Page 32 - Landinfo 5/2018 - Schwerpunkt Düngung
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Pflanzen- und Tierproduktion





          Reinhard Dingler


          Aktuelle züchterische Projekte an der LSZ Boxberg



          Die  Schweinehaltung  in  Deutschland  hat  sich  derzeit  mit  den  drei  sogenannten  K-Themenkreisen
          auseinander zu setzen: Kastration, Kupierverzicht und Kastenstand. Den Schweinehaltern treibt es
          Schweißperlen  auf  die  Stirn.  Sie  brauchen  dringend    praxistaugliche  Lösungen.  Die  LSZ  Boxberg
          beteiligt sich bezüglich dieser Problemfelder an der Erarbeitung von sowohl produktionstechnisch
          orientierten Strategien, als auch an züchterischen Ansätzen. An dieser Stelle werden die züchterisch
          angelegten Projekte kurz vorgestellt. Ausführliche und ständig aktualisierte Informationen dazu finden
          sich auf der Homepage der LSZ.



                                     Zucht-Projekte zum Themenkreis         dukteber geprüft und mehr als 30 genetische
                                     Verzicht auf die betäubungslose        Marker gefunden wurden, die für die Ausprä-
                                     Kastration                             gung von Ebergeruch verantwortlich sind.
                                                                            Als eine maßgebliche Säule dieses Projekts
                                       b dem Jahr 2021 ist die Kastration männ-  wurde  eine  genomische  Selektion  gegen
                                   Alicher Ferkel ohne wirksame Betäubung   Ebergeruch entwickelt. Mit mehr als 1.700
                                   in Deutschland nicht mehr zulässig. Alterna-  Tieren konnte eine belastbare Referenzstich-
                                   tiven wären die Kastration unter Vollnarkose,   probe etabliert werden, anhand derer die Ge-
                                   die Immunokastration und die Jungebermast.   notypen der Kandidaten (Jungtiere) vergli-
                                   Vor einigen Monaten wurde auch noch ein   chen werden. Durch die Nutzung der geno-
                                   möglicher 4. Weg in die Diskussion geworfen.   mischen Selektion kann bereits beim jungen
                                                                            Zuchtferkel erkannt werden, ob es günstige
                                   Die LSZ setzt sich mit allen Alternativ-Me-  oder ungünstige Genotypen für die Ausprä-
                                   thoden auseinander. Unterstützung seitens   gung von Ebergeruch besitzt. Zwischenzeit-
                                   der Zucht ist aber vor allem beim Thema Jun-  lich wurden mehr als 8.000 German Piétrain-
                                   gebermast gefragt, während die anderen Al-  Tiere mit einem Illumina 60k-Chip typisiert
                                   ternativ-Methoden eher Management- und   und für diese Tiere unter Berücksichtigung
                                   Haltungsfragen bzw. rechtliche Vorausset-  der Genotypen genomische Zuchtwerte für
                                   zungen betreffen.                        Ebergeruch berechnet.

                                   Eine wichtige Voraussetzung, um auf die
                                   Kastration verzichten zu können, ist eine   G-I-FER: Genomische Indikatoren für
                                   deutliche Reduzierung des Anteils von mit   Ebergeruch, Fruchtbarkeit und
                                   Ebergeruch belasteten Schlachtkörpern aus   Robustheit in Landrasse- und
                                   der Jungebermast. In umfangreichen wissen-  Edelschweinpopulationen
                                   schaftlichen Untersuchungen früherer Jahre
                                   wurde übereinstimmend festgestellt, dass mit   Bei den züchterischen Strategien zur Reduzie-
                                   der Konzentration der Leitsubstanzen And-  rung des Ebergeruchs standen bisher die Va-
                                   rostenon und Skatol im Eber-Speck die Ge-  terrassen im Fokus. Aktuell wird auch an den
                                   ruchsausprägung im Wesentlichen erklärt   Voraussetzungen zur Reduzierung von Eber-
                                   werden kann und dass eine züchterische Be-  geruch bei den Mutterrassen gearbeitet. Um
                                   arbeitung möglich ist.                   zukünftig ein integriertes Zuchtprogramm
                                                                            gegen Ebergeruch aufbauen zu können, wer-
                                                                            den an der Prüfstation Boxberg bereits seit
                                   Genomische Selektion gegen               2012 regelmäßig Eberschlachtkörper aller
                                   Ebergeruch bei Piétrain                  Rassen sowie von Mastendprodukten auf
                                                                            Androstenon und Skatol beprobt.
                                   Im Jahr 2014 wurde das deutschlandweit an-  Im Rahmen des bundesweit angelegten Ver-
                                   gelegte Verbundprojekt „Strat-E-Ger“ ge-  bundprojektes G-I-FER, das im Jahr 2016 an
                                   startet, in dessen Rahmen 3.000 Mastendpro-  den Start ging,  werden nun systematisch



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