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Gartenbau und Sonderkulturen
Bestäuberzuflug der Top 12 -Pflanzen (Bestäuber pro 15 min.) Bestäuberzuflug an Lavandula angustifolia
- Top 12 aus allen Pflanzen aller Flächen 2020 - Vergleich verschiedener Standorte 2020
50 16000 25 2000
ø Bestäuber / 15 min 35 12000 ø Anzahl der Blüten, bzw. Körbcheninfloreszenzen ø Bestäuber / 15 Min. 20 1600 ø Anzahl der Blüten, bzw. Korbcheninfloreszenzen
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Standorte
Honigbienen Hummeln Wildbienen Schwebfliegen Honigbienen Hummeln Wildbienen Schwebfliegen
Schmetterlinge Sonstige Anzahl an Blüten Schmetterlinge Sonstige Anzahl an Blüten
Grafik 1: Bestäuberzuflug der 12 meistbeflogenen Pflanzenarten aus allen Grafik 2. Bestäuberzuflug von Lavandula angustifolia auf mehreren
Projektflächen im Versuchsjahr 2020, dargestellt als Mittelwert an Projektflächen im Versuchsjahr 2020, dargestellt als Mittelwert an
Bestäubern pro 15 Minuten, aufgegliedert nach Bestäubergruppen. Die Bestäubern pro 15 Minuten, aufgegliedert nach Bestäubergruppen. Die
durchschnittliche Anzahl der Blüten oder Infloreszenzen ist durch einen durchschnittliche Anzahl der Blüten oder Infloreszenzen ist durch einen
roten Punkt mit Bezug zur sekundären Y-Achse dargestellt. Quelle: LVG roten Punkt mit Bezug zur sekundären Y-Achse dargestellt. Quelle: LVG
Heidelberg. Heidelberg.
ben. Die Bonituren werden stets bei warmem attraktiv identifizierten Pflanzen stammen aus
und möglichst sonnigem Wetter, zwischen 9 ganz unterschiedlichen Familien und spiegeln
und 16 Uhr durchgeführt. Zusätzlich werden somit eine breite taxonomische Vielfalt wider.
Wetterdaten und Eigenschaften der Standorte Ebenfalls interessant ist die Betrachtung der
erhoben, um Habitatbewertungen vornehmen Herkunft dieser hoch attraktiven Pflanzen, die
zu können. sowohl heimische als auch nicht-heimische
Pflanzen beinhalten. Das deutet darauf hin, dass
die Herkunft einer Pflanze nicht ausschlagge-
Ergebnisse bend ist für ihre generelle Attraktivität auf die
von uns erfassten Bestäuber. Jedoch gilt es hier,
Die erhobenen Zuflugswerte (Grafik 1) zeigen gerade mit Blick auf spezialisierte oligolektische
große quantitative Unterschiede im Beflug der Insektenarten zu beachten, dass diese häufig auf
Pflanzen. Mit einem durchschnittlichen Beflug bestimmte heimische Pflanzen angewiesen sind.
von 44 Bestäubern pro 15 Minuten steht die Somit können auch Pflanzen mit niedrigen Be-
Frikarts-Aster am oberen Ende der Skala, wäh- flugswerten von hohem ökologischen Wert sein
rend das andere Extrem solche Pflanzen bilden, und sollten bei abschließenden Empfehlungen
die nach unseren Erfassungen überhaupt nicht zu bestäuberfreundlichen Pflanzungen in die
beflogen wurden. Neben der reinen Beflugs- Planung mitaufgenommen werden.
summe sind auch die Bestäuberspektren der
einzelnen Pflanzen interessant. So ist der Beflug An einer Pflanze können nur diejenigen Bestäu-
der beiden am stärksten beflogenen Pflanzen, ber nachgewiesen werden, die am entsprechen-
Aster frikartii und Solidago canadiensis, fast aus- den Standort auch vorkommen (Marquardt et.
schließlich auf Wildbestäuber zurückzuführen. al. 2020). Wie stark diese Standorteffekte sein
Gerade für Wildbienen scheint die Aster frikar- können, zeigt der Vergleich des Lavendel-Zu-
tii besonders attraktiv zu sein, ebenso wie z.B. flugs über verschiedene Standorte (Grafik 2).
die Storchschnabel-Hybride Geranium ‚Rozan- Obwohl es sich stets um dieselbe Pflanzenart
ne‘ oder die weiße Wald-Aster Aster divaricatus. handelt und die Blütenwerte an vielen Standor-
Einige dieser stark beflogenen Pflanzen zeigen ten vergleichbar sind, zeigen sich starke Unter-
sich auch für Honigbienen sehr attraktiv, wie die schiede in den Beflugszahlen sowie den Zusam-
Blauraute Perovskia abrotanoides oder die Kis- mensetzungen der Bestäubergruppen. Allein
sen-Aster Aster dumosus. durch unsere Erhebungen auf den urbanen
Pflanzflächen können wir eine Pflanze also nicht
Auf Basis dieser Daten können gezielt bestimm- als unattraktiv für Bestäuber klassifizieren, da
te Pflanzen zur Förderung spezieller Bestäuber dies möglicherweise auf den Standort und das
empfohlen werden. Die hierbei als besonders Fehlen der entsprechenden Insekten zurückzu-
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