Page 11 - Landinfo 3/2020 Schwerpunkt WBI Freiburg
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Schwerpunktthema





       nen. Das WBI hat auf diesem Gebiet eine
       lange Tradition. Prof. Dr. Bruno Götz, Direk-
       tor des WBI von 1967-1974, publizierte be-
       reits 1937 eine Arbeit zum Thema „Der Se-
       xuallockstoff als Bekämpfungsmittel gegen
       die  Traubenwickler im Freiland“. Die Be-
       kämpfungsstrategie basiert auf der biologi-
       schen Tatsache, dass die Traubenwickler-
       Weibchen zur Anlockung der Männchen ei-
       nen artspezifischen Sexualduftstoff (Phero-
       mon) abgeben. Dieser Sexualduftstoff
       besteht aus einer Hauptkomponente und
       weiteren Komponenten. Der Einbindige
       Traubenwickler produziert dabei ein etwas
       anderes Spektrum an flüchtigen Substanzen
       als der Bekreuzte Traubenwickler.
                                                
       Erst in den 70er Jahren gelang die genaue
       chemische Charakterisierung der Einzelkom-  Bild 3: Mit solchen Flugkäfigen untersucht das Weinbauinstitut die „Pheromonwolke“ im
       ponenten aus den Pheromon-Bouquets. Da-  Weinberg; Foto WBI
       mit war auch die Möglichkeit der syntheti-
       schen Herstellung geschaffen. Dies eröffnete
       den Weg, das Pheromon zur Überwachung    romon-Konzentration in der Fläche wird
       des Fluges als Monitoring einzusetzen. Damit   durch die Anzahl der ausgebrachten Dispen-
       kann der Mottenflug der verschiedenen Ge-  ser und der Abgaberate jedes einzelnen Dis-
       nerationen im Weinberg exakt überwacht und   pensers erzielt. Weltweit sind verschiedene
       Bekämpfungsmaßnahmen können gesteuert    Dispensertypen im Einsatz, die sich in Mate-
       werden. Das Weinbauinstitut hat auch hier   rial, Form und Aufwandmenge unterschei-
       Pionierarbeit geleistet und z.B. viele Fallenty-  den. Von den gängigen, bei uns zugelassenen
       pen für die Praxis auf Eignung geprüft. Auch   Dispensern werden 500 Stück gleichmäßig
       heute ist diese Form des Monitorings aus dem   pro Hektar ausgebracht (Bild 2).
       modernen integrierten Pflanzenschutz (IP)
       nicht mehr wegzudenken.                  Das WBI bietet der Weinbauberatung und
                                                den Winzern Hilfestellungen bei der Anwen-  Getrud Wegner-Kiß
       In den 80er Jahren wurde am WBI auch an   dung der Pheromone. In Versuchen wurde   WBI, Referat 12,
       der  Möglichkeit  gearbeitet,  die  Pheromone   der Einfluss mehrerer Faktoren, etwa der To-  Ökologie, Biodiversität
       zur gezielten Regulierung der Schadinsekten   pografie des Geländes, technischer Eigen-  Tel: 0761 / 40165 - 1201
       einzusetzen. Die Idee war, die künstlich her-  schaften der eingesetzten Dispenser und die   gertrud.wegner-kiss@
       gestellten Weibchen-Pheromone aus kleinen   Populationsdichte der Traubenwickler unter-  wbi.bwl.de
       Spendern möglichst flächig im Weinberg frei-  sucht. In speziell für diesen Zweck vom Ins-
       zusetzen. Die Männchen sind in dem so er-  titut neu entwickelten Flugkäfigen kann die
       zeugten „Pheromonwolke“ nicht mehr in der   Wirkung des Pheromons im Gelände direkt
       Lage, einem normalen, durch ein Weibchen   untersucht werden. Dort wird eine definierte
       abgegebenen Pheromon-Stimulus zu folgen   Anzahl von Traubenwickler-Männchen ent-
       und diese zu lokalisieren. Es kommt folglich   lassen und überprüft, ob diese in der Lage
       zu keiner Paarung und Eiablage mit dem Re-  sind, die sich ebenfalls in entsprechenden Fal-
       sultat, dass es keine Raupen gibt, welche die   len befindlichen Weibchen zu finden. Mit die-
       Kultur schädigen. Bei gutem Wirkungsgrad   ser Methode können unterschiedliche Dis-
       führt dies schließlich zur Reduktion der Trau-  pensertypen und -beladungen, Pheromon-
       benwickler-Population. Eine ausreichende,   Komponenten sowie der Einfluss der Falter-
       gleichmäßig vorhandene Pheromon-Konzen-  dichte experimentell überprüft werden (Bild
       tration im Zeitraum der Partnersuche ist bei   3).                                Dr. Michael Breuer
       diesem System ein wichtiger Faktor für die                                        WBI, Referat 12,
       erfolgreiche Regulierung. Kunststoff-Ampul-  Das Pheromonverfahren wird mittlerweile   Ökologie, Biodiversität
       len (Dispenser), die mit den Pheromon-   auf vielen Hektaren mit gutem Erfolg ange-  Tel: 0761 / 40165 - 1201
       Hauptkomponenten befüllt sind, haben sich   wendet. Somit ist großflächig ein Weinbau   michael.breuer@wbi.bwl.
       in der Weinbaupraxis durchgesetzt. Die Phe-  ohne Insektizide möglich.           de



       Landinfo 3 | 2020                                                                                      11
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