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Pflanzen- und Tierproduktion





                                   sind sehr klein (etwa 0,2 mm), gelblich durch-  Rückenschild. Im Gegensatz dazu haben die
                                   sichtig und besitzen nur drei Beinpaare. Auf-  weiblichen Zecken, welche 4 – 5 mm groß
                                   grund der geringen Größe und der begrenz-  sind, nur einen kleinen Rückenschild, der im
                                   ten Energievorräte bewegen sich die Larven   Bereich des oberen Rückens zu finden ist.
                                   kaum von dem Ablageort der Eier weg. Man   Der  restliche Körper  besteht aus einer  Art
                                   spricht hierbei von einem Zeckennest, da die   dehnbarem Bereich (Alloscutum), in dem die
                                   Larven häufig zusammengeklumpt auf ihren   Blutmahlzeit  gelagert wird. Während die
                                   Wirt warten. Da Zeckenlarven die menschli-  weibliche Zecke ihre Blutmahlzeit einnimmt,
                                   che Haut in den meisten Fällen noch nicht   verbleibt sie bis zu 80 Stunden am Wirtstier
                                   durchdringen können, werden diese nur sel-  und erreicht in etwa die Größe einer Kidney-
                                   ten auf Menschen gefunden.               bohne (1 – 2 cm). Nach der Blutmahlzeit
                                                                            sucht die Zecke einen geschützten Ort am
                                   In ihrem Nest warten die Larven daher auf   Boden auf und legt bis zu 3000 Eier, wobei
                                   kleine Säugetiere (meist kleine Nagetiere wie   sie selbst stirbt.
                                   Mäuse oder Eichhörnchen), an denen sie sich
                                   beim Vorrübergehen festhalten können. Auf   Je nach Umwelteinflüssen können die Eier
                                   dem Wirtstier angekommen, suchen sich die   bereits nach 70 Tagen fertig entwickelt sein
                                   Zeckenlarven dünne, gut durchblutete Haut-  oder durch Diapause (verzögerter Entwick-
                                   stellen (Ohransatz, Achselregion oder Bauch-  lungsstart / Entwicklungspause) und Quies-
                                   bereich), um sich eine Blutmahlzeit zu geneh-  zenz (verzögerter Schlupf, bedingt durch Au-
                                   migen. Obwohl die einzelnen Larven jeweils   ßentemperatur) nach bis zu 210 Tagen
                                   nur eine sehr geringe Menge an Blut von ih-  schlüpfen, und der Entwicklungszyklus der
                                   ren Wirtstieren aufnehmen, kann durch die   Zecke beginnt erneut.
                                   Masse an Zeckenlarven auch eine Blutarmut
                                   entstehen, welche zum Tod des Wirtstieres   Insgesamt brauchen Zecken der Gattung Ixo-
                                   führen kann. Nach erfolgreicher Blutmahl-  des ricinus also drei Blutmahlzeiten, um ihren
                                   zeit, welche bis zu zehn Tage dauern kann,   Entwicklungszyklus zu beenden. Durch das
                                   lösen sich die Larven von ihrem Wirt und   Warten auf ihre Beute in Lauerstellung und
                                   vergraben sich im oberen Erdreich oder im   die anschließende Entwicklungszeit dauert
                                   Moos und entwickeln sich dort in ihr nächstes   diese Entwicklung im günstigsten Fall etwa
                                   Stadium.  Nach  etwa  50  Tagen  hat  sich  die   zwei Jahre und im schlechtesten Fall bis zu
                                   Larve zu einer Nymphe entwickelt. Eine   sieben Jahre, um vom Ei bis zur adulten Ze-
                                   Nymphe besitzt nun die zeckentypischen acht   cke zu gelangen.
                                   Beine sowie die Größe eines Stecknadelkopfs
                                   (etwa 0,5 – 1 mm). Im Gegensatz zu Larven
                                   finden sich die Nymphen schon häufiger auf   Zeckenübertragene Krankheiten
                                   größeren Tieren oder an Menschen, wobei sie
                                   meistens nur an einigen Stellen die Haut   Diverse Zeckenarten können eine Vielzahl an
                                   (Zwischenzehen- und Fingerbereich, Achsel-   Krankheiten  übertragen,  und  da Zecken
                                   und Schambereich, hinter den Ohren) durch-  überall auf der Welt mit Ausnahme der arkti-
                                   dringen können.                          schen Regionen vorkommen, unterscheiden
                                                                            sich die übertragenen Krankheiten je nach
                                   Meist bevorzugen Nymphen jedoch kleine   Region und Vorkommen der verschiedenen
                                   bis mittelgroße Säugetiere wie etwa Feldhase,   Zeckenarten. In den meisten Fällen müssen
                                   Rotfuchs, Rehwild, Hund oder Katze, um   die Zecken jedoch vorher bei einem Wirt mit
                                   sich ihre Blutmahlzeit für die nächste Ent-  dem Erreger in Kontakt gekommen sein, um
                                   wicklungsstufe zu holen. Nach dieser Mahl-  diesen später auch wieder an einen neuen
                                   zeit suchen die Nymphen wieder die schüt-  Wirt weitergeben zu können.
                                   zende Erd- bzw. Moosschicht auf, um sich
                                   dort in etwa 53 Tagen zu adulten Zecken wei-  Zecken können einzellige Parasiten, verschie-
                                   ter zu entwickeln.                       dene Bakterienarten und auch Viren übertra-
                                                                            gen.
                                   Adulte Zecken haben ebenfalls 8 Beine und
                                   ermöglichen erstmals eine geschlechtsspezifi-  Die Babeiose oder auch Hundemalaria wird
                                   sche Unterscheidung der Zecken. Männliche   durch einzellige Parasiten übertragen und
                                   Zecken sind etwa 2 – 3 mm groß, schwarz bis   führt bei Infektion eines Hundes zu Sympto-
                                   bräunlich und haben einen vollumfassenden   men ähnlich der menschlichen Malaria. Die


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