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Pflanzen- und Tierproduk
Dr. Meike Eklund und Peter Kling
Neuerung bei der Untersuchung auf tierische
Bestandteile in Futtermitteln
Im Jahr 2000 beunruhigte die Rinderkrankheit BSE (Bovine spongiforme Enzephalopathie) ganz Euro-
pa. Sie führt zu tödlichen Hirnschäden, und höchstwahrscheinlich kann BSE durch Lebensmittel über-
tragen werden und beim Menschen die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung auslösen.
Bild 1: Knochenfragment, otenzielle Ursache für den Ausbruch der Die Zahl der in der Europäischen Union ent-
Kieme, Schuppe; Quelle: PBSE-Krise war die Verfütterung von nicht deckten BSE-Infektionen ist über die Jahre
LTZ-Archiv ausreichend erhitztem Tiermehl. Das Ver- zwar gesunken, aber dennoch bleibt das The-
trauen der Verbraucherinnen und Verbrau- ma BSE ein wichtiger Bereich der Risikovor-
cher in die Fähigkeit von Regulierungsbehör- sorge von Bund und Ländern. Daher sind
den, sie vor Risiken zu schützen, schwand. noch heute in Baden-Württemberg im Rah-
Die BSE-Krise war somit Anlass für grundle- men der amtlichen Futtermittelüberwachung
gende Veränderungen in der Lebensmittelre- jährlich mindestens 77 Einzelfuttermittel und
gulierung sowohl auf EU-Ebene als auch in 55 Mischfuttermittel mikroskopisch auf tieri-
den meisten Mitgliedstaaten. Ein Totalverbot sche Bestandteile zu untersuchen.
zur Verfütterung tierischer Proteine (mit Aus- Grundsätzlich sind die Futterproben vor der
nahme von Milch- und Eiprodukten) folgte. mikroskopischen Untersuchung im Labor
Da die tierischen Produkte allerdings auch aufzubereiten. Nach einer groben Vermah-
wertvolle Mineralstoff- und Eiweißträger lung wird das Verfahren der einfachen Sedi-
sind, wurden nach jeweiliger Risikoabschät- mentation angewandt: Tetrachlorethylen
zung sukzessive Produkte wie tierische Calci- (TCE) wird als Lösungsmittel verwendet, um
umphosphate, Fischmehl, Gelatine, Blutpro- die Proben zu fraktionieren. Mineralisches
dukte und Proteinhydrolysate zur Verfütte- Sediment inklusive Knochenfragmenten
rung an Nichtwiederkäuer wieder zugelassen. sinkt in der TCE-Lösung ab, während pflanz-
Fischmehl darf sogar wieder in der Kälber- liche Futteranteile und auch Muskelfaser in
fütterung eingesetzt werden. der TCE-Lösung aufschwimmen. Nach De-
kantieren und Abdampfen des TCE können
Eine weitere Lockerung brachte das Jahr beide Fraktionen mikroskopisch untersucht
2021. Im Rahmen einer strikten Ausnahme werden. Wenn Knochenfragmente vorhan-
vom allgemeinen Fütterungsverbot ist es seit den sind, kann mikroskopisch unterschieden
Herbst 2021 in genau definierten Fällen er- werden, ob es sich um Fisch oder Landtier
laubt, verarbeitetes tierisches Protein von handelt. Es ist jedoch mikroskopisch nicht
Schweinen, Geflügel oder Nutzinsekten an möglich, zwischen unterschiedlichen Land-
Nutztiere zu verfüttern. Die strikten Ausnah- tierarten zu unterscheiden. Nur mittels PCR-
men sind an strenge Bedingungen gebunden, Analytik kann hier weiter differenziert wer-
Dr. Meike Eklund um das verbotene Verfüttern an Wiederkäuer den. Tierische Proteine vom Rind können
LTZ Karlsruhe und die Rückführung von arteigenem verar- aber nur dann mittels PCR-Analytik sicher
Tel.: 0721 / 9468 - 162 beiteten Protein an Schweine oder Geflügel detektiert werden, wenn keine weiteren
meike.eklund@ltz.bwl.de auszuschließen. Milchprodukte im Mischfutter enthalten sind.
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