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Pflanzen- und Tierproduktion





       mische Maßnahmen. Bis in die Siebziger wur-
       den großflächige Bekämpfungsmaßnahmen
       durchgeführt. Zwischen 1963 und 1974 war
       Baden-Württemberg das einzige Bundesland,
       in dem noch gegen die Maikäfer vorgegangen
       wurde. Auch in den Achtzigern lagen die
       Hauptschäden im Bundesvergleich im Süd-
       westen, vornehmlich im Oberrheingraben.

       In den ersten Jahren wurden auch die Enger-
       linge chemisch bekämpft. Seit Mitte des 20.
       Jahrhunderts beschränkt sich die Bekämp-
       fung der Engerlinge aufgrund  hoher Auf-
       wandmengen von Pflanzenschutzmitteln für   Junikäfer                              Bild 4: Maikäfer-Engerling
       Bodenanwendungen mit  nachteiligen Um-                                            (links) und mit Beauveria
       weltauswirkungen allerdings auf ein indirek-  Der kleinere Verwandte des Maikäfers ist der   brongniartii verpilzte Maikäfer-
       tes Management durch Bekämpfung der Kä-  Junikäfer Amphimallon solstitiale. Er stand lan-  Puppe;
                                                                                         Quelle: Matthias Inthachot,
       fer. Ergänzend wurde seit Anfang der neun-  ge Zeit nicht im Fokus und verursachte nur   LTZ
       ziger Jahre bei akutem Bedarf versuchsweise   sporadisch und sehr kleinflächig nennenswer-
       der entomopathogene Pilz Beauveria brongniar-  te Schäden in Rasenflächen. 2020 hatte sich
       tii eingesetzt. Dieser Pilz befällt nach Einbrin-  jedoch eine so starke Population im Schwarz-
       gung in den Boden sehr spezifisch nur die   wald aufgebaut, dass der Wurzelfraß der Juni-
       Engerlinge des Maikäfers und tötet diese ab.  käfer-Engerlinge in Zusammenhang mit gro-
                                                ßer Hitze und Trockenheit zu großflächigen
       Mitte der neunziger Jahre kam es zu verstärk-  Schäden im Grünland führte. Die Schäden
       tem Auftreten von Maikäfern vor allem am   erreichten ein solches Ausmaß, dass ein Pro-
       Kaiserstuhl und im Großraum Karlsruhe. In   jekt zur Wiederherstellung der Flächen und
       anderen Regionen wie dem Bodenseeraum,   zur Entwicklung von Gegenmaßnahmen
       Lörrach oder Blaubeuren dagegen traten   vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen
       Schäden nur kleinräumig in einigen Spezial-  Raum und Verbraucherschutz Baden-Würt-
       betrieben oder in Wiesen auf. Am Kaiserstuhl   temberg (MLR) initiiert wurde. Im Projekt-
       wurden damals zahlreiche Bekämpfungsmaß-  zeitraum wurde unter anderem ein Präparat
       nahmen der Käfer per Hubschrauber an den   auf Basis des insektenpathogenen Pilzes
       Waldrändern  durchgeführt  sowie  Beauveria   Beauveria bassiana eingesetzt, das sich vorher
       brongniartii ausgebracht. Hierdurch konnte   bereits in Österreich im Einsatz gegen Mai-
       noch größerer Schaden verhindert und die   und Junikäfer bewährt hatte.
       Population auf niedrigerem Niveau gehalten
       werden.                                  Im Gegensatz zu den Maikäfern verhalten
                                                sich die Junikäfer offenbar weniger standort-
       Über lange Zeit traten Maikäfer in Baden-  treu und scheinen flexibler neue Flächen mit
       Württemberg stärker auf als in anderen Bun-  geeigneten Bedingungen zu besiedeln. Dies
       desländern, während sie sich auch hierzulan-  deutete sich zumindest bei dem Befall im   Bild 5: Junikäfer-Engerling;
       de im Laufe der Zeit auf die klimatisch güns-  Schwarzwald an, da vorjährig extrem stark   Quelle: Matthias Inthachot /
       tigsten Gegenden zurückzogen. Ähnlich ver-  befallene Flächen im Folgejahr kaum noch   LTZ
       heerende  Schäden  durch den Reifungsfraß
       großer Käferpopulationen, wie sie einst in
       Obstanlagen auftraten, sind schon seit Mitte
       des 20. Jahrhunderts auch in Baden-Würt-
       temberg nicht mehr aufgetreten. Seit 2015 hat
       sich der Befall auch in den beiden Hauptbe-
       fallsgebieten am Oberrhein so weit reduziert,
       dass kein Bekämpfungseinsatz per Hub-
       schrauber mehr erfolgte. Über Probegrabun-
       gen findet aber weiterhin ein Monitoring
       statt, um gegebenenfalls erneut frühzeitig re-
       gulierend eingreifen zu können und größere
       wirtschaftliche Verluste zu vermeiden.


       Landinfo 2 | 2025                                                                                     51
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