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Aus den Dienststellen
Dr. Johanna Arnold, Dr. Janosch Arnold
Auf der Suche nach dem Rebhuhn in
Baden-Württemberg
Das landesweite Rebhuhnmonitoring der Wildforschungsstelle
Keine andere Vogelartengruppe war in den letzten Jahrzehnten in
Deutschland von so starken und anhaltenden Bestandsrückgän-
gen betroffen wie die Vögel der Agrarlandschaft, sie gehören
heute zu den gefährdetsten Vogelarten in Deutschland (Langge-
mach & Ryslavy 2010). Massive Bestands- und Verbreitungsverlus-
te machen aus dem einst in Baden-Württemberg weit verbreiteten
Rebhuhn (Perdix perdix) eine vom Aussterben bedrohte Art (Rote
Liste der Brutvögel Baden-Württembergs; Bauer et al. 2016), der
Brutbestand ist vom Auslöschen bedroht (OGBW 2018); die Art
weist sowohl im Verbreitungsgebiet als auch im Bestand und Le-
bensraum ungünstige Werte und Zukunftsaussichten auf (MLR
2019).
Das Rebhuhnmonitoring Die Monitoringmethoden Abb. 1: Die Wildforschungsstelle
setzt das detaillierte Rebhuhnmo-
Das Rebhuhn unterliegt dem Schutzmanage- Beim Rebhuhnmonitoring erforscht die WFS nitoring in derzeit 12 Rebhuhn-
Referenzgebieten um; Quelle:
ment des Jagd- und Wildtiermanagementge- derzeit mehrere Methoden in ausgewählten WFS/LAZBW
setzes (JWMG). Daraus ergeben sich eine Referenzgebieten, die sich gegenseitig ergän-
ganzjährige Schonzeit sowie der Auftrag zum zen. Die Gebiete stehen stellvertretend für
Monitoring der Bestände und Lebensräume. unterschiedliche Lebensräume in Baden-
Als nachgeordnete Institution des Ministeri- Württemberg. Um flächendeckende Infor-
ums für Ländlichen Raum und Verbraucher- mationen zu erlangen, führt die WFS weiter-
schutz ist die Wildforschungsstelle (WFS) am hin landesweite Abfragen durch. Die unter-
Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Würt- schiedlichen Methoden sind im Folgenden:
temberg (LAZBW) für die Umsetzung des
Rebhuhnmonitoringprogrammes im Rah-
men des JWMG zuständig. Sie führt dieses in 1. Kontinuierliche Abfragen im Rahmen
Kooperation mit dem Landesjagdverband der Flächendeckenden Erfassung (FE)
und weiteren Ansprechpartnern vor Ort
durch. Seit dem Jahr 2018 wurde das landes- In regelmäßigen Abständen werden die
weite Rebhuhnmonitoring durch die WFS Jagdausübungsberechtigten über das (Brut-)
stark ausgeweitet. Wildtiermonitoring ist die Vorkommen des Rebhuhns und die Paardich-
kontinuierliche und strukturierte Erfassung, te befragt. Die Jägerinnen und Jäger haben
Beobachtung und Überwachung von Wild- meist eine gute Kenntnis über den Bestand in
tierarten und ihrer Lebensräume mit dem ihren Revieren und durch die Abfrage ent-
Ziel, konkrete Wildtiermanagementmaßnah- steht ein verlässliches und flächendeckendes
men zur Steuerung von Wildtierpopulationen Bild. Kontinuierlich durchgeführt können die
und ihrer Lebensräume zu setzen und diese so erhobenen Daten Aussagen über das Vor-
hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu überprüfen. kommen und die Bestandsentwicklung lie-
Das Monitoring des Rebhuhns als Indika- fern. Je lückiger die Antwort ist, desto un-
torart für Biodiversität ist von großer Bedeu- schärfer wird die Aussagekraft, daher ist eine
tung für die zukünftige Ausgestaltung der hohe Beteiligungsrate wichtig. Die Beteili-
Agrarlandschaft. gung deckt ca. 70 % der Landesfläche ab, eine
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