Page 16 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Schwerpunktthema
über 90 € pro Quadratmeter Glasfläche die- dungen stiegen um 8,5 Prozent. Als Konse-
nen als Orientierungsgrößen. In den Betrie- quenz halbierte sich der Gewinn pro Famili-
ben des ersten Drittels bearbeitet eine Ar- en-Arbeitskraft fast im Vergleich zu 2016. Pro
beitskraft eine Glasfläche von etwas über Stunde konnte sich eine Familien-Arbeits-
1.500 qm, während dieser Wert im Durch- kraft mit knapp unter 30 € entlohnen (bei
schnitt der zwanzig Betriebe nur etwas mehr angenommenen 2.500 Arbeitsstunden pro
als 1.000 qm beträgt. Jahr).
Zwar stieg auch der pro Arbeitskraft getätigte
Einzelhandelsgärtnereien Lohnaufwand um 3 Prozent an, aber noch
viel ausgeprägter war der Anstieg der auf die
Der späte Start in die Beet- und Balkonpflan- Flächeneinheit bezogenen Aufwendungen
zensaison 2017 war eine Folge des kalten Ap- für Saat- und Pflanzgut (+12 %), für Handels-
rils mit Spätfrösten und Schneefall. Dennoch ware (+11,5%) sowie für die Summe aus
erreichte der Gartenhandel im ersten Halb- Heizmaterial, Dünger und Pflanzenschutz
jahr 2017 laut Statistischem Bundesamt ein (+8,1%). Den stärksten Anstieg aber ver-
reales Umsatzwachstum von 3,3 Prozent. Ein zeichneten die Aufwendungen für Abschrei-
deutlich schwächeres zweites Halbjahr führte bungen, Reparaturen und Fuhrpark, die flä-
für das Gesamtjahr 2017 zu einem umsatzmä- chenbezogen um 23 Prozent anstiegen. Die
ßigen Anstieg von etwas über einem Prozent. Brutto-Arbeitsproduktivität stieg zwar leicht
um 1,9 Prozent an, sank aber aufgrund des
Die 86 über mehrere Jahre ausgewerteten stark gestiegenen Aufwands als Nettowert
baden-württembergischen Facheinzelhändler um 4,6 Prozent.
konnten dagegen ihre 2017er Umsätze mit
etwas über fünf Prozent deutlich stärker stei- Die Betriebe des ersten Drittels zeigen, was in
gern. Die betrieblichen Aufwendungen nah- 2017 im Gemüsebau in wirtschaftlicher Hin-
men allerdings auch um drei Prozent zu. Den- sicht dennoch möglich war. Bei einem be-
noch, die Gewinne stiegen deutlich an und trieblichen Umsatz von über 96 TEUR pro
ermöglichten eine stündliche Entlohnung Arbeitskraft, einer Netto-Arbeitsproduktivi-
von etwas über 21 EUR. Der Anteil der Be- tät von über 45 TEUR verblieb ein relativ
triebe ohne Kapitalverzinsung erreichte den hoher Wert der Kapitalverzinsung. Die Span-
Wert von 59 Prozent. ne zwischen den erfolgreichen (Reinertrag
16,1 Prozent vom Betriebsertrag) und den
Da die ausgeprägten Größenunterschiede ei- weniger erfolgreichen Betrieben (Reinertrag
nen Vergleich zwischen den Erfolgsgruppen minus 8,0 Prozent) ist im Gemüsebau ausge-
fragwürdig machen, werden die Werte der sprochen hoch.
Betriebe des ersten Drittels als Orientierungs-
größen aufgeführt. Sie machen deutlich, dass Da die auf die Fläche bezogenen Lohnauf-
im Jahr 2017 im gärtnerischen Facheinzelhan- wendungen dreimal so hoch wie der zweit-
del eine sehr gute Rentabilität zu erzielen war. wichtigste Aufwandsposten (Saat- und
Bei einem betrieblichen Umsatz in Höhe von Pflanzgut) sind, scheint der entscheidende
ca. 1,2 Mio. € konnte eine Stundenentlohnung Erfolgsfaktor die Arbeitsorganisation zu sein.
der Familien-Arbeitskräfte in Höhe von über Ablesbar wird dies anhand der Kennzahl be-
30 € erwirtschaftet werden. Die ca. zehn be- wirtschaftete Fläche (Einheitsquadratmeter)
schäftigten Arbeitskräfte erreichten eine pro Arbeitskraft, die bei den erfolgreichen
Brutto-Arbeitsproduktivität von 120 TEUR Gemüsebaubetrieben im Vergleich zum
pro Arbeitskraft. Durchschnitt um 11,4 Prozent höher liegt.
Gemüsebau: Starker Anstieg des Baumschulen: Deutliche
Aufwands Gewinnrückgänge
Das Jahr 2017 war für die 28 ausgewerteten Bei den fünfzehn über mehrere Jahre ausge-
Gemüsebaubetriebe in wirtschaftlicher Hin- werteten, identischen Baumschulbetrieben
sicht kein gutes Jahr, zumindest im Vergleich sanken die 2017er Umsätze gegenüber dem
zu den Vorjahren. Zwar stieg der betriebliche Vorjahr um fast sechzehn Prozent, allerdings
Umsatz um 4,5 Prozent an, aber die Aufwen- verringerten sich auch die Aufwendungen um
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