Page 59 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Gartenbau und Sonderkulturen
Äußerlich sichtbare Symptome
der Esca an Blättern und Trauben
der Weinrebe
Foto: WBI
schnittlich bei 1 % liegt, zeigen andere Sorten Zunahme der Esca-Symptome, bei anderen
wie beispielsweise Müller-Thurgau mit einem Anlagen blieb der prozentuelle Anteil symp-
Durchschnittswert von 6 % höhere Werte. tomtragender Reben gleich oder ging sogar
Bei den Werten handelt es sich allerdings um wieder zurück. Wenn man alle Ergebnisse der
Boniturergebnisse von Reben mit rezenten Bonituren der letzten Jahre zusammen zählt,
Symptomen, die innerhalb eines Jahres in kann man einen Durchschnittswert von un-
mehreren unterschiedlichen Flächen gewon- gefähr 4 % Befallshäufigkeit über alle Sorten
nen wurden. Nicht mit in die Bewertung ein- und Anlagen hinweg für Baden errechnen.
geflossen sind Fehlstöcke oder Neupflanzun- Ausgehend von diesem Wert und den entste-
gen, was zwangsläufig zu höheren Werten henden Kosten durch Ertragsausfälle sowie
insbesondere in älteren Rebanlagen führen Arbeitszeit und Materialkosten für Nach-
würde. pflanzungen, lässt sich ein Schadenswert von
ca. 550 € pro Hektar und Jahr ermitteln. Wür-
Es können aber nicht nur Unterschiede zwi- de man diesen Betrag hochrechnen für alle
schen den einzelnen Rebsorten festgestellt Weinbaugebiete Deutschlands, so würde für
werden, sondern innerhalb einer Sorte selbst die Winzer ein jährlicher Gesamtschaden von
können große Unterschiede von Anlage zu 55 Mio € durch die Esca-Krankheit entste-
Anlage beobachtet werden. So zeigte beispiel- hen.
weise eine 13 Jahre alte Rebanlage Müller-
Thurgau 12 % Krankheitssymptome, wäh- Herr Böddingmeier stellte in seinem Vortrag
rend die benachbarte, um ein Jahr jüngere Überlegungen an, wie man möglicherweise
Anlage der gleichen Sorte eines anderen Be- den für den Winzer entstehenden Schaden
wirtschafters nur 3 % symptomatische Pflan- durch die Verwendung Esca-symptomati-
zen aufwies. Wie es zu solchen Spannweiten scher Trauben bei der Weinproduktion redu-
kommen kann, ist nicht nachvollziehbar, da zieren könnte. Hierzu präsentierte er Ergeb-
keine offensichtlichen Unterschiede im Mik- nisse von Mostanalysen und von ausgebauten
roklima noch in der Bewirtschaftungsweise Weinen mit unterschiedlich hohen Anteilen
(z.B. Anzahl und Größe der Schnittwunden) vertrockneter Trauben. Wie die Mostanalysen
festgestellt werden konnten. Neben dem Ein- gezeigt haben, sind die Zuckerwerte in symp-
fluss der Rebsorte und der Spannweite zwi- tomatischen Beeren niedriger, die Gesamt-
schen den Anlagen, können ebenfalls Unter- säure und NOPA-Werte jedoch höher. Um
schiede bei der Symptomausprägung der Esca jetzt den Einfluss von Esca-Trauben auf die
von Jahr zu Jahr beobachtet werden. Ein ein- Produktion und Qualität von Wein untersu-
heitlicher Trend, der eine generelle Zunahme chen zu können, wurden Weine mit verschie-
symptomatischer Reben belegen, konnte denen Anteilen symptomatischer Trauben
durch die Boniturergebnisse verschiedener ausgebaut und im Zuge eines Seminars sen-
Rebanlangen in den letzten 3 Jahren jedenfalls sorisch bewertet. Selbst bei einem Anteil von
nicht beobachtet werden. So zeigten bei- 50 % schadhaften Leseguts konnten keine
spielsweise einige Anlagen über die Jahre eine negativen Effekte bei der Gärung beobachtet
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