exkursion
       ten liege, sondern allein im staatlichen Handeln.





























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                                                                                         Bilder: LWK NRW



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