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Aus den Landesanstalten
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Saskia Friedrich
Die Gams in Baden-Württemberg
Im Rahmen eines populationsgenetischen Projekts untersucht die Wildforschungsstelle des Landes
Baden-Württemberg seit 2019 die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Gämse und deren geografi-
schen Verbreitung in Baden-Württemberg durch die genetische Analyse von Gamsgewebeproben. Auf
Basis von genetischen Informationen will die Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg
wesentliche Grundlagen zum Vorkommen der Gämse in Baden-Württemberg erhalten.
Gämsen waren bis zum Spätmittelalter Stand-
Gamsvorkommen in Baden-Württem- wild im Schwarzwald, bevor sie durch Überbe-
berg jagung ausgerottet wurden. Danach kam Gams-
wild nur als Durchzügler aus dem Allgäu, Vor-
Aktuell kommt in Baden-Württemberg die Al- arlberg und der Schweiz vor. Der heutige Gäm-
pengams als Standwild (ständig im Revier) im senbestand im Schwarzwald sowie auf der
südlichen Schwarzwald, auf der südlichen Schwäbischen Alb (Donautal) geht überwie-
Schwäbischen Alb und in der voralpinen Ade- gend auf Aussetzungen von Gämsen mit öster-
legg vor. Letztere beherbergt ein kleines autoch- reichischer Herkunft in den 1930er Jahren zu-
thones Vorkommen, das vermutlich auf Einwan- rück. Gämsen suchen als Feindvermeidungsstra-
derungen aus dem bayerischen Allgäu beruht. tegie steile Hänge und felsige Bereiche auf, so
Der Großteil des Bestands lebt in der Feldberg- dass die Gämse auch in historischen Zeiten in
Belchen Region. Trotz der geografischen Entfer- Baden-Württemberg nie großflächig verbreitet
nungen wird zwischen den einzelnen Gamsvor- war.
kommen ein genetischer Austausch über die
Vernetzung durch Fernwechsel vermutet, da
immer wieder Sichtungen und Erlegungen von Rechtskreise und Bestandssituation
Gämsen außerhalb von Kerngebieten gemeldet
werden. Erlegungen in den Landkreisen Ostalb- Die internationale rote Liste gefährdeter Arten
kreis und Göppingen zeugen vom Kolonisati- (IUCN) stuft die Gämsenbestände als nicht ge-
onspotenzial dieser Art, welches keineswegs auf fährdet ein, mit Abweichungen für einzelne Un-
alpine Bereiche beschränkt ist. terarten. In Deutschland unterliegen die Gäm-
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