Page 24 - Landinfo Heft 3/2018 - Hochschultag - Biodiversität in der Landwirtschaft
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Landwirtschaftlicher Hochschultag 2018
teil der sozio-ökonomischen Begleitforschung ist oder gegen die Umsetzung von Biodiversitäts-
die Betrachtung der wirtschaftlichen Auswirkun- maßnahmen sind.
gen der Maßnahmen auf das Betriebsergebnis.
Zusätzlich zur Biodiversitätswirkung werden Pa- Die Befragung hat gezeigt, dass sowohl harte Fak-
rameter für weitere Umweltindikatoren aufge- toren wie die Wirtschaftlichkeit als auch weiche
nommen, z. B. Bodenerosion und Treibhausgas- Faktoren wie das Image über die Umsetzung von
emissionen. Zusammengenommen ermöglichen Maßnahmen entscheiden. Um eine bessere Ak-
die genannten Aspekte eine Analyse der Kosten- zeptanz zu erreichen, müssten die Maßnahmen
Wirksamkeit einzelner Maßnahmen und fließen in flexibler an regionale Ansprüche angepasst wer-
die Entwicklung von Beratungs- und Förderkon- den. Ebenso gilt es, die Kommunikation innerhalb
zepten ein. der Landwirtschaft, aber auch nach außen in die
Gesellschaft zu intensivieren.
Das Verbundprojekt F.R.A.N.Z. wird unter Feder-
führung der Umweltstiftung Michael Otto ge- Folgende Kernaussagen lassen sich aus den Ant-
meinsam mit dem Deutschen Bauernverband worten ableiten:
durchgeführt. Das Projekt wird ressortübergrei-
fend durch die Bundesministerien für Ernährung • Die Wirtschaftlichkeit des Betriebs darf nicht
und Landwirtschaft sowie für Umwelt finanziell beeinträchtigt werden.
gefördert. Zudem haben die beiden Bundesminis-
terinnen Klöckner und Schulze die Schirmherr- • Die Sicherheit über den Fortbestand der Pro-
schaft für das Projekt übernommen. gramme in der bestehenden Form sowie die
Sicherheit bezüglich der Kenntnis von Auflagen
werden als unzureichend angesehen.
F.R.A.N.z.-Studie – Hindernisse und
Perspektiven für mehr Biodiversität in • Die Notwendigkeit von Sanktionen wird aner-
der Agrarlandschaft kannt, es herrscht jedoch große Angst vor An-
lastungen bei unbewussten/nicht zu verhin-
Entscheidend dafür, ob Maßnahmenprogramme dernden Verstößen (z. B. witterungsbedingt).
wirksam sind, ist – neben der Effektivität der Bio-
diversitätsmaßnahmen selbst – vor allem ihre Ak- • Mehr Flexibilität bei Bearbeitungsterminen,
zeptanz und Umsetzung durch Landwirte. Ziel Abmessungen und der generellen Ausgestal-
einer ersten im Projekt durchgeführten Studie war tung der Maßnahmen ist eine zentrale Forde-
es daher aufzuzeigen, wo Landwirte aktuell die rung der Befragten.
größten Herausforderungen bei der Umsetzung
von Biodiversitätsmaßnahmen sehen und welche • Ein wichtiges Anliegen aller Beteiligten ist es,
Anknüpfungspunkte es für neu gestaltete Maß- die Ziele und Erfolge der Maßnahmen verstärkt
nahmen gibt. durch Beratung und Öffentlichkeitsarbeit zu
kommunizieren.
Hierfür wurden 2017 bundesweit Landwirte und
Berater zur Umsetzung von Biodiversitätsmaß- • Die Verbesserung des Images des eigenen Be-
nahmen in landwirtschaftlichen Betrieben in triebs und der Landwirtschaft allgemein stellt
Deutschland befragt. In 44 leitfadengestützten ein wichtiges Motiv der Befragten für die Um-
Interviews und drei Gruppendiskussionen berich- setzung von Maßnahmen dar.
teten die Befragten über aktuelle Hemmnisse und
Verbesserungsmöglichkeiten in der landwirt- Ziel der Studie war es auch, zu erfahren, welche
schaftlichen Praxis. Neben den agrarpolitischen veränderten Rahmenbedingungen aus Sicht der
Rahmenbedingungen und konkreten Erfahrun- landwirtschaftlichen Praxis dazu führen könnten,
gen mit Maßnahmen wurden betriebswirtschaftli- dass mehr biodiversitätsfördernde Maßnahmen in
che, produktionstechnische und administrative der Agrarlandschaft umgesetzt werden. Die ge-
Aspekte angesprochen. Auch die Vereinbarkeit wonnenen Erkenntnisse sollen so weit möglich im
mit den Wertvorstellungen Dritter sowie die kon- Projekt umgesetzt werden und fließen in die wei-
krete Beratungsleistung kamen zur Sprache. Der tere Maßnahmenkonzeption ein. Im Rahmen des
Fragebogen bestand überwiegend aus halboffe- Projektes werden zurzeit sowohl bekannte Maß-
nen und offenen Fragen, die dazu dienten heraus- nahmen, wie Blühstreifen und Feldlerchenfenster,
zufinden, welche Gründe aus Sicht des Betriebs- als auch weniger verbreitete Maßnahmen, wie
leiters ausschlaggebend bei der Entscheidung für Mais-Stangenbohnengemenge und Erbsenfenster
(s. Abb. 2) erprobt und weiterentwickelt.
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