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Editorial

Landinfo 1/2020

Geflügelhaltung im Aufwind?

Die Geflügelhaltung gehörte früher zu fast jedem Bauernhof in Baden-Württemberg. Neben Legehennen zur
Eiererzeugung wurden häufig auch Gänse und Enten gehalten, die neben Daunen und Federn zudem einen
schmackhaften Braten lieferten.

Mit zunehmender Spezialisierung verschwanden die kleinen Geflügelhaltungen zugunsten größerer Legehen-
nen- und Hähnchenmastbetriebe weitgehend. Die Produktion von Wassergeflügel wanderte überwiegend ins
Ausland ab, insbesondere nach Polen. Neben der Hühnerhaltung spielt in Baden-Württemberg deshalb le-
diglich noch die Erzeugung von Putenfleisch eine größere Rolle, die sich in Hohenlohe rund um den kleinen
Ort Rot am See etabliert hat.

In den letzten Jahren ist nun aber eine erneute Trendwende eingetreten. Zunehmend suchen Betriebe in der
Geflügelhaltung wieder ein neues Standbein, oft mit Direktvermarktung der erzeugten Produkte. Insbeson-
dere die Entwicklung mobiler Hühnerställe hat dazu beigetragen, dass die Haltung von Legehennen und
teilweise auch die Hähnchenmast wieder interessant werden für kleinere Betriebe. Zumal die Nachfrage nach
Eiern, die in der „Nachbarschaft im Freiland“ erzeugt werden, deutlich zugenommen hat. Dies geht zum Teil
sogar so weit, dass private Kleinsthaltungen von einigen wenigen Hühnern im Hausgarten sich zu einem
gewissen Trend entwickelt haben. Auch wenn sich diese Art der Hühnerhaltung nicht auf den Markt auswirkt
und hinsichtlich der Überwachung der Tiergesundheit (Salmonellen, Vogelgrippe) nicht unproblematisch ist,
so trägt sie doch dazu bei, dass der Bezug zur Landwirtschaft wieder etwas mehr in den Fokus rückt.

So bleibt zu hoffen, dass die zu beobachtenden Entwicklungen dazu beitragen, dass sich die Geflügelhaltung
in Baden-Württemberg im Kontext der Diversifizierung wieder zu einem respektablen Standbein für land-
wirtschaftliche Betriebe entwickelt.

Ernst Berg
Direktor
LEL Schwäbisch Gmünd

Ernst Berg
LEL Schwäbisch Gmünd
Tel. 07171/ 917-230
ernst.berg@lel.bwl.de

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