Page 12 - Landinfo 4/2019 ULB Emmendingen
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Schwerpunktthema





          Michael Hoenig


          Saatmais im Landkreis Emmendingen

          Warum sehen manche Maisfelder im Landkreis Emmendingen so komisch aus?



          Mais ist eine viel angebaute Kultur im Landkreis Emmendingen, jedoch fallen manche Maisfelder
          durch  ihr  unterschiedliches Aussehen  auf.  Meistens  ist  die Wuchshöhe  geringer,  am Anfang  sind
          unbearbeitete  Streifen  zwischen  4  Maisreihen  zu  sehen,  dann  sieht  man  hier  Maispflanzen,  die
          offensichtlich nachgesät wurden (Bild 1). Im weiteren Verlauf des Jahres fehlen dann streifenweise die
          Maisfahnen (Bild 2). Später werden dann Streifen herausgemulcht (Bild 3). Es handelt sich hierbei um
          Mais zur Saatgutvermehrung.



                                     Wer lässt wieviel Saatmais               Wie funktioniert die
                                     produzieren?                             Saatmaisproduktion?


                                   Im Landkreis Emmendingen wird  auf ca. 500 ha Mais   Es werden genetisch einheitliche Linien („Inzuchtli-
                                   zur Saatgutvermehrung („Saatmais“) angebaut. Dabei   nien“) gezielt gekreuzt, indem von einer Linie („Mut-
                                   haben Landwirte meistens Produktionsverträge mit   terpflanzen“) die männlichen Geschlechtsteile un-
                                   dem Saatgutvermehrungsunternehmen Südgetreide   fruchtbar gemacht werden,  um eine Selbstbefruch-
                                   GmbH & Co. KG aus Weisweil, das bereits seit 1975   tung („Selbstung“) zu vermeiden. Diese Pflanzen
                                   die Vermehrung von Vorstufen- und Basissaatgut   können dann mit den Pollen der anderen Linie („Va-
                                   praktiziert.                             terpflanzen“) befruchtet werden.

                                                                            Das Kreuzen von wenig miteinander verwandten
                                                                            Individuen führt zu einer sehr leistungsfähigen
                                                                            Nachkommen-Generation (die so genannte „F1-Ge-
                                                                            neration“),  bei der es zu einer Verdoppelung und
                                                                            mehr der Erträge kommen kann (dies wird „Hetero-
                                                                            siseffekt“ genannt). Das erzeugte Hybridsaatgut ist
                                                                            für die einmalige Aussaat vorgesehen, es kann nicht
                                                                            durch Nachbau weiter „vermehrt“ werden. Es würde
                                                                            durch die genetische Aufspaltung ein sehr heteroge-
                                                                            ner Bestand mit stark verminderter Ertragsfähigkeit
                                                                            aufwachsen.

                                                                            Mais vereint beide Geschlechter auf einer Pflanze,
                                                                            jedoch liegt der männliche Teil in der Spitze der
                                                                            Pflanze („Fahne“) und der weibliche Teil, in dem die
                                                                            Samenkörner entstehen, in der Mitte der Pflanze
                                                                            („Maiskolben“). Mais ist also einhäusig getrenntge-
                                                                            schlechtlich. Somit ist es relativ einfach, die Mutter-
                                                                            pflanze durch mechanisches Entfernen der Fahne zu
                                                                            kastrieren („Entfahnung“ siehe Abb. 2).


                                                                            Was ist beim Saatmais bezüglich des
                                                                            Anbauverfahrens zu beachten?


          Bild 1: Nachgesäte Maisreihen der Vaterlinien zwischen den bereits  weiter   Ansprüche an Klima, Boden und Saatbett sind wie
          entwickelten Maisreihen der Mutterlinien (Bild: LRA Emmendingen)  bei späten Sorten. Die Düngung fällt jedoch geringer




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