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Aktuelles
Abb. 1:
Legehennenhaltung
nach Haltungsformen in
Baden-Württemberg
Quelle: LEL Agrarmärkte Bild 2: Bei Wassergeflügel hat Baden-
Württemberg einen Anteil von unter 5% in
Deutschland; Foto: Jasmin Kalcher
doch war hier im Jahr 2016 nur ein Prozent der bun- werteten Buchführungsergebnisse im Rahmen des
desdeutschen Masthähnchen in rund 160 Betrieben Testbetriebsnetzes. Die Geflügel haltenden Betriebe
aufgestallt. Auch bei diesem Betriebszweig liegen die spielen darin zahlenmäßig naturgemäß eine unterge-
Unternehmen in Niedersachsen vorn – mit noch we- ordnete Rolle. Nur 20 Betriebe mit einem betriebs-
sentlich deutlicherem Abstand, denn im Nordwesten wirtschaftlichen Schwerpunkt in der Geflügelhaltung
der Republik standen im Berichtsjahr 65 Prozent al- weist die aktuelle repräsentative Erhebung und Aus-
ler Masthähnchen. Mit gut 1 Mio. Tieren beherberg- wertung auf, davon neun Legehennen- und elf Pu-
ten baden-württembergische Betriebe um den Fak- tenbetriebe mit jeweils mehr als 2.000 Tierplätzen.
tor 55 weniger Hähnchen. Deren Gewinne lagen im Wirtschaftsjahr 2018/2019
bei 76.596 Euro (Legehennen) bzw. 106.132 Euro
Im Gegensatz zur Masthähnchenhaltung hat die Pu- (Mastputen) und damit deutlich vor dem Durch-
tenhaltung in Baden-Württemberg bundesweit eine schnitt der Veredlungsbetriebe, aber auch weit vor
höhere Bedeutung. Zwar unterschied sich die Zahl dem Durchschnitt aller Haupterwerbsbetriebe. Der
der gehaltenen Puten im Jahr 2016 hier nur wenig Durchschnitt der vergangenen Jahre bestätigt dieses
von der Zahl der Masthähnchen. Damit lag Baden- Ergebnis.
Württemberg jedoch mit einem bundesweiten An-
teil von neun Prozent deutlich vor den Masthähn- Die Betriebszweigauswertungen aus der Geflügel-
chen und auch vor den Legehennen. Zwar ist auch spezialberatung des Regierungspräsidiums Tübingen
bei den Puten Niedersachen das Erzeugungsland zeigen ebenfalls das Potenzial der Geflügelhaltung.
Nummer eins, jedoch nicht mit dem enormen Ab- So konnten die teilnehmenden Betriebe im Schnitt
stand wie bei den anderen Geflügelarten. Vor Baden- von fünf Jahren in der Masthähnchenhaltung ein Ar-
Württemberg liegen nur die weiteren Bundesländer beitseinkommen von rund 50 Euro je nicht entlohn-
Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. te Arbeitskraftstunde erzielen. In den Betrieben mit
Legenehnnenhaltung lag dies zwar mit knapp 15 Eu-
Die Wassergeflügelarten Gänse und Enten fallen in ro je nicht entlohnte Arbeitskraftstunde deutlich
ihrer zahlenmäßigen Bedeutung weit hinter die bis- geringer, aber über dem Durchschnitt der Vered-
her genannten Geflügelarten zurück. Die rund 2,5 lungsbetriebe in der Testbetriebsbuchführung von
Mio. Tiere deutschlandweit entsprechen nur 1,7 Pro- rund zwölf Euro. Daher beschäftigen sich Betriebe
zent der gesamten Geflügelhaltung. Baden-Württem- auf der Suche nach Alternativen immer wieder auch
berg liegt im Bundesvergleich an siebter Stelle mit mit der Geflügelhaltung. Dabei muss jedoch berück-
einem Anteil von deutlich unter fünf Prozent der sichtigt werden, dass die guten Ergebnisse in der
Tiere. Bei Enten sind vor allem Niedersachsen und Geflügelhaltung meist ein Produkt aus umfangrei-
Brandenburg die Haupterzeuger, bei Gänsen Nie- chem Spezialwissen und entsprechender Erfahrung
dersachsen und Sachsen-Anhalt. sind. Weiterhin muss vor allem im Mastbereich eine
Offenheit gegenüber integrierten Produktionssyste-
men bestehen. Sowohl im Bezug der Tiere und des
Ökonomische Betrachtung Futters als auch in der Vermarktung sind die Erzeuger
Gabriel Baum häufig an die Partner in diesen Systemen gebunden.
LEL Schwäbisch Gmünd Das ökonomische Potenzial der verschiedenen Be- In der Eiererzeugung bedarf es einer professionellen
Tel.: 07171 / 917 - 229 triebsformen der Geflügelhaltung ist unbestritten Vermarktung, für deren Erfolg es ebenfalls der Erfah-
gabriel.baum@lel.bwl.de hoch. Dies zeigen unter anderem die jährlich ausge- rung bedarf.
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