Page 57 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Gartenbau und Sonderkulturen





       Dr. René Fuchs


       Esca-Symposium bringt Forscher

       und Praktiker zusammen



       Ende April hatte das Staatliche Weinbauinstitut in Freiburg zu einem Esca-Symposium geladen, bei
       dem  aktuelle  Forschungsergebnisse  und  Bekämpfungsmöglichkeiten  der  Krankheit  präsentiert
       wurden.  Das  Symposium  fand  im  Rahmen  von  VITIFUTUR,  der  transnationalen  Plattform  für
       Angewandte Forschung und Weiterbildung im Weinbau, statt. Die Referenten aus unterschiedlichen
       Forschungseinrichtungen,  Mitgliedern  der  Weinbauberatung  aus  Baden  und  Württemberg  sowie
       Vertretern  der  Industrie,  präsentierten  vor  über  100 Teilnehmern  ihre  neusten  wissenschaftlichen
       Erkenntnisse, Praxiserfahrungen und Maßnahmen zur Behandlung der Esca-Krankheit.




           er Begriff Esca stammt aus dem Lateini-
       Dschen und bedeutet übersetzt so viel wie
       Zunder. Die Namensgebung der Krankheit
       lässt sich auf die zunderartige Struktur des
       Holzes im Rebstock zurückführen, die durch
       holzzerstörende Pilze verursacht wird. Esca
       ist im Mittelmeerraum seit dem Mittelalter
       bekannt, in Baden trat sie erst Ende der 80er
       Jahre des vorherigen Jahrtausends auf, erin-
       nerte sich Weinbauberater Hansjörg Stücklin
       in seinem Vortrag. Von den Winzern wirklich
       wahrgenommen wurde die Krankheit erst vor
       ungefähr 20 Jahren und scheint nach einer
       kurzen Phase der Stagnation seit einigen Jah-
       ren wieder  vermehrt für  symptomatische                                                              Foto: WBI
       Pflanzen zu sorgen. War die Symptomausprä-
       gung der Esca in den 90iger Jahren noch auf
       ältere Rebanlagen beschränkt, so zeigten ab
       der Jahrtausendwende zunehmend jüngere   allerdings erst vor kurzer Zeit nachgewiesen
       Reben Krankheitssymptome.                werden. Inwieweit sich die Erreger im Zuge
                                                des Klimawandels nach Deutschland ausge-
                                                breitet haben oder unwissentlich durch infi-
         Verbreitung durch Sporen               ziertes  Material  eingeschleppt  wurden  oder
                                                einfach schon immer da waren, lässt sich heu-
       Verbreitet wird die Krankheit in erster Linie   te nicht mehr nachvollziehen.
       durch Sporen verschiedener Pilze, die durch
       den Wind problemlos weite Strecken zurück-  Neben den schon beschriebenen Pilzarten
       legen können. Um welche Pilze es sich bei der   werden außerdem immer wieder neue, zuvor
       Esca-Krankheit handelt, stellte Herr Prof.   unbekannte Arten gefunden, deren Bedeu-
       Michael Fischer vom JKI in Siebeldingen vor.   tung für die Entwicklung der Esca-Krankheit
       Während man früher noch von einigen weni-  noch gar nicht abgeschätzt werden kann.
       gen Esca-Erregern ausging, werden aktuellen   Nicht nur die hohe Anzahl der potentiellen
       Studien zufolge immer mehr holzbesiedelnde   Schaderreger zeigt die Komplexität der
       und holzzerstörende Pilzarten in Weinreben   Krankheit  auf, sondern  auch  die Tatsache,
       entdeckt. Einige dieser Pilze wurden bereits   dass einige der Erreger nicht nur die Weinre-
       in anderen Weinbaugebieten der Welt gefun-  be als Wirt besiedeln können. Auch andere
       den. In deutschen Rebflächen konnten sie   verholzte Pflanzen können durch die Pilze



       Landinfo 4 | 2018                                                                                     57
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