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Lernfeld Landwirtschaft





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       Axel Weselek

       Gemeinsam anpacken in der Solidarischen


       Landwirtschaft



       Die Nachfrage nach regional und auch ökologisch erzeugten Lebensmittel ist in vergangenen Jahren
       stetig gewachsen. Ein Trend der sich zuletzt im Zuge der Corona-Pandemie nochmals deutlich ver-
       stärkt hat. Neben klassischen Direktvermarktungswegen verzeichnet auch die Solidarische Landwirt-
       schaft (kurz: Solawi) ein wachsendes Interesse. Doch anders als in der Direktvermarktung geht die
       Solidarische Landwirtschaft noch einen Schritt weiter und setzt auf eine enge Partnerschaft zwischen
       Erzeugung und Verbraucherinnen und Verbrauchern.


         Hintergrund und Entstehung             auch der Verbraucher*innen entstehen. Dane-  Bild 1: Gemeinsamer Hofeinsatz;
                                                ben gibt es noch viele weitere Organisationsfor-  Bild: SolawiS
          ei der Solidarischen Landwirtschaft (engl.   men, zum Beispiel mit genossenschaftlichen
       BCommunity Supported Agriculture, kurz   Beteiligungsmodellen oder einer gänzlich selb-
       CSA) bilden Verbraucherinnen und Verbrau-  storganisierten Bewirtschaftung durch die
       cher eine regionale Kooperation mit landwirt-  Mitglieder*innen. Im Folgenden wird exempla-
       schaftlichen Betrieben oder Gärtnereien mit   risch ein häufig anzutreffendes Organisations-
       dem Ziel, dem Betrieb durch eine längerfris-  prinzip beschrieben. Hierbei ist die Solawi als
       tige Finanzierungszusage eine markt- und ri-  Kooperation zwischen engagierten Verbrau-
       sikounabhängige Planungsgrundlage zu bie-  cher*innen und einem landwirtschaftlichen Be-
       ten. Im Gegenzug teilt dieser seine Erzeug-  trieb entstanden, welcher einen Teil seiner Pro-
       nisse mit der Verbrauchergemeinschaft und   duktion für die Solawi aufwendet. In einer jähr-
       stimmt deren Herstellung mit dieser ab. Ne-  lich stattfindenen Mitgliederversammlung, legt
       ben einer gewissen finanziellen Unabhängig-  der kooperierende landwirtschaftliche Betrieb
       keit, steht dabei auch eine umwelt- und res-  der Verbrauchergemeinschaft die Budgetpla-
       sourcenschonende Arbeitsweise im Fokus.  nung (laufende Kosten, geplante Investitionen)
                                                der Solawi im Folgejahr vor. Anhand dieser er-
                                                rechnet sich der Beitrag, den ein jedes Mitglied
         Organisationsprinzip einer Solawi      für den Betrieb der Solawi leisten muss (Abb. 1).
                                                Die Beiträge werden hierbei zum Teil in Abhän-
       Obwohl bei der Solidarischen Landwirtschaft   gigkeit vom Einkommen der Mitglieder*innen
       eine gemeinsame Idee zu Grunde liegt, ist die   festgelegt. Dabei kann jedes Mitglied in einer
       genaue Umsetzung stark abhängig von deren   anonymisierten Abstimmungsrunde (Bieterrun-
       Entstehungsursprung sowie den betrieblichen   de) angeben, ob er den vorgerechneten Richtbe-
       Gegebenheiten, wodurch es eine große Vielfalt   trag oder auch mehr/weniger bezahlen kann. In
       an Organisationsformen gibt. Dabei können die   der Summe muss der vorgelegte Jahresetat des
       Solawis auf Initiative des Betriebes hin oder   Betriebs erzielt werden.



       Landinfo 2 / 2021                                                                                      11
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