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Klimawandel





                                                                            stärker ausgeprägt ist als im globalen Mittel.
                                                                            In den zurückliegenden Trockenjahren 2018
                                                                            und 2019 konnten die zu erwartenden Aus-
                                                                            wirkungen von zunehmenden Dürreperioden
                                                                            schon beobachtet werden. So muss mit redu-
                                                                            ziertem  Ertrag,  verminderter  Futterqualität
                                                                            und auch mit Veränderungen oder gar Schä-
                                                                            digungen des Grünlandbestandes gerechnet
                                                                            werden. Die Auswirkungen sind jedoch in
                                                                            Abhängigkeit  von  den  Eigenschaften  des
                                                                            Standortes sehr unterschiedlich. Neben
                                                                            Standortunterschieden spielt die Art und In-
                                                                            tensität der Bewirtschaftung sowie die bota-
                                                                            nische Zusammensetzung des Bestandes eine
                                                                            große Rolle bezüglich der Resistenz gegen-
                                                                            über Trockenheit.

                                                                            Neben den erwähnten Auswirkungen des Kli-
                                                                            mawandels, hat die erhöhte CO  Konzentra-
                                                                                                       2
                                                                            tion in der Atmosphäre auch teilweise positi-
                                                                            ve Effekte für das Wachstum der Pflanzen
                                                                            sowie deren Wassernutzungseffizienz. Der zu
          Bild 2: Rotklee in der Trockenphase; Quelle: LAZBW, Prof. Dr. M. Elsäßer
                                                                            erwartende Wassermangel während der Vege-
                                                                            tationsperiode wirkt dem allerdings entgegen,
                                                                            hat für den Futterbau eine weit größere Be-
                                   sowie die Emissionen zu reduzieren. Unter   deutung und erweist sich daher in Summe als
                                   Dauergrünland sind die Bodenkohlenstoff-  negativ.
                                   vorräte im Mittel höher als im Ackerland oder
                                   Wald, es gibt jedoch auch hier Unterschiede
                                   in der Bewirtschaftungsintensität. So ist die   Grünlandpflanzenarten reagieren auf
                                   Kohlenstoffspeicherung unter extensiv bis   Trockenheit sehr unterschiedlich
                                   mittelintensiv genutztem Grünland höher als
                                   unter intensiver Nutzung. Eine weitere Mög-  Die für das Wirtschaftsgrünland bedeutsa-
                                   lichkeit im Futterbau zur Kohlenstoffspei-  men Futterpflanzenarten weisen eine mehr
                                   cherung im Boden beizutragen ist der mehr-  oder weniger große Anpassungsfähigkeit
                                   jährige Ackergras- oder Kleegrasanbau. Be-  bzw. eine größere ökologische Varianz auf.
                                   sonders mit dem Kleegrasanbau kann hier   Dies ist für die breite Nutzungsfähigkeit die-
                                   auch eine sowohl ökonomisch als auch öko-  ser Arten auf verschiedenen Standorten und
                                   logisch attraktive Stickstoff- und Eiweißquel-  Naturräumen von großer wirtschaftlicher Be-
                                   le als Alternative zu immer teurer werdenden   deutung. Mit weniger Wasser können vor al-
                                   Mineraldüngern sowie Eiweißfuttermitteln   lem Gräser auskommen, die eine dicke Au-
                                   erschlossen werden.                      ßenhaut (Kutikula) besitzen, das sind z. B.
                                                                            Rohrschwingel und Knaulgras. Knaulgras gilt
                                                                            als Gras, das auch mit tendenziell zur Tro-
                                     Auswirkungen des Klimawandels auf      ckenheit neigenden Standorten noch gut zu-
                                     das Dauergrünland                      rechtkommt. Auch Wiesenrispe ist durch un-
                                                                            terirdische Wurzelausläufer, sogenannte Rhi-
                                   Selbst bei einer erfolgreichen Begrenzung der   zomen, in Trockenphasen weniger anfällig.
                                   globalen Erwärmung auf die im Pariser Kli-
                                   maschutzabkommen festgelegten 1,5° C stellt   Das ökologische Optimum dieser Art ist sehr
                                   diese Erwärmung die Landwirtschaft vor gro-  breit gefächert. Die Wiesenrispe kommt so-
                                   ße Herausforderungen und macht Anpassun-  mit nicht nur unter trockenen Bedingungen
                                   gen der Bewirtschaftung notwendig um die   gut zurecht, sondern ist auch unter feuchte-
                                   Futterversorgung sicherzustellen. Zudem ist   ren Bedingungen eines der wichtigsten Grä-
                                   zu beachten, dass die Erwärmung der durch-  ser im Dauergrünland. Besonders trocken-
                                   schnittlichen Lufttemperatur in Deutschland   heitsverträglich sind zudem Pflanzen, die sehr
                                   seit 1881 bereits 1.6° C beträgt und somit   tiefe Wurzeln haben und damit auch in tiefe-



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