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Pflanzen- und Tierproduktion



































          Dr. Renate Lindner


          Künftig oben ohne:

          Zucht auf natürliche Hornlosigkeit am LAZBW



          In den konventionellen Milchviehbetrieben werden Kälber in den ersten 6 Wochen enthornt. Dies ge-
          schieht zum Schutz von Mensch und Tier vor Verletzungen durch Hornstöße. Doch Hornlosigkeit und
          Tierwohl sind im öffentlichen Diskurs, und das nicht erst seit der geplanten Novellierung des Tier-
          schutzgesetzes und der Düsseldorfer Erklärung zur Verstärkung der Zucht auf Hornlosigkeit (2012).
          In der Mutterkuhherde Fleckvieh-Fleisch des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg
          (LAZBW) Aulendorf ist die Umstellung auf genetische Hornlosigkeit in den 1990er und Anfang der
          2000er Jahre vollzogen worden. Und auch die Milchviehherde Fleckvieh des LAZBW wird sukzessive
          auf nachhaltige natürliche Hornlosigkeit umgestellt.





          Bild 1: Die typvolle Bullen-  Zucht auf Hornlosigkeit in der Rasse   identifizieren. Als hornlos eingestufte Jung-
          mutter Allora Pp* (Solero PP*   Fleckvieh                         bullen wurden über Auktionen den Mutter-
          x Alene) aus der Zucht des                                        kuhhaltern Fleckvieh Fleisch angeboten.
          LAZBW; Quelle: RBW
                                   In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
                                   wurde im bayerischen Fleckviehzuchtgebiet   Nach der erfolgreichen Etablierung der na-
                                   aus der Doppelnutzungsrasse (DN) Fleck-  türlichen Hornlosigkeit in der Rasse Fleck-
          Bild 2: Der mischerbig   vieh die Rasse Fleckvieh Fleisch entwickelt.   vieh-Fleisch haben die Fleckvieh-Zuchtver-
          hornlose Besamungsbulle   Als wichtiges Merkmal der Einnutzungsrasse   bände in Bayern in den  90er  Jahren einen
          Hulex Pp* (Hubraum x Allora   Fleckvieh-Fleisch wurde die natürliche Horn-  großen Zuchtversuch auf Hornlosigkeit bei
          Pp*), gezüchtet vom LAZBW;     losigkeit festgeschrieben. Um das Merkmal in   der Rasse Fleckvieh Milch und Fleisch gestar-
          Quelle: RBW
                                   der Rasse zu etablieren, wurden umfangrei-  tet, an dem sich auch baden-württembergi-
                                   che Anpaarungsüberprüfungen an gehörnten   sche Fleckviehzuchtverbände beteiligten.
                                   und hornlosen Kühen durchgeführt mit der   Über geeignete Fleckvieh-Fleischbullen und
                                   Absicht, reinerbig oder mischerbig hornlose   durch Einkreuzen von Bullen anderer Horn-
                                   Vererber mithilfe der Mendelschen Regeln zu   losrassen (u.a. Holstein, Limousin) wurde das


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