Page 37 - Landinfo 5_2021 Akademie für Landbau und Hauswirtschaft Kupferzell
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Betrieb und Markt
erkennen. In Summe liegen der Auswertung
5.073 vollständige Jahresdatensätze (480 An-
lagen x Ø Betriebszeit ca. 10,5 Jahre, je Da-
tensatz 12 Monatswerte pro Jahr) mit Stand-
orten in Nord-Württemberg (Breitengrad: ca.
48,8° N; Himmelsrichtung der Modulfelder
zwischen Süd-Ost (135°) bis Süd-West (225°))
zugrunde. An dieser Stelle ein herzlicher
Dank an die Herren Thomas Braun und Fritz
Hube vom MBR SHA für die Erhebung und
Bereitstellung der anonymisierten Datenba-
sis.
Zielsetzung der Datenanalyse war es, die „op-
timale“ Modulausrichtung zu identifizieren.
Dazu wurden die Zusammenhänge zwischen
„Modulausrichtung“ und Jahresertrag, aber
auch der Verteilung des Jahresertrags auf die
einzelnen Monate (Jahres-Erzeugungslast-
gang) untersucht.
Bislang galten im Süden Deutschlands für die
Modulausrichtung folgende Faustregeln:
durchschnittlich 1.039 kWh/kWp Jahres- Abb. 1: Auswertungsergebnisse
A) Himmelsrichtung (Azimutwinkel): Mög- erträge, welche so hoch lagen wie diejeni- von 480 Anlagen; Bildquelle: LEL,
lichst ideale Südausrichtung. Geringfügige gen der Referenz (Anstellwinkel DN: 30°; Werner Schmid
Abweichungen sind tolerierbar. Bei stär- 1.039 kWh/kWp).
kerer Abweichung ist mit schwächeren
Erträgen zu kalkulieren. • Das Verhältnis zwischen dem spezifischen
Durchschnittsertrag an einem Sommertag
B) Anstellwinkel gegen Waagerecht (DN; (Jun) und demjenigen eines Wintertages
Dachneigung): Als ideal wird bei Südaus- (Dez) zeigt eine Korrelation zum Anstell-
richtung der Anlage ein Anstellwinkel von winkel („Faktor Sommer/Winter“). Bei
ca. DN: 30° genannt. Bei weitgehender Anlagen mit kleinem Anstellwinkel (DN:
Ost- oder Westausrichtung wird ein deut- 0° bis 9°) ist der Energieertrag an einem
lich flacherer Anstellwinkel (ca. DN: 15°) Sommertag durchschnittlich rund 9-fach
empfohlen. höher als an einem Wintertag. Bei der Re-
ferenz (DN: 25 bis 34°) liegt der Faktor bei
Die zusammenfassenden Ergebnisse sind in ca. 6:1, steil installierte Anlagen (DN:
Abbildung 1 dargestellt. Folgendes kann fest- >40°) weisen hingegen ein Verhältnis zwi-
gehalten werden: schen Sommer- und Winter-Tagesertrag
von 4 bis 4,5:1 auf.
• Der langjährige Durchschnittsertrag der
480 Photovoltaikanlagen lag in der Region • Ausschlaggebender Grund hierfür ist, dass
Nord-Württemberg bei 1.038 Kilowatt- die Anlagen mit einem Anstellwinkel grö-
stunden je Kilowattpeak (kWh/kWp). ßer 40° gegen Waagerecht mit rund 1 Ki-
lowattstunde pro Kilowattpeak und Tag
• Den höchsten Durchschnittsertrag erziel- sowohl nominal als auch relativ die höchs-
ten Anlagen mit einem Anstellwinkel von ten durchschnittlichen Winter-Tageserträ-
40 bis 44° gegen Waagerecht mit 1.055 ge erzielen, während es die Anlagen mit
kWh/kWp. sehr flachem Anstellwinkel kaum auf 0,5
kWh/kWp, Wintertag bringen.
• In Summe konnten, entgegen früherer An-
nahmen in der PV-Branche, auch mit stei- In Abbildung 2 sind die durchschnittlichen
lem Anstellwinkel hohe Jahreserträge er- Tageserträge der Klassen mit unterschiedli-
zielt werden. Anlagen mit Anstellwinkeln chen Anstellwinkeln (DN) zu den Monaten
größer 45° gegen Waagerecht erzielten mit der Sommersonnwende (JUN), Herbstbeginn
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