Page 15 - Landinfo Heft 1/2019 - Schwerpunkt Staatsschule für Gartenbau
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Schwerpunktthema





       Wertschätzung von „geografischen Regio-    Erhaltungszucht Filderkraut
       nen“ und des ländlichen Raumes zu beobach-
       ten. Der Begriff „Regionalität“ gewinnt in   Aber auch das Filderkraut spielt in diesem
       der Erzeugung und Vermarktung von land-  Zusammenhang eine besondere Rolle. Die
       wirtschaftlichen und gartenbaulichen Er-  Filder ist ein Kohlanbaugebiet mit sehr langer
       zeugnissen mehr und mehr an Bedeutung.   Tradition und einem Bekanntheitsgrad, der
                                                weit über Baden-Württemberg hinausreicht.
       Auf dem Gebiet des heimischen Gemüses    Bis heute wird das Saatgut der so genannten
       gibt es zahlreiche Ansätze, wie z.B. die Zwie-  „Hofsorten“ in den einzelnen Erzeugerbe-
       belsorte 'Stuttgarter Riesen', die Rettichsorte   trieben in eigener „Erhaltungszüchtung“
       'Neckarruhm' oder die Blumenkohlsorte 'Ne-  nachgebaut und für die Filderkrauterzeugung
       ckarperle'.                              und deren lokale Vermarktung (z.B. „Straßen-
                                                rand“, Hofladen, Frischmarkt, Sauerkrauther-
       Im Rahmen eines vom MLR geförderten Pro-  stellung) verwendet. Die „Hofsorten“ wur-
       jekts zur Förderung der Biodiversität auf den   den über viele Generationen erhalten und
       Fildern wurden im Jahr 2018 Anbauversuche   weitergegeben. Sie weisen eine besondere
       zu drei Themenblöcken hinsichtlich einer   Qualität hinsichtlich der Kopfform, der Fein-
       Steigerung der Biodiversifizierung im Feldge-  heit des Blattes, des Geschmacks usw. auf.
       müsebau bearbeitet:
                                                Eine rationelle Gemüseerzeugung bedingt je-
       1. Anbau  alter  Gemüsearten/  -sorten,  mit   doch eine Spezialisierung, das heißt (Erhal-
         dem Ziel einer Anbaudemonstration, kriti-  tungs-) Züchtung, Jungpflanzenanzucht, Er-
         schen Prüfung der Kulturführung und des   zeugung, Verarbeitung und Vermarktung er-
         Kulturerfolgs sowie einer Beurteilung der   folgen in unterschiedlichen Betrieben. Darü-
         Vermarktungsmöglichkeiten.             ber    hinaus   verdrängen    moderne
                                                Züchtungsmethoden (F1-Hybrid-Sorten,
       2. Anbau neuer Gemüsearten/ -sorten, mit   CMS-Sorten) mehr und mehr die traditionel-
         dem Ziel einer Anbaudemonstration, kriti-  len Filderkraut-Hofsorten. Dies bedeutet ei-
         schen Prüfung der Kulturführung und des   nen Verlust nicht nur für die Filder. So hat im
         Kulturerfolgs sowie einer Beurteilung der   Jahr 2018 die Staatsschule für Gartenbau
         möglichen Vermarktung.                 (SfG) die Jungpflanzenanzucht von Filder-
                                                kraut-Hofsorten in Kooperation mit der Bäu-
       3. Anbau von unterschiedlichen Zwischenbe-  erlichen Erzeugergemeinschaft Filder (BEF)
         grünungen, die insbesondere für den Feld-  übernommen und in einem Demonstrations-
         gemüseanbau geeignet sind.             anbau ausgewählte „Hofsorten“ im direkten
                                                Vergleich aufgepflanzt. Dies geschah – wie






















                                                                                         Bild c
                                                                                         Staatssekretärin Friedlinde
                                                                                         Gurr-Hirsch (3.v.r.) begutachtet die
                                                                                         Ernte zusammen mit den
                                                                                         Landwirten der Bäuerlichen
                                                                                         Erzeugergemeinschaft Filder (BEF)
                                                                                         und ihrem Geschäftsführer Jörg
                                                                                         Kimmich (2.v.r.)



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