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Gartenbau und Sonderkulturen
unterscheiden sich die Sorten in den verschie- Tab. 2: Übersicht über eingesetzte wachstumsfördernde Präparate in Feldsalat
denen Versuchsjahren auf Grund der vor- 2018-2023
herrschenden Witterung sehr stark. Vergleicht
man die Temperaturverhältnisse einzelner Präparat Hersteller/Herkunft Produkt-Beschreibung
Kulturjahre bezogen auf den gleichen An- Rhizovital 42 fl Biofa GmbH Bodenhilfsstoff/ Mikroor-
bauzeitraum, sind diese geradezu konträr ganismenpräparat
(Abb. 1). Algovital Plus Biofa GmbH Pflanzenhilfsmittel
Lithovit – Standard Tribodyn AG/ Biofa GmbH Blattdünger
Die Sorte 'Elan' (Bi) erzielt bei kurzer Kultur- Silizium Lebosol Dünger GmbH Blattdünger
dauer und kühlen Temperaturen höhere Er- Aminosol-PS Lebosol Dünger GmbH Pflanzenstärkungsmittel
träge als 'Festival' (Hz). Dies kann die Sorte
'Festival' im gleichen Jahr bei längerer Kultur- Bio-Aminosol Lebosol Dünger GmbH Pflanzenstärkungsmittel
dauer mit hohen Erträgen und gesunder Wa- Komposttee Nach Herstellerangaben Wachstumsförderer (Bo-
re wieder relativieren. Insbesondere bei frü- selbst angesetzt denapplikation)
her Pflanzung und wärmeren Temperaturen Quelle: LVG Heidelberg
erreicht 'Festival' durch ihre Sorteneigen-
schaften eindeutig höhere Erträge als 'Elan'. gern zählen hierzu z. B. Pflanzenstärkungs-
Zwar zeigt 'Elan' immer noch relativ hohe mittel, Pflanzenhilfsmittel oder Bodenhilfs-
Erträge, beginnt jedoch flächendeckend zu stoffe. Je nach Präparat soll die Nährstoffauf-
löffeln, was von vielen Kundinnen und Kun- nahme verbessert, Stress reduziert oder die
den nicht gewünscht ist. D. h. eine entspre- Qualität der Pflanzen insgesamt verbessert
chende Berücksichtigung des Pflanztermins, werden. Der Einsatz solcher Präparate in der
die angestrebte Kulturdauer und die jeweili- Kultur Feldsalat ist damit naheliegend. Daher
gen Sorteneigenschaften sind bei der Sorten- wird neben den klassischen Sortenversuchen
wahl äußerst wichtig. auch der Einsatz dieser Wachstumsförderer
bzw. Biostimulanzien regelmäßig erprobt.
Für die Praxis bedeutet das: Um eine kontinu-
ierliche Ernte im Gartenbaubetrieb zu ge- Je nach Versuchsdesign werden neben den
währleisten und das Risiko hinsichtlich Witte- behandelten Varianten und der unbehandel-
rungsbedingungen und Schaderregern zu ten Vergleichsgruppe auch Parzellen nur mit
streuen, bietet es sich an, mindestens zwei Wasser, jedoch ohne Präparat behandelt. Die
unterschiedlich schnelle Sorten anzubauen. Versuchsergebnisse der letzten Jahre zeigen
Um einen guten und aktuellen Überblick zu unabhängig vom eingesetzten Präparat kei-
haben, müssen daher die Sorten stets über- nen signifikanten Effekt der eingesetzten
prüft und mit neuen Sorten verglichen wer- Mittel (Tab. 2). Ein Mehrertrag ist in der Regel
den. Daher ist auch in diesem Herbst wieder entweder auf die Sorte oder den Einsatz von
ein Sortenversuch zum Feldsalat an der LVG Wasser verglichen mit der Kontrolle zurück-
Heidelberg geplant. zuführen.
Allerdings muss in diesem Zusammenhang
Einsatz von Wachstumsförderern erklärt werden, dass die Anwenderpraxis ins-
besondere bei Bodenhilfsstoffen von länge-
Wie schon angedeutet, muss sich der Garten- ren und regelmäßigeren Einsatzzeiträumen
bau im Herbst und Winter einigen Herausfor- berichtet. Der Einsatzzeitraum der Präparate
derungen im Anbau von Feldsalat stellen. in einer Kultur wie Feldsalat ist vergleichswei-
Lichtbedingungen und Temperaturen sind se kurz bemessen. Eine abschließende Aussa-
meist nicht optimal und bedeuten Stress für ge zur generellen Wirksamkeit der getesteten
die Pflanzen, was nicht zuletzt mit Ertrags- Stoffe bleibt daher offen.
einbußen einhergehen kann. Zusätzlich wer-
den bestimmte Schaderreger, z. B. Mehltau-
pilze oder Gelbe Welke, durch die Witte- Fazit
rungsbedingungen gefördert.
An der LVG Heidelberg werden weiterhin
Auf dem Markt sind diverse Präparate erhält- Präparate gerade in den klassischen Herbst- Sabine Reinisch
lich, die natürliche Prozesse in der Pflanze kulturen getestet und auch in Zukunft werden LVG Heidelberg
stimulieren oder vor Beeinträchtigungen weitere statistisch belastbare Versuche im Be- Sabine.Reinisch@lvg.bwl.
schützen sollen. Neben klassischen Blattdün- reich des Feldsalates folgen. de
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