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Gartenbau und Sonderkulturen
Fabian Heesch, Ute Ruttensperger
Einsatz von Luftreizen kann
Wachstumsregulatoren
ersetzen
DIP-Projekt „Thigmo“ entwickelt Luftreizmodule bis
zur Praxisreife
Stabilität und kompakter Wuchs sind wesentliche Quali-
tätsmerkmale, die in der Produktion von Zierpflanzen
vorwiegend durch den Einsatz von chemischen Wachs-
tumsregulatoren erreicht werden. Der Einsatz eines
Luftreizes zur Wuchsregulierung ermöglicht in konven-
tionell wirtschaftenden Betrieben eine relevante Pflan-
zenschutzmittelreduktion. Ökologisch wirtschaftenden
Topfpflanzenbetriebe können ihr Produktionsrisiko mi-
nimieren.
Bild 1: Kompaktes, flexibel flanzen reagieren auf mechanische Reize Luftreizmodule
einsetzbares P(Berührung) durch Änderungen in
360°-Luftreizmodul im Einsatz Wachstum und Entwicklung. In der Natur Bei den neuartigen Luftreizmodulen, die von
über Calibrachoa; Foto: LVG
Heidelberg 2022 werden diese Reize durch Wind, Regentrop- der Raith Tec GmbH, Ditzingen, entwickelt
fen und vorbeigehende Tiere hervorgerufen. wurden, handelt es sich um kompakte, ener-
In der gärtnerischen Produktion kann diese giesparende und flexibel einsetzbare Module,
thigmomorphogenetische Reaktion durch die mithilfe von rotierenden Luftaustrittsöff-
den Einsatz eines künstlichen Luftreizes ge- nungen eine spiralförmige Applikation des
nutzt werden. Luftreizes im Pflanzenbestand ermöglichen
(Bild 1). Jedes Luftreizmodul verfügt über ei-
ne elektrische Leistung von 50 Watt und wird
über ein separat zu installierendes Netzteil
mit der benötigten Gleichspannung versorgt.
Das Netzteil wird über einen praxisüblichen
Stromanschluss mit 230 Volt Wechselspan-
nung versorgt. Module und Netzteil müssen
auf einem Trägersystem installiert werden,
das sowohl ein Überfahren des Bestandes er-
möglicht aber auch eine flexible Höhenein-
stellung während des Behandlungszeitraums
erlaubt. Dafür kommen in der Regel (vorhan-
dene) Gießwagensysteme in Frage. Ein Netz-
teil kann bis zu acht Luftreizmodule gleichzei-
tig betreiben.
Mit jedem der im Rahmen des Projektes neu
Abb. 1: Ausschnitt aus einer grafischen Darstellung der Versuchsanordnung (1 entwickelten Luftreizmodule kann über eine
Kästchen pro Topf); die Position des 360°-Luftreizmoduls ist schwarz markiert; die
Tischbreite beträgt 200 cm; in der „Kernzone“ (Tischmitte, 100 cm Breite) betrug die Breite von 100 cm die Luftgeschwindigkeit
Luftgeschwindigkeit im Durchschnitt 8 m/s und in der „Randzone“ (Tischränder, von durchschnittlich 8 m/s appliziert werden,
jeweils 50 cm Breite) im Durchschnitt 4 m/s; Quelle: LVG Heidelberg 2022 die im Folgenden als „Kernzone“ bezeichnet
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