Page 18 - Landinfo_ 1_2022_Klimawandel
P. 18
Klimawandel
stärker ausgeprägt ist als im globalen Mittel.
In den zurückliegenden Trockenjahren 2018
und 2019 konnten die zu erwartenden Aus-
wirkungen von zunehmenden Dürreperioden
schon beobachtet werden. So muss mit redu-
ziertem Ertrag, verminderter Futterqualität
und auch mit Veränderungen oder gar Schä-
digungen des Grünlandbestandes gerechnet
werden. Die Auswirkungen sind jedoch in
Abhängigkeit von den Eigenschaften des
Standortes sehr unterschiedlich. Neben
Standortunterschieden spielt die Art und In-
tensität der Bewirtschaftung sowie die bota-
nische Zusammensetzung des Bestandes eine
große Rolle bezüglich der Resistenz gegen-
über Trockenheit.
Neben den erwähnten Auswirkungen des Kli-
mawandels, hat die erhöhte CO Konzentra-
2
tion in der Atmosphäre auch teilweise positi-
ve Effekte für das Wachstum der Pflanzen
sowie deren Wassernutzungseffizienz. Der zu
Bild 2: Rotklee in der Trockenphase; Quelle: LAZBW, Prof. Dr. M. Elsäßer
erwartende Wassermangel während der Vege-
tationsperiode wirkt dem allerdings entgegen,
hat für den Futterbau eine weit größere Be-
sowie die Emissionen zu reduzieren. Unter deutung und erweist sich daher in Summe als
Dauergrünland sind die Bodenkohlenstoff- negativ.
vorräte im Mittel höher als im Ackerland oder
Wald, es gibt jedoch auch hier Unterschiede
in der Bewirtschaftungsintensität. So ist die Grünlandpflanzenarten reagieren auf
Kohlenstoffspeicherung unter extensiv bis Trockenheit sehr unterschiedlich
mittelintensiv genutztem Grünland höher als
unter intensiver Nutzung. Eine weitere Mög- Die für das Wirtschaftsgrünland bedeutsa-
lichkeit im Futterbau zur Kohlenstoffspei- men Futterpflanzenarten weisen eine mehr
cherung im Boden beizutragen ist der mehr- oder weniger große Anpassungsfähigkeit
jährige Ackergras- oder Kleegrasanbau. Be- bzw. eine größere ökologische Varianz auf.
sonders mit dem Kleegrasanbau kann hier Dies ist für die breite Nutzungsfähigkeit die-
auch eine sowohl ökonomisch als auch öko- ser Arten auf verschiedenen Standorten und
logisch attraktive Stickstoff- und Eiweißquel- Naturräumen von großer wirtschaftlicher Be-
le als Alternative zu immer teurer werdenden deutung. Mit weniger Wasser können vor al-
Mineraldüngern sowie Eiweißfuttermitteln lem Gräser auskommen, die eine dicke Au-
erschlossen werden. ßenhaut (Kutikula) besitzen, das sind z. B.
Rohrschwingel und Knaulgras. Knaulgras gilt
als Gras, das auch mit tendenziell zur Tro-
Auswirkungen des Klimawandels auf ckenheit neigenden Standorten noch gut zu-
das Dauergrünland rechtkommt. Auch Wiesenrispe ist durch un-
terirdische Wurzelausläufer, sogenannte Rhi-
Selbst bei einer erfolgreichen Begrenzung der zomen, in Trockenphasen weniger anfällig.
globalen Erwärmung auf die im Pariser Kli-
maschutzabkommen festgelegten 1,5° C stellt Das ökologische Optimum dieser Art ist sehr
diese Erwärmung die Landwirtschaft vor gro- breit gefächert. Die Wiesenrispe kommt so-
ße Herausforderungen und macht Anpassun- mit nicht nur unter trockenen Bedingungen
gen der Bewirtschaftung notwendig um die gut zurecht, sondern ist auch unter feuchte-
Futterversorgung sicherzustellen. Zudem ist ren Bedingungen eines der wichtigsten Grä-
zu beachten, dass die Erwärmung der durch- ser im Dauergrünland. Besonders trocken-
schnittlichen Lufttemperatur in Deutschland heitsverträglich sind zudem Pflanzen, die sehr
seit 1881 bereits 1.6° C beträgt und somit tiefe Wurzeln haben und damit auch in tiefe-
18 Landinfo 1/2022