Page 23 - Landinfo Heft 3/2018 - Hochschultag - Biodiversität in der Landwirtschaft
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Landwirtschaftlicher Hochschultag 2018





       Dr. Thomas Schmidt und Ineke Joormann


       Mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Bericht aus

       dem Verbundprojekt F.R.A.N.z.



       Biologische Vielfalt  ist  eine  wichtige  Grundlage  für  intakte  Ökosysteme  und  damit  auch  für  die
       Landwirtschaft. Mit der weltweit wachsenden Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten ist die
       Flächenbewirtschaftung intensiver geworden. Das führt neben verschiedenen anderen Faktoren dazu,
       dass die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft abnimmt. Die umwelt- und agrarpolitischen Instrumente,
       wie z. B. die Ausweisung von Schutzgebieten und verschiedene Agrarumweltmaßnahmen in ihrer
       derzeitigen Ausgestaltung, können diesen Trend bislang nicht aufhalten. Das Verbundprojekt F.R.A.N.Z.
       – Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft setzt hier an, um Konzepte zu entwickeln,
       die wirkungsvolle Naturschutzmaßnahmen und effiziente Bewirtschaftung kombinieren.




           ierzu erproben Landwirte, Berater und For-  Ziel der sozio-ökonomischen Forschung ist es,
       Hscher  gemeinsam  landwirtschaftliche  Maß-  effiziente Biodiversitätsmaßnahmen zu identifi-
       nahmen, die dem Naturschutz dienen und gleich-  zieren und Handlungsoptionen für die politische
       zeitig praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig   und die betriebliche Ebene abzuleiten. Hierfür   Abbildung 1
       sind. Die ausgewählten Demonstrationsbetriebe   werden Untersuchungen zur Akzeptanz von Bio-  Lage der
       bewirtschaften zwischen 70 und 1700 ha Acker-   diversitätsmaßnahmen sowie zur Übertragbarkeit   Demonstrationsbetriebe
                                                                                         Quelle:   Eigene Darstellung
       und Grünland auf Gunststandorten. Es wurde   der Maßnahmen auf andere Betriebe und Regio-  auf Grundlage von
       bundesweit in zehn Regionen (s. Abb. 1) je ein   nen durchgeführt. Ein weiterer wichtiger Bestand-  ©GeoBasis-DE/BKG 2017.
       Betrieb ausgewählt, der typisch für die Region ist.
       Jeder dieser Betriebe setzt mehrere biodiversitäts-
       fördernde Maßnahmen auf fünf bis zehn Prozent
       der Betriebsfläche um.
       Begleitet wird die Umsetzung der Maßnahmen
       durch verschiedene Forschungsinstitute: Die Uni-
       versität Göttingen, das Michael-Otto-Institut im
       NABU und das Thünen-Institut für Biodiversität
       untersuchen hierbei ökologische Aspekte, wäh-
       rend die Thünen-Institute für Ländliche Räume
       und für Betriebswirtschaft die sozio-ökonomische
       Begleitforschung übernehmen. Die Maßnahmen-
       auswahl erfolgt gemeinsam durch die Betriebslei-
       ter und die ökologische Begleitforschung. Eine
       besondere Rolle spielen dabei die natürlichen
       Standortbedingungen und das Biodiversitätspo-
       tenzial, aber auch die Flächenausstattung und die
       Integrierbarkeit in die Produktionsabläufe des Be-
       triebs. Weiterhin werden die Wirkungen der Maß-
       nahmen ermittelt, stellvertretend hierfür wird die
       Populationsentwicklung von sechs verschiedenen
       Organismengruppen untersucht. Das Monitoring
       umfasst Ackerwildkräuter, Amphibien, Feldhasen,
       Tagfalter, Vögel und Wildbienen. Zusätzlich wer-
       den die Ökosystemfunktionen Bestäubung und
       bodenbiologische Aktivität ermittelt. Das Moni-
       toring umfasst dabei sowohl die Maßnahmenflä-
       chen, als auch die nähere Umgebung.



       Landinfo 3 | 2018                                                                                     23
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