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Beratung und Bildung
So genügt der geforderte Aus- Bild 4: Offene Bodenstellen und
gleich für den Eingriff in die Abbruchkanten können wertvolle
Nisthabitate für bodennistende
Natur nicht nur der Eingriffs- Wildbienen darstellen (Foto:
Ausgleichsbilanzierung, son- Conny Hüber).
dern bringt auch noch einen
erheblichen Gewinn für die
Biodiversität und das mit kei-
nerlei zusätzlichem Aufwand.
• alle Maßnahmen müssen zu der jeweiligen Die Vorstellung der tatsächlich geplanten Biodi-
Betriebsweise und der Betriebsstruktur pas- versitätsmaßnahmen im Zuge der Neubauten in
sen. Aulendorf von Dr. Hansjörg Nussbaum runde-
• es ist vorteilhaft, die Vernetzung der Maßnah- ten die Veranstaltung ab. Interessant war hier,
men zu berücksichtigen. dass im Workshop „Neubau“ in vielen Berei-
• sogenannte „Eh da-Flächen“ wie Grünflächen chen dieselben Vorschläge und Ergebnisse erar-
in und um den Hofraum, Ödland und der- beitet wurden wie sie die Planungen des
gleichen, sind leicht für Biodiversitätsmaß- LAZBW vorsehen.
nahmen zu nutzen.
• Maßnahmen auf Produktionsflächen müssen
in die Produktion eingepasst werden, was Fazit
sich z.B. mit Altgrasstreifen relativ einfach
umsetzen lässt. Zusammenfassend zeigte sich, dass es bei der
Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen dar-
Im Workshop „Hofflächen“ wurden die Grünflä- auf ankommt, wie diese in den Betrieb und des-
chen auf und um den Betrieb analysiert. Mit sen Wirtschaftsweise eingepasst werden kön-
einem entsprechenden Mahdregime lässt sich nen. Die Veranstaltung schulte bei den Teilneh-
hier schon viel erreichen. Mit einer insekten- menden den Blick für die mögliche Umsetzung
freundlichen Bepflanzung, der Anlage und Pfle- von praxisgerechten und wirksamen Maßnah-
ge einer Abbruchkante am Boden, etwas Tot- men zur Biodiversitätssteigerung. Für eine brei-
holz, einem lebenden Zaun und dergleichen te Umsetzung von biodiversitätsfördernden
wird das Spektrum der Maßnahmen richtig Maßnahmen ist es unverzichtbar, Wissen zu
rund. Hinsichtlich der Befestigung von Rangier- vermitteln und den Landwirt*innen möglichst
und Wegeflächen stellt sich die Frage, ob immer konkrete Tipps geben zu können. Die Landwirt-
eine Komplettversiegelung nötig ist. Bei wenig schaftsverwaltung ist hierbei ein wichtiger Mul-
frequentierten Flächen ist dies oft nicht der Fall. tiplikator. Oft ergibt sich ein guter Einstieg im
Eine schöne Idee ist außerdem ein repräsentati- Zusammenhang mit produktionstechnischer
ves Hofschild, kombiniert mit einem Insekten- Beratung, Erörterungsgesprächen im Rahmen
hotel – Biodiversität, Ästhetik und Imagewer- von Bauvorhaben und ähnlichem. Hier kann ge-
bung in einem, was will man mehr? zielt auf die Belange des Artenschutzes hinge-
wiesen und dafür geworben werden.
Im Workshop „Weide“ war eine vieldiskutierte
Maßnahme die Pflanzung von Bäumen an der Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt
Zuwegung der Weide. Dies bringt Nahrungs- sind oft ganz einfach umzusetzen. Zum Beispiel
und Nistmöglichkeiten bei geringem Flächen- auf Flächen, die nicht in die Produktion integ-
verbrauch und minimaler Bewirtschaftungsein- riert sind und mit Maßnahmen, die oft sogar
schränkung. Gleichzeitig gibt es erhebliche pro- arbeits- und kostensparend sind. Ein Schritt hin
duktionstechnische Vorteile durch die Bereit- zu mehr Biodiversität ist gleichzeitig auch ein
stellung eines natürlichen Witterungsschutzes. Imagegewinn. Die Stärkung der biologischen
Alternativ könnten auch exponiert Solitärbäu- Vielfalt stellt eine Herausforderung dar, die es
me auf der Weide mit dem gleichen Effekt ge- gemeinsam zu meistern gilt und die auch in Zu-
pflanzt werden.Anregende Diskussionen ent- kunft ein spannendes Thema bleibt. Unser herz-
standen im Workshop „Neubau“ in Bezug auf licher Dank gilt dem LAZBW für die Bereitstel-
die Bepflanzung. Diese sollte so gewählt wer- lung des Betriebes als „Dummy“ und die hervor- Conny Hüber
den, dass die Durchlüftung des Stalls nicht be- ragende Zusammenarbeit und Mitwirkung bei RP Tübingen
hindert wird. Bei der Pflanzung von Bäumen der Vorbereitung und bei der Durchführung des Bienenfachberatung und
sind das Pollen- und Nektarpotential und der Workshops. Biodiversität - Ref. 33
Blühzeitpunkt genauso zu berücksichtigen wie Tel.: 07071 / 757 - 3648
etwaige Erweiterungsmöglichkeiten des Stalls. conny.hueber@rpt.bwl.de
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