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Beratung und Bildung

















          Bild 2: Ein morscher Baumstumpf                                     Biodiversitätsförderung im intensiv
          stellt einen wertvollen Lebens-  und Gehölzen. Auch durch eine extensive zwei-
          raum für viele Insekten dar (Foto:   schürige Mahd von Grünflächen im Hofbereich   genutzten Grünland
          Conny Hüber).            kann ein reiches Blühangebot geschaffen wer-
                                   den, welches im Gegensatz zum englischen Ra-  war das Thema des Vortrags von Dr. Kerstin
                                   sen einen hohen Beitrag zum Erhalt der Biodi-  Grant, Referat Grünlandbotanik und -ökologie
                                   versität leistet. Werden dabei noch Altgrasstrei-  vom LAZBW Aulendorf. Große Schläge werden
          Bild 3: Blühbeginn einer   fen stehen gelassen, bietet die Fläche neben ei-  in den meisten Fällen alle zeitgleich gemäht,
          artenreichen Wiese um die
          Hofstelle des LAZBW. (Foto:   nem wertvollen Nahrungsangebot auch eine   wodurch den Insekten Nahrungs- und Lebens-
          Conny Hüber).            Überwinterungsmöglichkeit für viele Insekten.   raum entzogen wird. Von besonderer Bedeu-
                                   Für Neubauten wurden Maßnahmen wie Dach-   tung zur Förderung der Artenvielfalt wäre daher
                                   und Fassadenbegrünungen vorgestellt. Neben   die Mosaikmahd. Flächen werden hierbei gestaf-
                                   Vorteilen wie einer Steigerung der Wärmeisolie-  felt, d. h. im Abstand von 2 - 3 Wochen gemäht,
                                   rung, Feinstaubfilterung und Verbesserung des   wodurch Insekten jederzeit ausweichen kön-
                                   Stallklimas, können extensive Dachbegrünun-  nen. Optimal ist es, wenn Teilflächen und Strei-
                                   gen mit geringem Pflegeaufwand einen Beitrag   fen stehen gelassen werden. Dies bietet sich vor
                                   zur Artenvielfalt leisten. Besonders wärmelie-  allem in Randbereichen, auf schwer zu bewirt-
                                   bende Pflanzenarten wie Mauerpfeffer und Fett-  schaftenden Flächen oder entlang von Wegrän-
                                   henne fühlen sich hier wohl und bieten Nektar   dern und Gräben an. Eine extensive Nutzung
                                   und Pollen für bestäubende Insekten.     lässt hier Lebens- und Rückzugsräume für Pflan-
                                                                            zen und Tiere entstehen. Auch eine insekten-
                                                                            schonende Mahdtechnik hilft. Beim Mähen von
                                     Biodiversität von Weiden ist nut-      blütenreichen Beständen sollte auf einen
                                     zungsabhängig                          Mähaufbereiter verzichtet werden, um Tierver-
                                                                            luste zu vermeiden. Der Einsatz eines Messer-
                                   Die Biodiversität von intensiv und extensiv ge-  balken-Mähwerks ist dem eines Kreiselmäh-
                                   nutzten Weiden wurde von Michael Eissler,   werks vorzuziehen. Eine Mahd mit Abfuhr ist
                                   RPT, verglichen. Die Faustregel hierbei lautet:   insektenschonender als das Mulchen, wobei die
                                   Je höher die Weideintensität, desto geringer die   Schnitthöhe möglichst über 10 cm liegen und
                                   Artenzahlen und der ökologische Wert. Auch   die Fahrgeschwindigkeit reduziert werden soll-
                                   Weidetiere bestimmen mit ihrem charakteristi-  te.
                                   schen Fressverhalten das Erscheinungsbild und
                                   die Biodiversitätsleistung der Weide. Typische
                                   Elemente wie ein einfacher Holzzaunpfahl, Kot   Praxisübungen im Online-Format
                                   oder Weidereste stellen eigene Mikrokosmen
                                   dar. Sie beherbergen beispielsweise Insekten,   Eine Herausforderung war es, den praktischen
                                   Flechten oder Pilze. Wer auf der eigenen Weide   Teil der Veranstaltung in einem Online-Format
                                   aktiv werden möchte, kann auch mit dem Pflan-  durchzuführen. Die Teilnehmenden wurden in
                                   zen von artenreichen Gebüschen, Hecken und   die Teilgruppen „Hofflächen“, „Weideflächen“
                                   Einzelbäumen oder dem Anlegen von Stein-   sowie „Neubauten“ eingeteilt. Ziel war es, mit-
                                   und Totholzhaufen wertvolle Biotope schaffen.   hilfe von jeweils vier ausgewählten Fotos ver-
                                   Derartige Aufwertungen lassen sich oft gut an   schiedener Flächen mögliche Biodiversitäts-
                                   den Schlagrändern oder bei strukturreichen Ex-  maßnahmen für das Landwirtschaftliche Zent-
                                   tensivweiden unterbringen. Hecken und Bäume   rum in Aulendorf (LAZBW) zu erarbeiten, zu
                                   können gleichzeitig auch gezielt als Witterungs-  diskutieren und anschließend in der großen
                                   schutz für die Weidetiere genutzt werden. Be-  Runde vorzustellen.
                                   reits bestehende Strukturen wie offene Boden-
                                   stellen an Trittpfaden sowie Alt- und Totholz-  In vielen Punkten waren sich die Teilnehmen-
                                   bäume bieten Nistmöglichkeiten für allerlei   den einig
                                   Tiere und sollten erhalten werden.



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