Page 3 - Landinfo 2-2021 Schwerpunktthema Lernfeld Landwirtschaft
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Editorial

       Landinfo 2/2021







       Sehr geehrte Leserinnen und Leser,


       die Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Gesellschaft ist oft sehr ambivalent. Auf der einen
       Seite erfahren Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung und aus regionaler Herkunft bei vielen
       Verbrauchern hohe Wertschätzung, auf der anderen Seite steht die Landwirtschaft in der Kritik, weil
       sie mit ihren modernen Produktionsmethoden auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit ausgerichtet ist.
       Sie entspricht nicht dem Bild idealisierter Darstellungen einer landwirtschaftlichen Produktion.

       Immer weniger Landwirte versorgen die Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln, zwangsläu-
       fig gibt es damit immer weniger Gelegenheiten für Verbraucher, unmittelbare Einblicke in die Arbeit
       der Landwirtschaft zu erhalten. Deshalb ist es wichtig, solche Angebote zu schaffen. Sie müssen
       leicht zugänglich sein und realistische Einblicke in die Arbeitsweise der modernen Landwirtschaft
       und die Lebensmittelerzeugung bieten. Der intensive Dialog zwischen Landwirtschaft, Lebensmit-
       telhandel und Verbrauchern ist somit eine wichtige Aufgabe für die nächsten Jahre.

       Die Notwendigkeit dieses Dialogs wurde schon vor vielen Jahren erkannt und mit verschiedenen
       Aktivitäten auf den Weg gebracht. Zu nennen ist die Landesaktion „Gläserne Produktion“ mit dem
       Motto „Gut zu wissen, was man isst und trinkt“. Sie besteht seit über dreißig Jahren und lädt Ver-
       braucher auf die Bauernhöfe ein, um Einblicke in die Landwirtschaft zu erhalten. Sie wurde u. a.
       durch die Imagekampagne „Natürlich. Von Daheim.“ weiterentwickelt.

       Der Lernort Bauernhof wendet sich an Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern. Pädago-
       gisch qualifizierte Landwirtinnen und Landwirte geben mit erlebnisorientierten Lernangeboten auf
       ihren Höfen Einblicke in die Lebensmittelerzeugung.

       Da nicht alle Schulen in ihrer Nähe einen Bauernhof besuchen können, hat das Ministerium für
       Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz einen immerwährenden Landwirtschaftska-
       lender für Grundschulen herausgegeben. Er wurde an alle Grundschulen im Land versandt und
       bietet zusammen mit seinen Lehrerbegleitheften viele Informationen und Unterrichtsmaterialien,
       um auch im Klassenzimmer ein realistisches Bild von der Landwirtschaft vermitteln zu können.

       Es ist jedoch auch wichtig, die neuen Medien und Informationskanäle zu nutzen, um möglichst
       viele Verbraucherschichten anzusprechen. Agrarblogger nehmen ihre Follower direkt mit zu ihrer
       Arbeit auf dem Hof. Kurze Videoclips vermitteln unterhaltsam und zugleich informativ viele Ein-
       blicke in die Tierhaltung und Landbewirtschaftung.

       Auch das Bundeszentrum für Landwirtschaft BZL hat auf Bundesebene ein breites und anspruchs-
       volles Informationsangebot über die Landwirtschaft aufgebaut.

       „From Farm to Fork“ oder „vom Acker auf den Teller“ ist das ureigenste Ziel landwirtschaftlicher
       Tätigkeit. Die Ergebnisse der Landbewirtschaftung, die auf unseren Bauernhöfen erzeugten Lebens-
       mittel, werden erst durch warenkundliches Wissen, verknüpft mit Know-how in der Zubereitung,
       zu einem genussvollen Erlebnis am Esstisch der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das Wissen
       über diese Zusammenhänge ermöglicht erst die Wertschätzung für die Arbeit der Familienbetriebe
       und ist ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung.  






                                                                                         Dr. Konrad Rühl
                                                                                         MLR, Abteilungsleiter 2
                                                                                         Tel.: 0711 / 126- 2408
       Dr. Konrad Rühl, MLR                                                              konrad.ruehl@mlr.bwl.de



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