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Schwerpunktthema
Michael Hoenig
Saatmais im Landkreis Emmendingen
Warum sehen manche Maisfelder im Landkreis Emmendingen so komisch aus?
Mais ist eine viel angebaute Kultur im Landkreis Emmendingen, jedoch fallen manche Maisfelder
durch ihr unterschiedliches Aussehen auf. Meistens ist die Wuchshöhe geringer, am Anfang sind
unbearbeitete Streifen zwischen 4 Maisreihen zu sehen, dann sieht man hier Maispflanzen, die
offensichtlich nachgesät wurden (Bild 1). Im weiteren Verlauf des Jahres fehlen dann streifenweise die
Maisfahnen (Bild 2). Später werden dann Streifen herausgemulcht (Bild 3). Es handelt sich hierbei um
Mais zur Saatgutvermehrung.
Wer lässt wieviel Saatmais Wie funktioniert die
produzieren? Saatmaisproduktion?
Im Landkreis Emmendingen wird auf ca. 500 ha Mais Es werden genetisch einheitliche Linien („Inzuchtli-
zur Saatgutvermehrung („Saatmais“) angebaut. Dabei nien“) gezielt gekreuzt, indem von einer Linie („Mut-
haben Landwirte meistens Produktionsverträge mit terpflanzen“) die männlichen Geschlechtsteile un-
dem Saatgutvermehrungsunternehmen Südgetreide fruchtbar gemacht werden, um eine Selbstbefruch-
GmbH & Co. KG aus Weisweil, das bereits seit 1975 tung („Selbstung“) zu vermeiden. Diese Pflanzen
die Vermehrung von Vorstufen- und Basissaatgut können dann mit den Pollen der anderen Linie („Va-
praktiziert. terpflanzen“) befruchtet werden.
Das Kreuzen von wenig miteinander verwandten
Individuen führt zu einer sehr leistungsfähigen
Nachkommen-Generation (die so genannte „F1-Ge-
neration“), bei der es zu einer Verdoppelung und
mehr der Erträge kommen kann (dies wird „Hetero-
siseffekt“ genannt). Das erzeugte Hybridsaatgut ist
für die einmalige Aussaat vorgesehen, es kann nicht
durch Nachbau weiter „vermehrt“ werden. Es würde
durch die genetische Aufspaltung ein sehr heteroge-
ner Bestand mit stark verminderter Ertragsfähigkeit
aufwachsen.
Mais vereint beide Geschlechter auf einer Pflanze,
jedoch liegt der männliche Teil in der Spitze der
Pflanze („Fahne“) und der weibliche Teil, in dem die
Samenkörner entstehen, in der Mitte der Pflanze
(„Maiskolben“). Mais ist also einhäusig getrenntge-
schlechtlich. Somit ist es relativ einfach, die Mutter-
pflanze durch mechanisches Entfernen der Fahne zu
kastrieren („Entfahnung“ siehe Abb. 2).
Was ist beim Saatmais bezüglich des
Anbauverfahrens zu beachten?
Bild 1: Nachgesäte Maisreihen der Vaterlinien zwischen den bereits weiter Ansprüche an Klima, Boden und Saatbett sind wie
entwickelten Maisreihen der Mutterlinien (Bild: LRA Emmendingen) bei späten Sorten. Die Düngung fällt jedoch geringer
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