Page 58 - Landinfo Ausgabe 2-2022
P. 58

Pflanzen- und Tierproduktion





                                                                            nen vor, die für einen weiteren Anbau in der
          Linsenakzession               Ertrag  Standfestig-  Platzfestig-
                                                keit         keit           Praxis geeignet sind (Tab. 1). Sie sind sehr
             LENS 322                    +++         +            0         homogen, früh in der Abreife und relativ
                                                                            platzfest. Daneben weisen sie eine einheitli-
             LENS 103 (Gestreifte Linse)  +++        0            +
                                                                            che Samenfarbe auf, geschält sind sechs gelb
             Anicia                      ++          +            +         und zwei orange. Unsere aktuellen Ergebnis-
             LENS 105 (Marmorierte Linse)   +       +++           +         se zeigen eine große Varianz in den Inhalts-
             LENS 187                     +          ++           ++        stoffen der verschiedenen Akzessionen.
             LENS 176 (Frolos)            +          +            +
                                                                            Die Ergebnisse des Projektes LinSel tragen
             LENS 111 (Aproszemü Lenese)  +          ++           +         dazu bei, das Portfolio an Linsengenotypen,
             LENS 106 (Kleine Schwarze)   -         +++           ++        die für den Praxisanbau zur Verfügung ste-
                                                                            hen, zu erweitern – allerdings ist noch nicht
          Tab. 1: Linsenakzessionen (Akzessionsnummern nach dem Genbankinformationssystem des IPK   genügend Saatgut vorhanden, um diese Top 8
          Gatersleben) mit herausragenden Ergebnissen in Ertrag, Standfestigkeit und/oder Platzfestigkeit   der Linsenakzessionen sofort großflächig an-
          der Hülsen; Ergebnisse aus dem Versuchsanbau im Projekt LinSel; Versuchsstation Kleinhohen-  bauen zu können.  Trotzdem bietet unsere
          heim (Universität Hohenheim/Stuttgart) 2019-2021.
                                                                            detaillierte Charakterisierung der verschiede-
                                                                            nen Akzessionen  eine gute  Grundlage, um
                                   Nach einem standardisierten Boniturschema   mit der Hochvermehrung für den heimischen
                                   wurden 40 agronomische und morphologi-   Anbau zu beginnen, sowie wertvolle Daten
                                   sche Merkmale erfasst. Vor allem eine frühe   für die weitere Züchtungsarbeit. Für breitere
                                   und gleichmäßige Abreife, Platzfestigkeit der   Forschungsarbeiten, die kleinere Mengen an
                                   Hülsen und Ertrag waren besonders wichtige   Material benötigen, liegt von allen Mustern
                                   Kriterien. Parallel zu den Feldversuchen wur-  ausreichend Saatgut vor. Die Charakterisie-
                                   den die Linsenkörner chemisch analysiert und   rungsdaten sind außerdem im Genbankinfor-
                                   eine Kalibrierung für Inhaltstoffanalysen er-  mationssystem (GBIS) des IPK öffentlich
                                   stellt. Damit ist es möglich, neben den im Feld   zugänglich.
                                   bestimmten agronomischen und morpholo-
                                   gischen Merkmalen der Linsenpflanzen auch   Die Forschungsarbeiten im Projekt „LinSel“
                                   die Inhaltsstoffe, die für die menschliche Er-  bieten eine gute Grundlage für weitere For-
                                   nährung wichtig sind, in die Sortenauswahl   schungsarbeiten zur Kreuzungszüchtung bei
                                   einzubeziehen.                           Linsen, aber auch zur Produktqualität dieser
                                                                            schmackhaften und bei den Verbraucher:innen
                                                                            beliebten Leguminose.
                                     Regionale Vergleichssorten übertrof-
                                     fen                                    Das Projekt wird vom Projektträger der Bun-
                                                                            desanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
                                   In unserem Projekt ist es gelungen, aus einer   im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie ge-
                                   Vielzahl von Genbankakzessionen einige we-  fördert und von mehreren Projekt-
                                   nige Linsensorten zu selektieren, welche die   partner:innen unter Leitung des Zentrums
                                   regionalen Vergleichssorten bezüglich Stand-  Ökologischer Landbau der Universität Ho-
                                   festigkeit und Ertrag teilweise weit übertref-  henheim durchgeführt.  
          Alex Kröper              fen. Zum Projektende liegen nun 8 Akzessio-
          Universität Hohenheim
          Fakultät
          Agrarwissenschaften        Projekt „LinSel“
          Tel.: 0711 / 459 - 23947
          alex.kroeper@uni-          Um für den Anbau in Deutschland geeignete Linsengenotypen zu identifizieren, wurde das Verbund-
          hohenheim.de               projekt „LinSel" vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Das Projekt
                                     wird vom Zentrum Ökologischer Landbau der Universität Hohenheim koordiniert, aber auch andere
          Dr. Annegret Pflugfelder
          Universität Hohenheim      Hohenheimer  Institute  leisten  einen  Beitrag. Weitere  Projektpartner  sind  das  Leibniz-Institut  für
          Fakultät                   Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben (IPK), das Keyserlingk-Institut in Sa-
          Agrarwissenschaften        lem, die Universität Kassel mit dem Fachgebiet Ökologische Pflanzenzüchtung und Agrarbiodiversi-
          Tel.: 0711 / 459 - 241139  tät sowie die Öko-Erzeugergemeinschaft Alb-Leisa und Lauteracher Alb-Feldfrüchte als Vertreter aus
          a.pflugfelder@uni-         der Praxis.
          hohenheim.de



          58                                                                                          Landinfo 2/2022
   53   54   55   56   57   58   59   60   61   62   63