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Pflanzen- und Tierproduktion
Temperatur, PKD und Sterblichkeit PKD im Wechselspiel mit der Klimakrise ist
heute eine tödliche Krankheit für Forellen in
Saisonale und tägliche Temperaturschwan- Aquakulturanlagen und einer der Schlüssel-
kungen haben erhebliche Auswirkungen auf faktoren für den deutlichen Rückgang der
Fische, da sie nicht nur ihren Stoffwechsel Bachforellenbestände in unseren heimischen
und ihre Fortpflanzung, sondern z. B. auch Ökosystemen. In der aktuellen Roten Liste
ihre Immunreaktionen beeinflussen. Infolge- der Fische sind Bachforellen erstmals als ge-
dessen kann die globale Erwärmung das Auf- fährdet aufgeführt. In Flüssen, die mit dem
treten und den Schweregrad von Infektions- Parasiten belastet sind, werden Sterblichkei-
krankheiten, einschließlich der PKD bei Fo- ten von 15 % bis 90 % bei Bachforellen fest-
rellen, verändern. Die Erstbeschreibung einer gestellt. Vor allem einsömmerige Fische, aber
Nierenerkrankung, wobei es sich sehr wahr- auch ältere Fische, können von PKD betrof-
scheinlich um PKD handelt, findet sich in fen sein (Abb. 1). Dies ist ein klarer Hinweis
einem Buch über Fischkrankheiten aus dem auf die hohe Gefahr, die von PKD ausgeht,
Jahr 1924 von Prof. Marianne Plehn aus Mün- auch wenn die tödliche Wirkung oft auf Be-
chen, Mitbegründerin der Fischpathologie. gleitfaktoren zurückzuführen ist:
PKD erlangte als tödliche Krankheit mit stei-
genden Temperaturen Ende des letzten Jahr- • Die Krankheit kann die Anfälligkeit für an-
hunderts zuerst in der kommerziellen Zucht dere Infektionen (Bakterien, Pilze) erhö-
von Regenbogenforellen an Bedeutung. hen.
Nachdem die parasitäre Ursache identifiziert • Die Nierenschäden können die erkrankten
und die Bedeutung der Wassertemperatur er- Fische anfälliger für Auswirkungen der Ge-
kannt wurde, konnten jedoch durch gezielte wässerverschmutzung und Sauerstoffman-
Maßnahmen die Verluste deutlich verringert gel machen.
werden. Temperaturschwankungen beein- • Infizierte Fische sind durch verringerte
flussen die Immunabwehr der Fische gegen Fluchtreflexe eine leichte Beute für Präda-
T. bryosalmonae und damit die Anfälligkeit, an toren.
dem Parasiten zu erkranken. Darüber hinaus
wirkt sich die Temperatur direkt auf den Pa- Im Rahmen des Projekts wurden an 140
rasiten aus, indem sie seine Vermehrung und Standorten in baden-württembergischen
Entwicklung beeinflusst. Dies führt bei höhe- Flüssen insgesamt 1.240 Bachforellen, 91
ren Temperaturen zu einer erhöhten Pathoge- Äschen und 34 Lachse beprobt. Diese Pro-
nität und Sterblichkeit der infizierten Fische. ben wurden mittels molekularer Diagnostik
Abb. 1: Verbreitung von PKD in
Baden-Württemberg. Die
farbigen Kreise und Dreiecke
basieren auf Ergebnissen von
Nierenproben verschiedener
Fische. Links sind Äschen,
rechts Bachforellen abgebildet.
Gelbe Pfeile: Nieren ohne PKD;
rote Pfeile: Nieren mit PKD;
Quelle: Dr. Albert Ros et al. /
2021 Freshwater Biology
Landinfo 2 | 2025 61