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Gartenbau und Sonderkulturen





       Haskap-Beeren - neues Trendprodukt?
       Am Weinsberger Obstbautag wird traditionell
       auch immer eine besondere Kultur unter den
       Sonderkulturen vorgestellt. In diesem Jahr
       berichtete Dr. Thomas Karl Schlegel von der
       Landesanstalt für Landwirtschaft und Gar-
       tenbau Sachsen-Anhalt über die Haskap-Bee-
       re, die vielen auch als Maibeere oder Kamt-
       schatka-Beere bekannt ist. Diese Beerenart ist
       außerordentlich verträglich gegenüber Blü-
       tenfrösten und reift Mitte Mai bis Ende Juni.
       Gekühlt sind die Beeren 2 - 4 Wochen lager-
       fähig. Der Geschmack ist süß-säuerlich und
       erinnert an Heidel-, Brom- oder auch Him-
       beeren. Aufgrund ihres hohen Gehaltes an
       Antioxidantien und Vitamin C gehören die
       Haskap-Beeren zum sogenannten Super-
       Food und haben das Potential zum Trendpro-
       dukt mit positivem Image. Mit 6 - 10 mm
       Fruchtdurchmesser sind die Beeren leider
       sehr klein, zudem reifen die Früchte folgernd.
       Die Sorten Boreal Beauty, Honeybee und Bo-
       real Blizzard erwiesen sich in einem Gemein-
       schaftsversuch an drei Standorten (Gülzow,
       Langförden, Quedlinburg) als empfehlens-
       werte Sorten. Haskap-Beeren reagieren sehr
       empfindlich auf Wassermangel und benöti-  als Marke aufgebaut und als nachhaltiges Pro-  Bild 2: Haskap-Beere; Quelle:
       gen ein gleichmäßiges Wasserangebot. Die   duktionskonzept kommuniziert werden. Zu   Landesanstalt für Gartenbau
       Ernte von Hand ist sehr zeitaufwändig und die   diesem Zweck wurden bereits zwei Modellan-  und Landwirtschaft Sachsen-
       Bestimmung des richtigen Erntezeitpunkts   lagen mit jeweils 15 schorfresistenten Apfel-  Anhalt
       braucht Erfahrung. Untersuchungen zur ma-  sorten auf Praxisbetrieben mit unterschiedli-
       schinellen Ernte müssen noch erfolgen.   chen klimatischen Bedingungen erstellt. Der
                                                Anbau erfolgt mit drei verschiedenen Fungi-
                                                zidprogrammen, die im Vergleich zu einer
       „FAIRDI“ zukünftig neue Dachmarke?       unbehandelten Kontrolle bis zu 60 % Pflan-
       Der Höhepunkt des Nachmittags am Weins-  zenschutzmittel einsparen können. In Kon-
       berger Obstbautag 2024 war sicherlich die   sumententests müssen die neuen Sorten zei-
       Vorstellung der Initiative „FAIRDI - natür-  gen, ob sie optisch und geschmacklich den
       lich vom Bodensee“ durch Herrn Andreas   Standardsorten ebenbürtig oder gar überle-
       Ganal von der Obstregion Bodensee e. V..   gen sind. Am Ende des Prozesses steht FAIR-
       Das Ziel dieser Initiative ist ein Produktions-   DI als Dachmarke über mehreren ausgewähl-
       und Vermarktungskonzept mit Mehrwert für   ten Sorten.
       Erzeugerbetriebe, Gesellschaft und Umwelt
       gleichermaßen auf der Basis von Fairness in
       allen genannten Bereichen. FAIRDI legt ei-  Glyphosat - bis 2033 erlaubt
       nen Schwerpunkt auf den Anbau von resis-  Manuel Geiser vom Regierungspräsidium
       tenten Sorten, wodurch Pflanzenschutzmittel   Stuttgart referierte zum Thema „Aktuelles
       eingespart, Kosten gesenkt und „freie“ Sor-  aus dem Pflanzenschutz“. Dieses Jahr galt ein
       ten im Erwerbsobstbau etabliert werden sol-  besonderes Augenmerk der Verlängerung der
       len. Mit Biodiversitätsmaßnahmen soll die   Wirkstoffzulassung von Glyphosat durch die
       Arten- und Individuenvielfalt in Obstanlagen   EU-Kommission am 16.11.2023 für weitere
       gesteigert und diese Leistungen der Landwirt-  10 Jahre, d. h. bis 2033. Aktuell regelt die Eil-
       schaft in der Öffentlichkeit auch sichtbar ge-  verordnung des Bundesministeriums für Er-
       macht werden. Ebenso werden der Energie-  nährung und Landwirtschaft den Einsatz gly-
       verbrauch der Obsterzeugung als CO -Fuß-  phosathaltiger Mittel bis zum 30.06.2024. An
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       abdruck ermittelt und Möglichkeiten der   einer Folgeverordnung wird aktuell gearbei-
       Energieeinsparung untersucht. FAIRDI soll   tet. Weiterhin wies er auf die erweiterte Do-


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