Page 10 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
P. 10
Schwerpunktthema
160
Abbildung 4 140 Rinder machen derzeit ca. 2,5% der Gesamt-
Zeitliche Entwicklung der 120 THG-Emissionen des Landes aus.
Methanemissionen aus der 100
Landwirtschaft in Baden- 80
Württemberg von 1990 bis 2013. Methanemissionen [1000 t CH4] 60 Je effizienter und bedarfsgerechter die Stick-
(Daten: Statistisches Landesamt stoffdüngung erfolgt, desto geringere N O-
2
Baden-Württemberg). 40 Emissionen aus dem Boden sind anzuneh-
20
0 men. Ammonium oder Nitrat, das von den
Pflanzen aufgenommen wurde, steht für wei-
tere Nitrifikation und Denitrifikation im Bo-
den und damit als Lachgasquelle nicht mehr
zu Verfügung. Möglichst geringe N-Über-
9000
schüsse und Nitratgehalte im Boden sind also
8000 anzustreben. Darüber hinaus sollte einmal ins
7000
Lachgasemissionen [t N2O] 6000 Landwirtschaft insgesamt System gebrachter Stickstoff im Sinne einer
Kaskadennutzung optimal ausgenutzt wer-
5000
landwirtschaftlich genutzte Böden
den. Das heißt, Wirtschaftsdünger sollte op-
4000
Viehwirtschaft
timal ins betriebliche Düngesystem einge-
3000
LULUCF
2000
1000 Biogas- und Vergärungsanlagen passt und ausgenutzt und der Einsatz von
Mineraldünger aufs Notwendige beschränkt
0
werden. Dadurch wird der Input energiein-
tensiv hergestellten neuen Stickstoffs ins Sys-
tem vermieden und auch die damit verbunde-
nen THG-Emissionen (CO , N O) bei der
2
2
Abbildung 5 ment durchaus noch Potentiale der THG- Produktion. Weitere Einflussmöglichkeiten
Zeitliche Entwicklung der Minderung für den Betrieb bestehen, sind die für den Landwirt bestehen darin, Bodenver-
Lachgasemissionen aus Einflussmöglichkeiten für den Landwirt auf dichtungen und -vernässungen zu vermeiden,
landwirtschaftlichen Quellen in
Baden-Württemberg von 1991 bis die Methanentstehung im Wiederkäuer-Ver- eine gute Bodenstruktur mit hohem Porenan-
2013. (Daten: Statistisches dauungstrakt eher gering (bONgArtZ et al. teil für die Durchlüftung zu gewährleisten –
Landesamt Baden-Württemberg).
2011). Hier liegen die Stellschrauben auf ei- dazu trägt auch Humus bei - und Nitrifikati-
ner übergeordneten Ebene: bei der Züch- onsinhibitoren einzusetzen, die nachweislich
tung, bei der Nachfrage nach Milch und die N O-Freisetzung vermindern (ruser und
2
Fleisch und damit schließlich bei der Anzahl sCHuLZ 2015). Die Entwicklung der N O-
2
der Rinder. Emissionen aus der Landwirtschaft in Baden-
Württemberg zeigt (Abb. 5), dass keine nach-
Die Entwicklung der Methanemissionen aus haltigen Emissionsreduktionen erzielt wer-
der Landwirtschaft Baden-Württembergs den konnten, sondern die Emissionen seit
(Abb. 4) zeigt denn auch, dass nach anfänglich 2009 eher im Steigen begriffen sind. Ursäch-
deutlichem Rückgang, der hauptsächlich lich ist die Freisetzung von N O aus den Bö-
2
durch Abbau der Rinderbestände bedingt den, die auf entsprechende stickstoffhaltige
war, seit etwa 2004 eine Stagnation in der Ent- Düngermengen zurückzuführen ist, denn die
wicklung eingetreten ist. Man sollte freilich Emissionen werden proportional zur Menge
nicht aus dem Auge verlieren, dass nur die des aufgebrachten Stickstoffs berechnet.
Haltung von Rindern eine wirtschaftlich sinn-
volle Nutzung von Grünland und damit den Der Erhalt organischer Substanz im Boden
Erhalt der bedeutenden Vorräte an organi- bedeutet zum einen den Erhalt von Grünland
schem Kohlenstoff im Grünlandboden und und zum andern einen dauerhaft ausgegliche-
eines erheblichen Anteils der Biodiversität ner Humushaushalt. Innerhalb einer Frucht-
gewährleistet. Auch angesichts eines Selbst- folge sollten sich humuszehrende und hu-
versorgungsgrads an Rindfleisch von 66% musmehrende Kulturen bzw. humusanrei-
und Milch von 59% (Bezugsjahr 2011) in chernde Maßnahmen (z.B. organische Dün-
Dr. Holger Flaig Baden-Württemberg (Landtag B-W 2013) ist gung oder Zwischenfrüchte) so ergänzen,
LTZ Augustenberg fraglich, ob eine weitere deutliche Verringe- dass die langfristige Humusbilanz mindestens
Tel. 0721/ 9468-193 rung der CH -Emissionen zu erwarten ist. ausgeglichen ist.
4
holger.flaig@ltz.bwl.de Die CH -Emissionen aus der Verdauung der Literatur
4
8 Landinfo 5 | 2017