Page 57 - Landinfo 2-2021 Schwerpunktthema Lernfeld Landwirtschaft
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Beratung und Bildung



















                                                            Samuel Roch, Dr. Jan Baer, Dr. Alexander Brinker


                              Neue Kleinfischart im Rheinsystem entdeckt:

                                                                   Der südliche Steinbeißer



       Im  Rahmen  eines  großangelegten  Biodiversitätsprojekts  an  der  Fischereiforschungsstelle  Baden-
       Württemberg (LAZBW) wurde eine neue Steinbeißerart in mehreren Nebengewässern des Oberrheins
       nachgewiesen. Der südliche Steinbeißer (Cobitis bilineata) ist vermutlich über den Bieler See und die
       angeschlossene Aare aus der Schweiz in den Rhein eingewandert. Wie weit er sich bereits in Baden-
       Württemberg ausgebreitet hat, ist bisher nicht bekannt. Unterscheiden lässt sich der südliche Stein-
       beißer von anderen Arten durch einen zweiten schwarzen Punkt am Schwanzstiel.


           er Steinbeißer ist eine unscheinbare   Welche Steinbeißerarten kommen in      Bild 1: Der Steinbeißer besitzt
       DSchmerlenart, welche aufgrund seiner ge-  Baden-Württemberg vor?                 unter den Augen zwei Dornen,
                                                                                         welche zur Verteidung aufgestellt
       ringen Größe und guten Tarnung nur schwer                                         werden können. Daher auch sein
       mit bloßem Auge im Wasser zu entdecken ist.   Bisher ging man davon aus, dass nur eine Art des   zweiter Name: „Dorngrundel“.
       Hinzu kommt, dass er sich am Tag meist in   Steinbeißers in Baden-Württemberg vorkommt:   Bild: LAZBW, C. Ratschan
       den Untergrund eingräbt und so nur der   Der gemeine Steinbeißer (Cobitis taenia). An-
       Kopf sichtbar bleibt. In der Nacht wird der   dere Arten, wie z.B. der Donausteinbeißer (Co-
       Steinbeißer dann aktiv und sucht nach Nah-  bitis elongatoides) wurden zwar in anderen Tei-
       rung am Gewässergrund. Passend zu seinem   len Deutschlands bereits nachgewiesen, bisher   Bild 2: Der Lebensraum des Steinbeißers
       Namen nimmt er feines Substrat auf und fil-  fehlten dazu aber Untersuchungen im Landes-  kann sehr vielfältig sein. Er reicht von
                                                                                         naturnahen Bächen (links), über von der
       tert daraus Wirbellose und organisches Mate-  gebiet. Die Herausforderung bei der Artbestim-  Landwirtschaft dominierte Gräben (Mitte), zu
       rial. Die unverdaulichen Anteile stößt er an-  mung besteht darin, dass sich die beiden ge-  ruhigen Seitenarmen großer Flüsse (rechts).
                                                                                         Bild:  LAZBW, J. Thonhofer
       schließend über seine Kiemen wieder aus.

       Sein Lebensraum ist vielfältig (Bild 2), er bevor-
       zugt aber vor allem mäßig strömende und sandig
       bis schlammige Fließgewässer. Die Fortpflan-
       zung findet im Frühjahr bis Frühsommer statt,
       wobei die Eier meist auf Wasserpflanzen abge-
       legt werden. Der Steinbeißer kann für eine ge-
       wisse Zeit gut mit niedrigen Sauerstoffkonzent-
       rationen umgehen. Er besitzt die Möglichkeit
       zur sogenannten akzessorischen Darmatmung,
       kann also atmosphärische Luft verschlucken
       und den darin enthaltenen Sauerstoff über sei-
       nen Darm aufnehmen. Manchen ist der Stein-
       beißer auch als „Dorngrundel“ bekannt. Grund
       dafür sind zwei doppelspitzige Dornen unter
       den Augen, welche er zur Verteidigung blitz-
       schnell aufstellen kann (Bild 1).



       Landinfo 2 / 2021                                                                                     57
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