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Editorial
Landinfo 2/2023
„Tierzucht aktuell“- Herausforderungen annehmen
Liebe Leserinnen und Leser,
die Tierzucht war und ist ein dynamischer Prozess, der viel Zeit und Sorgfalt erfordert. Diese
Entwicklung wurde und wird maßgeblich von den einzelnen Zuchtverbänden im Land mitge-
staltet.
Rechtliche Grundlage liefert hierfür das Tierzuchtrecht, welches u. a. verschiedene Ziele wie
Erhaltung und Verbesserung von Leistungsfähigkeit und Tiergesundheit sowie Robustheit von
Tieren verfolgt. Außerdem werden hier die Erhaltung der genetischen Vielfalt bzw. der einhei-
mischen Rassen als Kulturgut angesprochen sowie ökonomische Aspekte adressiert.
Die heutigen von den Zuchtverbänden definierten Zuchtziele gehen teilweise deutlich über
den rechtlich vorgegebenen Rahmen hinaus. Lange war die Tierzucht überwiegend an der
Verbesserung der Produktivität ausgerichtet, um möglichst viele Lebensmittel tierischen Ur-
sprungs herzustellen und diese dem Verbraucher in ausreichender Menge und zu angemesse-
nen Preisen anzubieten.
In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Ansprüche der Gesellschaft an die Nutztierhal-
tung sowie die Herausforderungen für die überregional tätigen Zuchtverbände deutlich verän-
dert. Die Prozessqualität, der Tier- und Umweltschutz sowie der Erhalt von einzelnen Rassen
und deren Vielfalt, die biologische Vielfalt bzw. Biodiversität, sind in den Fokus gerückt.
Diese Veränderung setzt heute eine fundierte und breitere Merkmalserfassung bei Zuchttieren
voraus.
Einen hierfür immer wichtigeren Stellenwert nimmt die „Genomische Selektion“ ein, die die
traditionelle Zuchtarbeit ergänzt, aber auch neue Möglichkeiten für die heutige Tierzucht bie-
tet.
Die Tierzucht und damit die Zuchtorganisationen bearbeiten die tierzüchterischen Herausfor-
derungen im Bereich des Tier- und Umweltschutzes aktiv. Kooperationen zwischen den Zucht-
verbänden, wissenschaftlichen Einrichtungen und Universitäten sowie den Landesanstalten
bilden die Grundlage für moderne Zuchtarbeit. Unter anderem in EIP-Projekten werden ak-
tuelle Fragestellungen aufgegriffen, Lösungen entwickelt und Innovationen in der Praxis ein-
gebracht.
Tierzucht ist ein komplexer, dynamischer Prozess, der viel Zeit und Sorgfalt erfordert. Auch
in Zukunft ist das Engagement seitens der Zuchtverbände, der Wissenschaft, der Verwaltung
sowie von Wirtschaftsakteuren gefragt, um weiterhin eine gute züchterische Basis für eine
nachhaltige Tierhaltung zu haben.
Dr. Konrad Rühl
MLR - Abt. 2
Tel. 0711/ 126-2280
konrad.ruehl@mlr.bwl.de
Dr. Konrad Rühl
Abteilungsleiter Landwirtschaft
im Ministerium für Ernährung,
Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz Baden-Württemberg
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