Page 3 - Landinfo Biodiversität
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Editorial


       Landinfo 3/2019







       „Biodiversität in Gefahr - höchste Zeit zu

       handeln “





       Biodiversität steht für die Vielfalt der Ökosysteme, die genetische Vielfalt und den Reichtum an Arten
       bei Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen. Bis vor kurzem konnten fast nur Naturwissenschaft-
       ler und Naturschützer etwas mit diesem Begriff anfangen. Heute ist er in aller Munde. Biodiversitäts-
       verlust ist neben Klimawandel das herausragende Thema im Umwelt- und Naturschutz.

       Der Weltbiodiversitätsrat der UN (Intergovernmental Science-Policy Platform in Biodiversity and Eco-
       sytem Services, kurz IPBES) kommt in seinem kürzlich veröffentlichten Zustandsbericht zu dem Er-
       gebnis, dass eine Millon Arten bzw. rund ein Achtel aller Arten vom Aussterben bedroht sind. Nicht nur
       die Natur ist in Gefahr, der Verlust der biologischen Vielfalt hat auch erhebliche globale ökonomische
       Auswirkungen und die weitere Nutzung der Ökosysteme für die Ernährung ist in Frage gestellt. Die
       Gefahren, die vom Biodiversitätsverlust ausgehen, werden inzwischen auch von politischen Entschei-
       dungsträgern und von der breiten Bevölkerung als existenzielle Bedrohung wahrgenommen. Das Ver-
       langen, dass sich etwas zugunsten der Biodiversität tun muss, veranlasste Hunderttausende von Men-
       schen in Bayern, die Initiative „Rettet die Biene“ zu unterstützen. Es ist zu erwarten, dass auch die
       entsprechende baden-württembergische Initiative Zuspruch finden wird.
       Auch wenn mittlerweile Konsens ist, dass für Biodiversität ein „Weiter-so-wie-bisher“ fatal wäre, wird
       doch nach wie vor allzu gerne über die Ursachen der Misere gestritten. Die Schuld und die Verantwor-
       tung bzw. Zuständigkeit für das Gegensteuern wird „bei den anderen“ gesehen. Je nach Perspektive sind
       das die industrielle Landwirtschaft, Emissionen von Verkehr und Industrie, Landschaftsverbrauch und
       -zerschneidung, Nachtbeleuchtung, Kieselstein-Vorgärten, Fleischkonsum usw. Die Uhr tickt. Höchste
       Zeit, dass sich alle Beteiligten, politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsunternehmen, Kommunen
       und Bürger aufmachen, im eigenen Bereich tätig zu werden oder besser noch gemeinsam einen Betrag
       für die Biodiversität zu leisten.

       Die Landesregierung Baden-Württemberg hat mit dem Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen
       Vielfalt ein starkes Signal gesetzt. Die vorliegende Ausgabe der Landinfo beleuchtet verschiedene Hand-
       lungsfelder des komplexen Themas für die Landwirtschaft und die Landwirtschaftsverwaltung. Sowohl
       organisatorische Fragen wie Beratung, Kompensationsmaßnahmen oder Förderung als auch einzelne
       Tiergruppen oder pflanzenbauliche Kulturen werden in den Blick genommen.

       Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und hoffe, dass Sie zur (weiteren) Unterstützung und Er-
       haltung der Biodiversität angeregt werden. 







       Roland Großkopf
       Leiter Abteilung 3 -  Ländliche Entwicklung und Landschaft

                                                                                         Roland Großkopf
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                                                                                         Tel.: 07171 917-413
                                                                                         roland.grosskopf@lel.bwl.
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       Landinfo 3 | 2019                                                                                      3
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