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Pflanzen- und Tierproduktion
Reinhard Dingler
Aktuelle züchterische Projekte an der LSZ Boxberg
Die Schweinehaltung in Deutschland hat sich derzeit mit den drei sogenannten K-Themenkreisen
auseinander zu setzen: Kastration, Kupierverzicht und Kastenstand. Den Schweinehaltern treibt es
Schweißperlen auf die Stirn. Sie brauchen dringend praxistaugliche Lösungen. Die LSZ Boxberg
beteiligt sich bezüglich dieser Problemfelder an der Erarbeitung von sowohl produktionstechnisch
orientierten Strategien, als auch an züchterischen Ansätzen. An dieser Stelle werden die züchterisch
angelegten Projekte kurz vorgestellt. Ausführliche und ständig aktualisierte Informationen dazu finden
sich auf der Homepage der LSZ.
Zucht-Projekte zum Themenkreis dukteber geprüft und mehr als 30 genetische
Verzicht auf die betäubungslose Marker gefunden wurden, die für die Ausprä-
Kastration gung von Ebergeruch verantwortlich sind.
Als eine maßgebliche Säule dieses Projekts
b dem Jahr 2021 ist die Kastration männ- wurde eine genomische Selektion gegen
Alicher Ferkel ohne wirksame Betäubung Ebergeruch entwickelt. Mit mehr als 1.700
in Deutschland nicht mehr zulässig. Alterna- Tieren konnte eine belastbare Referenzstich-
tiven wären die Kastration unter Vollnarkose, probe etabliert werden, anhand derer die Ge-
die Immunokastration und die Jungebermast. notypen der Kandidaten (Jungtiere) vergli-
Vor einigen Monaten wurde auch noch ein chen werden. Durch die Nutzung der geno-
möglicher 4. Weg in die Diskussion geworfen. mischen Selektion kann bereits beim jungen
Zuchtferkel erkannt werden, ob es günstige
Die LSZ setzt sich mit allen Alternativ-Me- oder ungünstige Genotypen für die Ausprä-
thoden auseinander. Unterstützung seitens gung von Ebergeruch besitzt. Zwischenzeit-
der Zucht ist aber vor allem beim Thema Jun- lich wurden mehr als 8.000 German Piétrain-
gebermast gefragt, während die anderen Al- Tiere mit einem Illumina 60k-Chip typisiert
ternativ-Methoden eher Management- und und für diese Tiere unter Berücksichtigung
Haltungsfragen bzw. rechtliche Vorausset- der Genotypen genomische Zuchtwerte für
zungen betreffen. Ebergeruch berechnet.
Eine wichtige Voraussetzung, um auf die
Kastration verzichten zu können, ist eine G-I-FER: Genomische Indikatoren für
deutliche Reduzierung des Anteils von mit Ebergeruch, Fruchtbarkeit und
Ebergeruch belasteten Schlachtkörpern aus Robustheit in Landrasse- und
der Jungebermast. In umfangreichen wissen- Edelschweinpopulationen
schaftlichen Untersuchungen früherer Jahre
wurde übereinstimmend festgestellt, dass mit Bei den züchterischen Strategien zur Reduzie-
der Konzentration der Leitsubstanzen And- rung des Ebergeruchs standen bisher die Va-
rostenon und Skatol im Eber-Speck die Ge- terrassen im Fokus. Aktuell wird auch an den
ruchsausprägung im Wesentlichen erklärt Voraussetzungen zur Reduzierung von Eber-
werden kann und dass eine züchterische Be- geruch bei den Mutterrassen gearbeitet. Um
arbeitung möglich ist. zukünftig ein integriertes Zuchtprogramm
gegen Ebergeruch aufbauen zu können, wer-
den an der Prüfstation Boxberg bereits seit
Genomische Selektion gegen 2012 regelmäßig Eberschlachtkörper aller
Ebergeruch bei Piétrain Rassen sowie von Mastendprodukten auf
Androstenon und Skatol beprobt.
Im Jahr 2014 wurde das deutschlandweit an- Im Rahmen des bundesweit angelegten Ver-
gelegte Verbundprojekt „Strat-E-Ger“ ge- bundprojektes G-I-FER, das im Jahr 2016 an
startet, in dessen Rahmen 3.000 Mastendpro- den Start ging, werden nun systematisch
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