Page 8 - Landinfo 2-2021 Schwerpunktthema Lernfeld Landwirtschaft
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Lernfeld Landwirtschaft





          Antonia Heisler


          Landwirtschaft erleben und verstehen



          Die Landwirtschaft steht aktuell (wieder einmal) vor gewaltigen Anforderungen: zunehmend Ansprü-
          che der Gesellschaft nach einer „anderen Landwirtschaft“, überversorgte Märkte, Flächendruck und
          fehlende Wertschätzung  der Verbraucher.  Mit  einem  vielfältigen Veranstaltungskonzept  bietet  der
          Fachdienst Landwirtschaft im Alb-Donau-Kreis Interessierten die Möglichkeit, die wirkliche Landwirt-
          schaft vor Ort in einem wirtschaftsstarken Landkreis kennenzulernen. Landrat und Kreistag unterstüt-
          zen dies aktiv.
                                     Tag der Landwirtschaft                 Wert und die Vielfalt der heimischen Landwirt-
                                                                            schaft mit ihren positiven Effekten in Bereichen
                                   Die aktuellen Herausforderungen landwirt-  wie Umwelt- und Naturschutz oder Tourismus
                                   schaftlicher Betriebe bei kommunalen Entschei-  bewusst zu machen.
                                   dungsträgern und in den Medien präsent zu
                                   machen, das war das Anliegen von Landrat Hei-
                                   ner Scheffold. In den Jahren 2018 und 2019 wur-  Lernort Bauernhof
                                   den dazu bei einem „Tag der Landwirtschaft“
                                   verschiedenste Betriebe im Alb-Donau-Kreis   Über den „Lernort Bauernhof“ werden Informa-
                                   besucht. Eingeladen waren neben den Frakti-  tionen zu Landwirtschaft und Lebensmitteler-
                                   onsvorsitzenden des Kreistages Vertreter der   zeugung gut und praxisnah vermittelt. Das hat
                                   Medien, der Vorstand des Kreisbauernverban-  auch der Kreistag im Alb-Donau-Kreis erkannt
                                   des und betriebsbezogen kommunale Entschei-  und im Jahr 2009 dafür eine eigene Kreisförde-
                                   dungsträger. Besucht wurden konventionell wie   rung geschaffen. Anfangs wurden nur Projekte
                                   ökologisch wirtschaftende Betriebe, von der   mit Kindern und Schulklassen gefördert, seit
                                   Ferkelerzeugung über die Milchvieh-, Geflügel-   2014 können auch Erwachsenengruppen und
                                   sowie Schafhaltung mit Landschaftspflege. Auch   Vereine zertifizierte Lernort Bauernhof-Betrie-
                                   weitere betriebliche Standbeine wie Biogas, Di-  be im Alb-Donau-Kreis kennenlernen. Der Alb-
                                   rektvermarktung und Catering waren mit dabei.   Donau-Kreis gewährt eine Aufwandsentschädi-
                                                                            gung von 50 Euro je Unterrichtseinheit (UE) für
                                   Die Diskussionspunkte während der Besichti-  die Durchführung entsprechender Projekte auf
                                   gungen ergaben sich aus den betrieblichen   den Höfen. Die seit Jahren steigenden Teilneh-
                                   Schwerpunkten. Thematisiert wurden auf vie-  merzahlen zeigen, dass sich der „Lernort Bau-
                                   len Betrieben die Auswirkungen und Anpas-  ernhof“ im Alb-Donau-Kreis als außerschuli-
                                   sungsmöglichkeiten auf höhere Vorgaben im   scher Lernort etabliert hat. Im Jahr 2009 startete
                                   Bereich Tierschutz, die Novellierung der Dün-  die Kreisförderung mit 640 Schülern, 2019 be-
                                   geverordnung oder der Reduzierung des Pflan-  suchten 4.017 Teilnehmer die Betriebe.
                                   zenschutzmitteleinsatzes mit ihren Auswirkun-
          Bild 1: Interessierte Teilnehmer   gen auf den Strukturwandel. Eine deutliche   Der Fachdienst Landwirtschaft unterstützt im
          beim Tag der Landwirtschaft für
          Lokalpolitiker und  Presse; Bild:   Betroffenheit der Betriebe war für die Besucher   Rahmen des Qualitätsmanagements durch jähr-
          Antonia Heisler                    bei den Auswirkungen des Klima-  liche Treffen und Weiterbildungen zu aktuellen
                                             wandels oder dem zunehmenden   Themen und Methoden für die teilnehmenden
                                             bürokratischen Aufwand wahr-   Landwirtinnen und Landwirte. Die Lebenswirk-
                                             nehmbar. Umso beeindruckender   lichkeit der meisten Schüler und Lehrkräfte ent-
                                             war es für die Gäste, welche Ant-  hält keinen direkten Kontakt auch im ländlich
                                             worten und Strategien auf den Be-  geprägten Alb-Donau-Kreis zur Landwirtschaft
                                             trieben hinsichtlich der laufenden   und zur Erzeugung von Lebensmitteln. Die Eva-
                                             Veränderungsprozesse  angedacht   luierung der Termine zeigt: ein Bauernhofbe-
                                             sind oder welche teilweise auch   such in der Nachbarschaft ist gut geeignet um
                                             schon umgesetzt wurden. Das Fazit   Wissenslücken  zu  schließen  und  Vorbehalte
                                             der eingeladenen Gäste bei beiden   abzubauen. Er wird vom Verbrauchern, Lehr-
                                             Fahrten war durchweg positiv.  Ins-  kräften, Schülern oder Kindergartenkindern
                                             gesamt gelang es die Arbeit, den   gleichermaßen gut und gerne angenommen.



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