Page 12 - Landinfo 3/2020 Schwerpunkt WBI Freiburg
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Aktuelles




































          Ernst Weinmann


          Entwicklungen bei der Züchtung pilzwiderstandsfähiger

          Rebsorten (Piwi)



          Seit der Einschleppung des Falschen Mehltaus (Peronospora) und des Echten Mehltaus (Oidium) aus
          Amerika im 19. Jahrhundert sind hohe Ertrags- und Qualitätseinbußen beim Anbau von traditionellen
          Europäerrebsorten nur durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verhindern. Um den Einsatz
          von  Pflanzenschutzmitteln  zu  minimieren,  beschäftigt  sich  das  Staatliche Weinbauinstitut  Freiburg
          (WBI) seit den 1930er Jahren damit, die Resistenz amerikanischer und asiatischer Reben mit der Qua-
          lität der Europäerrebsorten zu kombinieren. Dabei ist es durch die Nutzung ansprechender Europäer-
          Amerikaner-Hybriden,  verschiedener Wildarten,  pilzwiderstandsfähiger  osteuropäischer  und  asiati-
          scher  Zuchtstämme  und  durch  die  gezielte  Rückkreuzung  mit  Europäerrebsorten  gelungen,  die
          Weinqualität der neuen pilzwiderstandsfähigen Sorten auf das Niveau der traditionellen Qualitäts-
          weinsorten zu bringen. Aus diesen Kreuzungen gingen in den 1970er und 1980er Jahren 15 pilzwider-
          standsfähige Weiß- und Rotweinsorten hervor, die sich derzeit im Anbau befinden. In Abhängigkeit
          von Befallsdruck, Sorte und Standort können bei diesen Sorten bis zu 80 % der Pflanzenschutzmittel
          eingespart werden. Seit dem Jahr 2004 wurde der Muscadinia-Genpool, der eine weitere Verbesse-
          rung der Pilzwiderstandsfähigkeit verspricht, in das Kreuzungsprogramm aufgenommen.


          Bild 1: Bei der Kastration werden   Klassische Kreuzungszüchtung am   Staubblätter entfernt werden („Kastrieren“).
          vor der Selbstbefruchtung des
          Blütchens werden die Käppchen   WBI Freiburg                      Von der Vaterrebsorte müssen Pollen geern-
          und Staubblätter der Mutterrebe                                   tet werden, mit denen dann die kastrierten
          mit einer Pinzette entfernt;  Am WBI wird traditionell klassisch gekreuzt,  Muttergescheine kontrolliert bestäubt wer-
          Foto: WBI
                                   also ohne Gentechnik. Rebblüten sind zwitt-  den (Bild 1). Nach der Reife werden die Trau-
                                   rig, daher müssen für eine kontrollierte Kreu-  ben geerntet und liefern dann mit den Ker-
                                   zung kurz vor der Blüte zunächst an den Ge-  nen das Saatgut für Pflanzen einer neuen
                                   scheinen der Mutterrebsorten sämtliche  Kreuzungskombination.



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