Page 42 - Landinfo Ausgabe 2-2022
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Betrieb und Markt
Werner Schmid
Photovoltaikstrom und Energiewende – Quo vadis? (Teil 2)
Das Ziel ist ausgegeben. Europa strebt Klimaneutralität bis 2050 an. Deutschland hat sich mit 2045 ein
noch ambitionierteres Ziel gesetzt. Eine der Mammutaufgaben, welche dabei zu bewältigen ist, ist die
Energiewende. Erreicht werden soll diese durch Umstellung der Energieerzeugung auf 100 % regene-
rative Quellen, lässt man die Optionen Kernenergie oder Kernfusion außen vor.
Lesen Sie dazu auch Teil 1 Herausforderungen der Energie- hinweg beim Verbrauch mit nur geringen Jah-
dieses Artikel in der wende reszeiteneffekten gerechnet werden muss,
Landinfo 5/2021 zeigt sich im Bereich der Raumwärme, und in
In seiner Studie „Aktuelle Fakten zur Photo- geringerem Maße bei der Beleuchtung, hinge-
voltaik in Deutschland“ vom 06.08.2021 (S. gen eine deutliche Abhängigkeit von der Jah-
56) bringt es das das Fraunhofer ISE auf den reszeit. Auch wenn das Verbrauchsjahr 2018
Punkt: „Die Nagelprobe sind windstille, trü- nicht repräsentativ für den künftigen Ener-
be Wintertage, an denen der Stromverbrauch gieverbrauch stehen kann, so wird doch die
Maximalwerte erreichen kann, ohne dass Tendenz, dass in Deutschland der höchste
Sonne- oder Windstrom bereitstehen“. Energiebedarf im Winter vorhanden ist, auch
in Zukunft Bestand haben.
Blickt man auf den „Jahreslastgang Gesamt-
verbrauch Endenergie“ in Deutschland, wel- Zur Bewältigung dieser Problematik sind ver-
cher in Abbildung 5 für das Jahr 2018 modell- schiedene Lösungsansätze denkbar.
haft dargestellt ist, wird deutlich, dass die
Bewältigung der Winterproblematik mit Hilfe 1. Energieeffizienz: Konsequente Umset-
der Erneuerbaren Energien (in Verbindung zung von Energieeffizienzmaßnahmen,
mit Kurz- und Langzeitspeichern) den um den spezifischen Energieverbrauch zu
Schwierigkeitsgrad der Aufgabe erheblich er- verringern.
höht.
2. Verlagerung des Energieverbrauchs in
Während bei Strom, Kraftstoffen, Warmwas- Zeiten der Energieherstellung: Diese
ser, Prozesswärme und -kälte über das Jahr Maßnahmen eignen sind allerdings eher
zur Bewältigung von Schwankungen im
kurzfristigen Bereich (Tages-, Wochen-
schwankungen). Zur Bewältigung der
Winterproblematik sind kaum Beispiele
vorhanden.
3. Langzeitspeicherung: Zum „Transport“
überschüssiger Energie aus dem Sommer
stehen zum einen Speichertechnologien
für Strom oder Wärme zur Verfügung.
Zum anderen kann Sommerstrom auch
durch Umwandlung in „stapelbare“ Ener-
gieträger (Wasserstofftechnologie, Power-
to-X, etc.) in den Winter transportiert
werden.
4. Technologiepark zur Gewinnung und Be-
reitstellung regenerativer Energie: Je bes-
ser es gelingt, das „virtuelle Kraftwerk“
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