Page 8 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
P. 8

Schwerpunktthema





                                   schaftlich genutzten Fläche, dennoch sind sie   gehören in Deutschland die Emissionen aus
                                   mit 35,6 Mio. t CO  für ca. 4% der Gesamte-  der Fermentation bei der Verdauung (3.A),
                                                   2
                                   missionen Deutschlands verantwortlich.   aus der Behandlung von Wirtschaftsdüngern
                                                                            (3.B) und aus den landwirtschaftlichen Böden
                                   Die THG-Emissionen aus Landnutzungsän-   (3.D). Seit 2015 gehört noch die CO -Emissi-
                                                                                                          2
                                   derungen haben in der Kategorie Ackerland   on aus Kalkung und Harnstoffdüngung
                                   vom Basisjahr 1990 bis 2014 um 14% zuge-  (3.G-I) und CH  und N O aus der Vergärung
                                                                                                2
                                                                                         4
                                   nommen. Hauptursache ist der Umbruch von   von Energiepflanzen (3.J) dazu. Die CO -
                                                                                                                 2
                                   Grünland in Ackerland. Die Umbruchsfläche   Emissionen  aus  der  Energienutzung inner-
                                   hat seit 2005 in Deutschland um fast     halb der Landwirtschaft sind bei der Inventar-
                                   275.000 ha und damit die Emissionen um fast   berichtserstattung der Quellgruppe „Energie
                                   2 Mio. t CO  zugenommen (UBA 2016). In   – Verbrennung von Brennstoffen - Sonstige:
                                              2
                                   Baden-Württemberg ist seit Dezember 2011   Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistun-
                                   ein Grünlandumwandlungsverbot in Kraft.   gen, Land-, Forstwirtschaft und Fischerei
                                                                            (1.A.4c ii (i))“ zugeordnet. Die Emissionen
                                   Für Baden-Württemberg liegen analoge Be-  aus Landnutzungsänderungen werden unter
                                   rechnungen noch nicht vor. Daher wurden   der Quellgruppe 4 „Landnutzung, Landnut-
                                   für diesen Bericht zumindest die CO -Emis-  zungsänderung und Forstwirtschaft (LU-
                                                                   2
                                   sionen abgeschätzt. Baden-Württemberg hat   LUCF)“ erfasst (UBA 2016).
                                   im gesamtdeutschen Vergleich mit 1,3% nur
                                   eine geringe Moorfläche. Die genutzten Moo-  Der Anbau nachwachsender Rohstoffe er-
                                   re machen ca. 2% der landwirtschaftlichen   folgt nicht zuletzt zu dem Zweck, fossile Roh-
                                   Nutzfläche aus. Die Emissionsabschätzun-  stoffe zu ersetzen, deren Ressourcen zu scho-
                                   gen aus landwirtschaftlicher Nutzung der   nen und die Emission von Treibhausgasen zu
                                   Moore und Anmoore  bewegen sich zwischen   verringern. Auch wenn der Kohlenstoff für
                                   591.000 t und 732.000 t CO . Sie erhöhen den   den Aufbau der Biomasse vorher durch die
                                                          2
                                   Emissionsbeitrag der Landwirtschaft aus CH    Photosynthese der Atmosphäre als CO  ent-
                                                                        4
                                                                                                             2
                                   und N O (CRF-Sektor 3) jedoch um immer-  nommen wurde, ist die Produktion von Ener-
                                         2
                                   hin 15% und damit auf ca. 6,8% der Gesamt-  giepflanzen dennoch nicht klimaneutral. Die
                                   THG-Emissionen des Landes, noch ohne     Kulturen werden gedüngt, Schlepper ver-
                                   Vorleistungen.                           brauchen Treibstoff, die Veresterung von
                                                                            Pflanzenöl kostet Energie und im Zuge des
                                                                            Biogasbooms der letzten Jahre wurde auch
                                     Bilanzierung von Treibhausgasen        manche humusreiche Grünlandfläche für den
                                                                            Anbau von Silomais für die Biogasanlage um-
                                   Treibhausgasbilanzierung kann verschiedene   gebrochen und die Kohlenstoffvorräte im
                                   Ziele haben:                             Boden sukzessive als CO  freigesetzt.
                                                                                                 2
                                   •  Bilanzierung im Rahmen internationaler   Langfristig ist der Anbau von Energiepflan-
                                     Berichtspflichten (Klimarahmenkonventi-  zen nur sinnvoll, wenn die Einsparung von
                                     on der UN)                             Energie und Treibhausgasen auch nach Ab-
                                   •  Bilanzierung nachwachsender Rohstoffe,   zug der bei der Produktion und Aufbereitung
                                     vor allem von Energiepflanzen, z.T. auch   anfallenden Energieaufwendungen und
                                     im Rahmen von Berichtspflichten (Rene-  THG-Emissionen ausreichend groß bleibt.
                                     wable Energy Directive (RED) der EU)   Die EU-Gesetzgebung hat bereits 2009 Vor-
                                   •  Bilanzierung von CO -Fußabdrücken von   schriften erlassen, wie groß die THG-Einspa-
                                                       2
                                     Produkten, in diesem Fall Lebensmitteln  rungen bei Treibstoffen und Strom aus flüs-
                                   •   Bilanzierung einzelner Kulturarten und   sigen biogenen Energieträgern mindestens
                                     Fruchtfolgen                           sein müssen. In deutsches Recht umgesetzt
                                   •  Bilanzierung einzelner Betriebe       wurde die Richtlinie durch die Biokraftstoff-
                                                                            Nachhaltigkeitsverordnung    (Biokraft-
                                   Die Bundesrepublik Deutschland hat sich da-  NachV) und die Biomassestrom-Nachhaltig-
                                   zu verpflichtet, regelmäßig Emissionsberich-  keitsverordnung (BioSt-NachV). Demzufol-
                                   te auf Basis internationaler Vorgaben zu er-  ge müssen Biokraftstoffe und die eingesetzte
                                   stellen. Zur Quellgruppe 3 „Landwirtschaft“   flüssige Biomasse zur Stromerzeugung ein






          6                                                                                       Landinfo 5 | 2017
   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13