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Gartenbau und Sonderkulturen





                                     Die Themen 2024                        Kommunen und  Genehmigungsbehörden.
                                                                            Die Tropfbewässerung ist mittlerweile Stan-
                                   Benjamin Wittum vom RPS berichtete über   dard bei der Zusatzbewässerung von Sonder-
                                   Fördermöglichkeiten der Bewässerungsinfra-  kulturen. Der zusätzliche Wasserbedarf ist
                                   struktur. Für die Errichtung gemeinschaftli-  von Art zu Art unterschiedlich: beispielsweise
                                   cher Strukturen zum Zwecke der Bewässe-  benötigt Kernobst 500-600 m³/ha/Jahr, bei
                                   rung und Frostschutzberegnung in landwirt-  Erdbeeren liegt der Bedarf bei 1.000-1.200
                                   schaftlichen Kulturen können öffentliche   m³/ha/Jahr. Die maximale Höhe der Wasser-
                                   Gelder in Anspruch genommen werden, so-  gaben richtet sich nach den Bodenverhältnis-
                                   fern die Zuwendungsempfänger öffentlich-  sen, dem Wurzelhorizont und dem Bewässe-
                                   rechtlich anerkannte Boden- und Wasserver-  rungssystem. Die Häufigkeit der Wasserga-
                                   bände oder Gemeinden und Gemeindever-    ben muss am tatsächlichen Verbrauch ausge-
                                   bände sind. Förderfähig sind der Neubau   richtet werden. Dieser kann über die Messung
                                   oder die Erweiterung von überbetrieblichen   der Bodenfeuchte mittels Tensiometer oder
                                   Einrichtungen zur Entnahme oder der Spei-  nach klimatischer Wasserbilanz erfasst wer-
                                   cherung und Zuleitung von Wasser, ebenso   den. Das Beste ist ein kombiniertes Verfah-
                                   wie Anlagen zur Grundwassergewinnung.    ren.
                                   Die Förderung kann bis zu 50 % betragen,
                                   Machbarkeitsstudien können sogar mit bis zu
                                   70 % gefördert werden. Die Mindestinvestiti-  Präventives Wassermanagement
                                   onssumme beträgt 20.000 €, der Höchstbe-  Dr. Konni Biegert vom Kompetenzzentrum
                                   trag 3 Mio. €. Neben der Wasserverfügbarkeit   Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf be-
                                   aus Oberflächengewässern oder über Brun-  richtete über Möglichkeiten, die Wasserver-
                                   nenbohrungen müssen naturschutzrechtliche   sorgung in Obstanlagen zu verbessern. Sie
                                   und wirtschaftliche Aspekte für die Förder-  stellte zwei Ansätze zum präventiven Wasser-
                                   würdigkeit überprüft werden. In jedem Fall   management vor: Zum einen mit Bodenzu-
                                   müssen der anstehenden Investition eine   sätzen die Wasserspeicherkapazität des Bo-
                                   Wirtschaftlichkeitsberechnung und langfristi-  dens zu verbessern, zum anderen über Bo-
                                   ge Pachtverträge zugrunde liegen.        denauflagen die Verdunstung von der Boden-
                                                                            oberfläche zu verringern. In einem Versuch
                                                                            wurden sogenannte Bodenadditive  bei der
                                   Wasser - das große Überthema             Neupflanzung der Bäume mit in das Pflanz-
                                   Über den effizienten Umgang mit der knap-  loch gegeben. Neben Handelspräparaten wie
                                   pen Ressource Wasser referierte Elke Immik   Humintech Perlhumus® oder Novovit®
                                   vom Dienstleistungszentrum Ländlicher    wurden auch Bioaktive Kohle und Kompost
                                   Raum (DLR) in Oppenheim. In Rheinland-   mit und ohne Bewässerung verglichen. Es
                                   Pfalz sind in den letzten 10 Jahren nicht nur   zeigte sich, dass die Additive ohne Zusatzbe-
                                   die Temperaturen signifikant angestiegen,   wässerung nicht in der Lage waren, den Pro-
                                   sondern auch die Grundwasserneubildungs-  filwassergehalt des Bodens zu erhöhen. Die
                                   rate ist drastisch abgesunken. Die Böden wer-  laut Herstellerangaben empfohlenen Aus-
                                   den über den Winter nicht mehr „aufgetankt“   bringungsmengen können lediglich den Was-
                                   was zusammen mit den höheren Temperatu-  serbedarf eines Spindelbaumes für einen hal-
                                   ren für fortschreitende Trockenheit sorgt.   ben Tag abdecken. Die besten Effekte hin-
                                   Obwohl in Deutschland nur 2,2 % des ge-  sichtlich Ertragssteigerung hatten die Kom-
                                   wonnenen Süßwassers für landwirtschaftliche   poste bzw. Kohle-Kompostbeigaben,
                                   Beregnung verwendet werden, sind nachhal-  wahrscheinlich aufgrund ihres Nährstoffein-
                                   tige Konzepte zur Wasserbeschaffung und   trags. Unter den Bodenauflagen (Abdeckma-
                                   zur Zwischenspeicherung sinnvoll. Je nach   terialien) zur Reduzierung der Verdunstungs-
                                   örtlichen Gegebenheiten und Dimensionie-  rate trugen die Abdeckungen mit Kleegrassi-
                                   rung fallen für Wasserspeicherbecken Kosten   lage und Holzhäckselauflagen am meisten zur
                                   zwischen 4,60 € - 15,50 € je Kubikmeter an.   Erhöhung der Bodenfeuchte bei. Die Aussaa-
                                   Analog zum Vorredner sprach auch sie sich   ten von Klee oder Buchweizen in den Baum-
                                   für Bewässerungsgemeinschaften und die   streifen reduzierten durch ihre Konkur-
                                   Gründung von Wasser- und Bodenverbänden   renzwirkung um das Bodenwasser den Ein-
                                   aus. Die Vorzüge derartiger Gemeinschaften   zelbaumertrag deutlich und brachten zudem
                                   liegen bei Grundstücksüberquerungen, den   Probleme mit Feldmäusen.
                                   Fördermöglichkeiten und dem Umgang mit


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