Page 51 - Landinfo 4_2020_Schwerpunktthema Bio und Regional
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Pflanzen- und Tierproduktion
Versuchsfrage
Im Versuch wurde erforscht, ob das Colchi-
zin einer sich zersetzenden Herbstzeitlosen-
haltigen Mulchschicht an die darunter wach-
senden Pflanzen weitergegeben wird und so
das Futter im Folgeaufwuchs kontaminieren
könnte. In einem Freilandversuch des Land-
wirtschaftlichen Zentrum für Rinderhaltung,
Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild
und Fischerei Baden-Württemberg wurde das
Pflanzenmaterial des Folgeaufwuchses auf
Colchizingehalt getestet, das vorher durch ei- Abb. 1 Colchizingehalte (mg/kg TM) im Pflanzenmaterial des Folgeaufwuchses 8 Wochen nach
Bedeckung mit Mulchschicht; Anzahl an Herbstzeitlosen (HZL) variiert in der Mulchschicht (0, 2,
ne Herbstzeitlosen-haltige Mulchschicht be- 10 Pflanzen/m²); zwei Mulchzeitpunkte (Ende April: nur HZL-Blätter, Ende Mai: Blätter und junge
deckt gewesen war. Es wurden ebenfalls ge- Kapsel); dargestellt sind Mittelwerte und Standardfehler pro Variante; Stern zeigt Ausreißerwert;
testet, ob die HZL-Besatzdichte (0, 2 oder 10 kleine Buchstaben zeigen signifikante Unterschiede in HZL-Menge gemittelt über beide
Mulchzeitpunkte gemäß Linear Mixed Effect Model p=0,05; Bestimmungsgrenze des Colchizin
HZL-Pflanzen pro Quadratmeter) und der 0,01 mg/kg.
Zeitpunkt der Mulchregulierung (entspricht
einem unterschiedlichen Wuchsstadium der halten. Diese höheren Colchizingehalte in
HZL: Ende April = nur Blätter; Ende Mai = den HZL-Pflanzen mit junger Kapsel spie-
Blätter und junge Kapsel) einen Einfluss auf geln sich daher auch in der leicht höheren
eine mögliche Weitergabe des Colchizin hat. Kontamination des Folgeaufwuchses der
Mulchtermin-Variante Ende Mai „Blätter und
junge Kapsel“ wieder. Hier lagen die detek-
Ergebnisse tierten Colchizingehalte im Folgeaufwuchs
um 0,01 mg/kg TM höher als zum früheren
Die Ergebnisse der Laboranalysen zeigten ei- Mulchtermin Ende April zum Herbstzeitlo-
ne sehr leichte Kontamination des Folgeauf- sen-Stadium „nur Blätter“.
wuchses durch eine vorherige Bedeckung und
Zersetzung einer Herbstzeitlosen-haltigen Die Ergebnisse zum Colchizingehalt bei un-
Mulchschicht in Abhängigkeit des Wuchssta- terschiedlicher Besatzstärke an HZL-Pflan-
diums sowie der Anzahl an Herbstzeitlosen zen im Bestand untermauern auch von Seiten Bild 2 und 3: Wuchsstadium der
(Abb. 1). der Kontamination des Folgeaufwuchses eine Herbstzeitlosen zum jeweiligen
Regulierung des Bestandes ab 2 Pflanzen/m², Mulchtermin ( Ende April – nur
Der Colchizingehalt mehrerer Proben lag un- wie bereits empfohlen (SEITHER et al., Blätter; Ende Mai – Blätter und
junge Kapsel) (Quelle: Kerstin
terhalb der Bestimmungsgrenze von 0,01 2014). Grant)
mg/kg. Der höchste detektierte Colchizin-
Wert von 0,06 mg/kg TM wurde bei der Be-
satzdichte von 10 HZL-Pflanzen/m² zum
Mulchzeitpunkt Ende Mai gefunden. Dieser
Wert lag ebenfalls noch sehr dicht an der Be-
stimmungsgrenze und ist im Vergleich mit
dem Colchizingehalt der reinen Herbstzeitlo-
se-Pflanzen äußerst gering. Zum Zeitpunkt
der Probennahme enthielten die reinen
Herbstzeitlosen im Mittel 1686 mg Colchi-
zin/kg TM Colchizin im Stadium „nur Blät-
ter“ und 1757 mg/kg TM im Stadium „Blätter
und junge Kapsel“. Die separat beprobten
HZL-Pflanzen zeigten also einen höheren
Gehalt an Colchizin im Stadium „Blätter und
junge Kapsel“, der wahrscheinlich durch das
Vorhandensein der unreifen Samen verur-
sacht wurde. JUNG et al. (2012) konnten
nachweisen, dass die Samen der Herbstzeitlo-
sen die höchsten Colchizingehalte im Ver-
gleich zu allen anderen Pflanzenteilen bein-
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