Page 11 - Landwirtschaftlicher Hochschultag 2019
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Landwirtschaftlicher Hochschultag 2019

















       Im derzeit gültigen Deutschen Pflanzenschutzgesetz aus dem Jahre 2012 ist der „Integrierte
       Pflanzenschutz“, eine Kombination von Verfahren, bei denen unter vorrangiger Berücksich-
       tigung biologischer, biotechnischer, pflanzenzüchterischer sowie anbau- und kulturtechnischer
       Maßnahmen die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß be-
       schränkt wird, bereits zwingend vorgeschrieben. Ist eine weitere Reduktion überhaupt sinn-
       voll? Bereits heute stehen uns in manchen Kulturarten nur noch wenige Wirkstoffgruppen zur
       Verfügung und bei vielen Erregern von Pflanzenkrankheiten ist eine zunehmende Resistenz
       gegen diese Wirkstoffgruppen erkennbar. Macht es also Sinn, die Möglichkeiten der Landwir-
       te noch weiter einzuschränken oder verstärkt eine Begrenzung auf wenige Mittel, die zudem
       noch reduziert eingesetzt werden sollen, nicht das Problem der Resistenzentwicklung?




       Die Integrierte Produktion, wie sie derzeit im Deutschen Pflanzenschutzgesetz geregelt ist,
       stellt meines Erachtens – bei vernünftiger und kontrollierter Umsetzung – einen guten Kom-
       promiss der unterschiedlichen Aspekte Schutz von Mensch, Tier und Umwelt auf der einen
       und einer wirtschaftlichen landwirtschaftlichen Produktion auf der anderen Seite dar. Ob ein
       vollkommener Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel realisierbar ist, möch-
       te die Universität Hohenheim in den kommenden fünf Jahren in einem vom Bundesministe-
       rium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „LaNdwirtschaft 4.0 Ohne chemisch-
       synthetischen PflanzenSchutz“ im Rahmen der Ausschreibung “Agrarsysteme der Zukunft“
       zusammen mit ihren Projektpartnern überprüfen.




       Vor diesem Hintergrund lädt die Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim,
       gemeinsam mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Würt-
       temberg  zum  diesjährigen  Hochschultag  unter  dem  Thema  „Landwirtschaft  mit  weniger
       chemischem Pflanzenschutz – geht das?“ ein. Hier sollen die Optionen für einen verringerten
       Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in der konventionellen Landwirtschaft
       aus technischer, naturwissenschaftlicher und ökonomischer Sicht sowohl aus wissenschaftli-
       cher als auch praktischer Perspektive betrachtet werden. Die Möglichkeiten der Reduktion sind
       vielfältig, bedürfen aber je nach Standort und Zielsetzung ausgewogener Maßnahmen, die zu
       diskutieren sind.




       Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch dieses Jahr ein interessantes und aktuelles Thema
       aufgegriffen haben und dass es auch zu diesem komplexen Thema wieder angeregte Diskussi-
       onen und hoffentlich vielversprechende Lösungsansätze geben wird...               Prof. Dr. Ralf T. Vögele
                                                                                         Dekan der Fakultät
                                                                                         Agrarwissenschaften
                                                                                         der Universität
                                                                                         Hohenheim
                                                                                         Tel. 0711/ 459 22387
                                                                                         Ralf.Voegele@uni-
       Prof. Dr. Ralf Vögele                                                             hohenheim.de






       Landinfo 2 | 2019                                                                                      11
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