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Beratung und Bildung
der Faserfermentation bei Pferden unter Lu- Transportmittel für
zerneheu-Fütterung im Vergleich zu Pferden Nährstoffe, Gase und
unter Wiesenheu-Fütterung gibt. Das unter- Hormone. Sorgt für
suchte Luzerneheu zeigte niedrigere Rohpro- den Abtransport und
tein-, Calcium-und Magnesium -Gehalte als die Ausscheidung über-
bisher in der Literatur angegeben. Marlene schüssiger oder poten-
Köninger empfiehlt daher regionale Nähr- ziell toxischer Stoffe.
stoffanalysen der Futtermittel durchzufüh- Es ist Reaktionsmedi-
ren, in welche Faktoren wie Bodenbeschaf- um und Reaktionspart-
fenheit, Dünge-und das Erntemanagement ner von Enzymreaktio-
einbezogen werden. Des Weiterein gilt es das nen. Wasser ist ein
Erntemanagement und die Methoden zu op- Tierwohl-Parameter,
timieren um Blattverluste und somit Nähr- welcher die Freiheit
stoffverluste des Luzerneheus zu minimieren. von Hunger, Durst und
Hinsichtlich der Mikrobiologie sollte auch bei Fehlernährung ver-
künstlich getrocknetem Luzerneheu ein re- langt. Die Tiere müs-
gelmäßiges Monitoring der hygienischen sen permanent freien
Qualität durchgeführt werden. Luzerneheu Zugang zu frischem
scheint im Vergleich zu Wiesenheu ein verän- Wasser und Nahrung,
dertes Fermentationsprofil im Dickdarm der die ihre vollständige
Pferde aufzuweisen (siehe auch Artikel Eiber- Gesundheit und Vitali-
ger S. 20-23). tät aufrechterhält, ha-
ben.
Als Alternative zu Luzerneheu könnte künf-
tig auch Luzernesilage für Pferdebetriebe in- Prof. Steinhoff-Wagner
teressant werden. Diese hat positive Effekte berichtete über eine Bild 4: Pferdetränken sind ein
auf die Kotqualität und ist vorteilhaft für laufende Studie zur Tränkwasserqualität auf Tierwohl-Parameter. Sie müssen
ausreichend vorhanden sein und
Pferde mit Erkrankungen des Respirations- Pferdebetrieben. Erste Ergebnisse zeigen, hygienisch einwandfreies Wasser
trakts. Des Weiteren gibt es hier kaum Blatt- dass bei Pferdehaltern keine wirkliche Sensi- anbieten. Foto: Martina Kern
und Bröckelverluste was eine einfachere Füt- bilität bezüglich des Anbietens von Wasser
terungstechnik bedeutet. besteht. Zahlreiche Weiden und Paddocks
verfügen über keinen Wasserzugang.
Wasser nachhaltig nutzen In Pferdebetrieben mit Gruppenhaltung gibt
es weniger Tränkeplatz je Tier als in der
Auf das aktuelle Thema „Wasser als zukünf- Gruppenhaltung von Rindern. Ebenso zei-
tig knappe Ressource – Handlungsbedarf auf gen sich auf Pferdebetrieben deutlich mehr
Pferdebetrieben aus ganzheitlicher Perspekti- sichtbare Beeinträchtigungen der Tränkwas-
ve“ ging Prof. Julia Steinhoff-Wagner von der serqualität als im Milchviehbereich. Als mög-
Technischen Universität München ein. Die liche Konsequenzen einer vernachlässigten
Pegel von Flüssen, Seen und der Grundwas- Tränkehygiene können Bakterien über abge-
serspiegel sinken. Die Regentage reichen in löste Fragmente des Biofilms mit dem Wasser
manchen Gebieten nicht aus, um diese Spei- aufgenommen werden. Dies kann zu Magen-
cher wieder aufzufüllen. Gleichzeitig führen Darm-Erkrankungen der Tiere führen. Legi-
die steigenden Temperaturen zu einer höhe- onellen und einige Pseudomonaden können
ren Verdunstung und auch ein sorgloser Um- Lungenentzündungen hervorrufen, Algen-
gang mit Wasser kann die Wasserknappheit gifte können zu Lähmungen, Gedächtnisstö-
verschärfen. Das Thema „Wasserknappheit“ rungen und Diarrhoe führen.
befindet sich in der Tierhaltung im Span-
nungsfeld zwischen Umwelt-, Ressourcen- Um der Wasserknappheit künftig entgegen zu
schutz und der Tiergesundheit, sowie dem wirken, müssen Pferdebetriebe bereits heute
Tierwohl. Um diesen Problemen zu begegnen entsprechende betriebliche Anpassungen und
ist eine kontinuierliche Verbesserung auf ein- Investitionen vornehmen. Ebenso benötigt Sabine Henze
zelbetrieblicher Ebene notwendig. es weiterer wissenschaftlicher Forschung zu RP Stuttgart
den Einflussfaktoren des Wasseraufnahme- Referat 33
Wasser hat bei Mensch und Tier eine lebens- verhaltens von Pferden und den Anforderun- Tel.: 0711 / 904 - 13309
wichtige Funktion. Es dient als Lösungs- und gen an die Tränkwasserqualität. sabine.henze@rps.bwl.de
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