Am Weltmarkt liegen die Milchanlieferungen der großen Exporteure seit August 2024 im Plus. Zuletzt hat sich der Anstieg
beschleunigt, im Mai waren es +1,8 % gg. Vj. Die Mehrlieferungen gingen zuletzt hauptsächlich auf Produktionsausdehnungen in den USA
und Südamerika zurück. Der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland zeigt sich nach einer Spitze An-fang Mai wieder
pessimistischer. Bis Mitte Juli verlor der Index über alle Produkte hinweg 6,3 %.
In der EU haben die Anlieferungen ab April wieder deutlich angezogen. Im Juni tat sich hier Irland mit bis zu knapp 15 % höherer
Anlieferung hervor. In Summe la-gen die EU-Anlieferungen von April bis Juni bei +0,4 % bis +1,0 %.
Deutschland verzeichnete seit Juli 2024 ein kontinuierliches Minus beim Rohstoffaufkommen. Im 1. Hj. 2025 waren dies -2,5 %. Deutschland
als größter Milcherzeuger in der EU hat damit im letzten Jahr durchgehend zur Stabilisierung des EU-Milchmarktes beigetragen. Die
letzten Wochen hat sich der Rückgang allerdings abgeschwächt. Seit KW 30 wird die Vorjahresanlieferung mit +0,2 % erstmals wieder
leicht über-schritten.
Das Minus des letzten Jahres dürfte einerseits auf die Auswirkungen des Blauzungenvirus und andererseits auf den weiteren
Rückgang der Milchviehbestände zu-rückzuführen sein. Laut Maizählung nahmen die Milch-kuhbestände in
Deutschland um 2,5 % und in Baden-Württemberg um 1,7 % ab. Bei der Blauzunge hat sich das Seuchengeschehen Dank dem trockenen
Frühjahr und den Impfungen beruhigt, im Juli wurden bundes-weit nur noch 23 Ausbrüche gemeldet.
Infolge des zunehmenden Angebotes zeigen sich auch die Rohstoffpreise wieder etwas schwächer. Rahm kostete zuletzt rund 8 €/FE.
Die Butterpreise notieren aktuell bei 7,55 €/kg auf Großhandelseben, der Verbraucherpreis liegt seit März stabil bei 1,99
€/250 g Päckchen im Preiseinstieg.
Die Erzeugerpreise für konventionelle Milch in Baden-Württemberg entwickelten sich im 1. Hj. 2025 leicht positiv und erreichten
bis Juni rund 54,0 ct/kg.
Die Entwicklung des Milchmarktes im zweiten Halbjahr dürfte maßgeblich von der weiteren Angebotsentwicklung abhängen. Mit
den Niederschlägen und dem kühlen Wetter der letzten Wochen deuten die Zeichen hier eher wieder auf Expansion als auf
trockenheitsbedinge Mindermengen.
Auf der Verbraucherseite zeigt sich der Milchkonsum weiter stabil, im 2. Quartal konnten an private Haushalte in Deutschland 0,7 % mehr
Konsummilch, 3,6 % mehr Joghurt, 1,0 % mehr Quark, 3,9 % mehr Butter und 3,3 % mehr Käse abgesetzt werden. Mit dem aktuellen
Preiskampf im LEH zeigt sich allerdings eine weitere Verschiebung der Absatzmengen in den Discount zulasten der Food-Vollsortimenter.
Die Situation am deutschen Bio-Milchmarkt blieb auch im zweiten Quartal 2025 unverändert: Die Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Milch
und Bio-Milchprodukten wuchs und die Anlieferung von Bio-Milch war weiter leicht rückläufig, umstellendende Be-triebe fehlen, was
zu mehr Importen führte.
Die Bio-Milcherzeugerpreise zogen deshalb weiter an. Der Auszahlungspreis für Bio-Milch lag im Juni laut Bioland im bundesweiten
Mittel bei 65 ct/kg (netto ab Hof bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß), und damit um 0,4 ct/kg über dem Mai und 8,9 ct/kg über
dem Juni des Vorjahres. Der Süden lag mit 65,4 ct/kg Milch et-was darüber. Da sich der konventionelle Milchpreis seit Anfang des
Jahres nur wenig nach oben bewegt hat, beträgt der Abstand von Bio- zu konventioneller Milch mittlerweile wieder 11,8 ct/kg
Milch.
Auch in den kommenden Monaten wird mit einer steigenden Nachfrage nach Bio-Milch und -Milchprodukten bei gleichzeitig knapper
Rohstoffverfügbarkeit gerechnet, was zu weiter ansteigenden Erzeugerpreisen führen dürfte.