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Aktuelles
Dominique Aichele
Miteinander statt übereinander reden
Das „Dialogforum Landwirtschaft und Naturschutz“ bringt Landwirtschaft, Verwaltung und Naturschutz
an einen Tisch.
as Artensterben in der Feldflur nimmt immer menarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben, mit
Ddramatischere Ausmaße an. Gleichzeitig sind den jeweiligen Landschaftserhaltungsverbänden
landwirtschaftliche Betriebe einem enormen sowie häufig mit den Kreisbauernverbänden ist
Druck ausgesetzt. Der Preiskampf an den Märk- das Dialogforum noch bis März 2020 mindestens
ten ist hart, der Verwaltungsaufwand steigt und in diesen acht Regionen anzutreffen: Bodensee-
Politik und Öffentlichkeit haben hohe Ansprüche kreis, Böblingen, Breisgau-Hochschwarzwald,
an die Produktionsbedingungen. Die Zusammen- Heidenheim, Karlsruhe, Main-Tauber-Kreis, Tü-
arbeit mit Naturschutzverbänden kann Landwir- bingen und Tuttlingen.
tinnen und Landwirten teilweise als zusätzliche
Last erscheinen, auch wenn vielen von ihnen der Im Vordergrund der Veranstaltungen stehen In-
Schutz der Biodiversität ein großes Anliegen ist. formationen aus der Praxis. „Uns ist es wichtig,
dass sich die Landwirtinnen und Landwirte unter-
In dieser oft angespannten Situation bietet das einander austauschen und gleichzeitig die Kennt-
NABU-Projekt „Dialogforum Landwirtschaft nisse aus dem Naturschutz Berücksichtigung fin-
und Naturschutz“ eine Möglichkeit, gemeinsam den. Nur so können Lösungen für die konkreten
ins Gespräch zu kommen. Es ging 2015 mit dem Fragestellungen einer Region gefunden werden,
Ziel an den Start, die Artenvielfalt in der Agrar- wozu auch typische Gegebenheiten wie Bodenbe-
landschaft zu stärken und dabei praktikable und schaffenheit oder klimatische Besonderheiten ge-
ökonomisch sinnvolle Maßnahmen vorzustellen. hören“, sagt Dominique Aichele. „Und natürlich
Zwei Jahre lang besuchten rund 1.000 Teilneh- ist die Motivation für das Anlegen von Feldvoge-
merinnen und Teilnehmer die 30 Dialogveranstal- linseln oder für den Erhalt und die Pflege von
tungen im Land. Gefördert von der Stiftung Na- Feldrainen größer, wenn auch der Nachbar mit im
turschutzfonds Baden-Württemberg stellte das Boot ist.“
Projekt in zwölf Regionen Workshops und Exkur- Treffen von Landwirten und
sionen auf die Beine. Vor Ort auf den Höfen in- Was sollte in meiner Region für den Naturschutz Naturschützern auf dem Elfinger
formierten sich Landwirtinnen und Landwirte, getan werden? Und welche Fördermöglichkeiten Hof bei einer der 30 Dialog-
Forum-Veranstaltungen des
Naturschutz-Aktive und Mitarbeitende aus der gibt es dafür? Diese Fragen beantworten im Rah- NABU. Bild: Sebastian Schwarz
Verwaltung über schonende Bodenbearbeitung,
gestaffelte Mahd oder das Anlegen von Blühstrei-
fen. Oftmals ging es aber auch einfach darum, zu
erfahren, wo in der Region „der Schuh drückt“.
Dann war auch mal die Bewirtschaftung von
FFH-Grünland das beherrschende Thema des
Forums.
Für die zweite Projektlaufzeit von 2018 bis 2020
hat sich das Team des NABU Baden-Württem-
berg auf die Landwirtschaft in speziellen Gebie-
ten konzentriert, wie Projektleiterin Dominique
Aichele erläutert. „Wir möchten zeigen, wie die
Landwirtschaft im Einklang mit den regionalen
naturräumlichen Gegebenheiten auch in Schutz-
gebieten möglich ist und wie die Erweiterung des
Biotopverbunds gefördert werden kann. Und wir
blicken auf Artenschutzprojekte, bei denen bei-
spielsweise Maßnahmen für bedrohte Feldvögel
erarbeitet und umgesetzt werden.“ In der Zusam-
Landinfo 3 | 2019 5