Page 5 - Landinfo Biodiversität
P. 5

Aktuelles





       Dominique Aichele


       Miteinander statt übereinander reden



       Das „Dialogforum Landwirtschaft und Naturschutz“ bringt Landwirtschaft, Verwaltung und Naturschutz
       an einen Tisch.


           as Artensterben in der Feldflur nimmt immer   menarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben, mit
       Ddramatischere Ausmaße an. Gleichzeitig sind   den jeweiligen Landschaftserhaltungsverbänden
       landwirtschaftliche Betriebe einem enormen   sowie häufig mit den Kreisbauernverbänden ist
       Druck ausgesetzt. Der Preiskampf an den Märk-  das Dialogforum noch bis März 2020 mindestens
       ten ist hart, der Verwaltungsaufwand steigt und   in diesen acht Regionen anzutreffen: Bodensee-
       Politik und Öffentlichkeit haben hohe Ansprüche   kreis,  Böblingen,  Breisgau-Hochschwarzwald,
       an die Produktionsbedingungen. Die Zusammen-  Heidenheim, Karlsruhe, Main-Tauber-Kreis, Tü-
       arbeit mit Naturschutzverbänden kann Landwir-  bingen und Tuttlingen.
       tinnen und Landwirten teilweise als zusätzliche
       Last erscheinen, auch wenn vielen von ihnen der   Im Vordergrund der Veranstaltungen stehen In-
       Schutz der Biodiversität ein großes Anliegen ist.   formationen aus der Praxis. „Uns ist es wichtig,
                                                dass sich die Landwirtinnen und Landwirte unter-
       In dieser oft angespannten Situation bietet das   einander austauschen und gleichzeitig die Kennt-
       NABU-Projekt „Dialogforum Landwirtschaft   nisse aus dem Naturschutz Berücksichtigung fin-
       und Naturschutz“ eine Möglichkeit, gemeinsam   den. Nur so können Lösungen für die konkreten
       ins Gespräch zu kommen. Es ging 2015 mit dem   Fragestellungen einer Region gefunden werden,
       Ziel an den Start, die Artenvielfalt in der Agrar-  wozu auch typische Gegebenheiten wie Bodenbe-
       landschaft zu stärken und dabei praktikable und   schaffenheit oder klimatische Besonderheiten ge-
       ökonomisch sinnvolle Maßnahmen vorzustellen.   hören“, sagt Dominique Aichele. „Und natürlich
       Zwei Jahre lang besuchten rund 1.000 Teilneh-  ist die Motivation für das Anlegen von Feldvoge-
       merinnen und Teilnehmer die 30 Dialogveranstal-  linseln oder für den Erhalt  und die Pflege von
       tungen im Land. Gefördert von der Stiftung Na-  Feldrainen größer, wenn auch der Nachbar mit im
       turschutzfonds Baden-Württemberg stellte das   Boot ist.“
       Projekt in zwölf Regionen Workshops und Exkur-                                    Treffen von Landwirten und
       sionen auf die Beine. Vor Ort auf den Höfen in-  Was sollte in meiner Region für den Naturschutz   Naturschützern auf dem Elfinger
       formierten sich Landwirtinnen und Landwirte,   getan werden? Und welche Fördermöglichkeiten   Hof bei einer der 30 Dialog-
                                                                                         Forum-Veranstaltungen des
       Naturschutz-Aktive und Mitarbeitende aus der   gibt es dafür? Diese Fragen beantworten im Rah-  NABU. Bild: Sebastian Schwarz
       Verwaltung  über  schonende  Bodenbearbeitung,
       gestaffelte Mahd oder das Anlegen von Blühstrei-
       fen. Oftmals ging es aber auch einfach darum, zu
       erfahren, wo in der Region „der Schuh drückt“.
       Dann war auch mal die Bewirtschaftung von
       FFH-Grünland das beherrschende Thema des
       Forums.


       Für die zweite Projektlaufzeit von 2018 bis 2020
       hat sich das Team des NABU Baden-Württem-
       berg auf die Landwirtschaft in speziellen Gebie-
       ten konzentriert, wie Projektleiterin Dominique
       Aichele erläutert. „Wir möchten zeigen, wie die
       Landwirtschaft im Einklang mit den regionalen
       naturräumlichen Gegebenheiten auch in Schutz-
       gebieten möglich ist und wie die Erweiterung des
       Biotopverbunds gefördert werden kann. Und wir
       blicken auf Artenschutzprojekte, bei denen bei-
       spielsweise Maßnahmen für bedrohte Feldvögel
       erarbeitet und umgesetzt werden.“ In der Zusam-



       Landinfo 3 | 2019                                                                                      5
   1   2   3   4   5   6   7   8   9   10