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Beratung und Bildung





       schullehrkräfte müssen für ihre Arbeit höhere   •  „Professionelle Beratungskoordination,
       Wertschätzung erfahren, denn sie lehren und   Management und Vernetzung sind gefragt.“  Die nächste Tagung
       beraten das Management sehr komplexer Un-                                           von  IALB,  EUFRAS  (Eu-
       ternehmen mit hoher Multifunktionalität“, so   •  „Erreichen wir zum Beispiel in der Bera-  ropean  Forum  for  Agri-
       Prof. Dr. Knut Schmidtke, Professor an der   tung zur regionalen Wertschöpfung, zur   cultural and Rural Ad-
       Hochschule für Technik und Wirtschaft in   sozialen Landwirtschaft und zum Natur-   visory  Services)  und
       Dresden und ehemaliger Direktor des For-   schutz diejenigen, die wir erreichen wol-  SEASN  (South  Eastern
       schungsinstituts für biologischen Landbau   len?“                                   Advisory Service  Net-
       FiBL.                                                                               work) wird vom 10. bis
                                                •  „Fort- und Weiterbildung müssen gestärkt   13. September 2024 in
       Florian Herzog, Referatsleiter Wissenstrans-  werden.“                              Edinburgh,  Schottland
       fer und Innovation der Landwirtschaftskam-                                          stattfinden.
       mer Österreich, betonte, dass Beratung auf   Neun Exkursionen in unterschiedliche Regi-
       viele Herausforderungen Antworten finden   onen Sachsens rundeten das Bild der Agrar-
       und sich dabei auch mit transdisziplinären   wirtschaft des gastgebenden Bundeslandes
       Fragen beschäftigen müsse. Er wies auf die   ab. Hier ging es um Nachhaltigkeit und Ein-
       große Bedeutung eines funktionierenden ag-  kommensdiversifizierung, ökologischen
       rarischen Wissens- und Innovationssystems   Landbau, Natur- und Artenschutz, digitale
       (AKIS) hin, das für die Resilienz und Innova-  Transformation, Wertschöpfungsketten, Ent-
       tionskapazität des Agrarsektors unerlässlich   wicklung ländlicher Räume, berufliche Quali-
       sei. Beratung und Bildung seien an dieser Stel-  fikation und betriebliche Innovation, Wein-
       le Brückenbauer zwischen Wissenschaft und   und Gartenbau. Engagierte Betriebe und
       Praxis.                                  Bildungseinrichtungen stellten sich und ihre
                                                Arbeit vor und gaben Impulse zum fachli-
       Verbesserungsmöglichkeiten im Ausbildungs-  chen Gedankenaustausch.
       system aus Sicht der landwirtschaftlichen Pra-
       xis beschrieb Jan Gumpert, Vorstandsvorsit-
       zender der Agraset-Agrargenossenschaft eG   Systempartnerschaft
       Naundorf.  Besseres  schulisches Equipment
       sowie ein besseres Angebot des ÖPNV im   Zum Abschluss der Tagung lenkte Prof. Dr.
       ländlichen Raum stehen unter anderem auf   Franz Josef Rademacher, unter anderem Vor-
       seiner Wunschliste.                      stand des Forschungsinstituts für anwen-
                                                dungsorientierte Wissensverarbeitung und
                                                Mitglied des Club of Rome, den Fokus über
         Zentrale Zukunftsfragen                die Grenzen Sachsens hinaus auf die weltwei-
                                                ten Herausforderungen wie das hohe Bevöl-
       In insgesamt elf Workshops tauschten sich   kerungswachstum, die zunehmenden politi-
       die Teilnehmenden über die künftigen Anfor-  schen Konflikte sowie die Veränderungen im
       derungen an Bildung und Beratung mit Blick   Umwelt- und Klimabereich. Er unterstrich
       auf Digitalisierung, AKIS, Beratungsorgani-  die Diskrepanz innerhalb der Weltbevölke-
       sation und -strategie, regionale Wertschöp-  rung.
       fung, Naturschutz und Landwirtschaft, Tier-
       wohl, Entwicklung ländlicher Räume, Klima-   Für den größten Teil geht es nach seiner Aus-
       und Ressourcenschutz, ökologischer Land-  sage um wirtschaftliches Wachstum, mehr
       bau und betriebliches Management aus. Die   Wohlstand, Nutzung vorhandener Ressour-
       Ergebnisse aus dieser intensiven Themenar-  cen und die Überwindung von Hunger und
       beit wurden im Plenum vorgestellt. Folgende   Armut. In den gutsituierten Ländern wie
       grundsätzlichen  Gedanken wurden zu den   Deutschland stehen eher die Themen Klima-
       Schwerpunkten formuliert:                schutz und Nachhaltigkeit im Vordergrund.   Dr. Bärbel Brettschneider-
                                                Das  Klimaproblem  sei  nur  global  zu  lösen   Heil
       •  „Die Frage ist nicht mehr, welche Veran-  und dazu müssten die reichen Länder eine   Bundesinformations-
         staltungen online stattfinden können, son-  Systempartnerschaft mit den  ärmeren Län-  zentrum Landwirtschaft
         dern was muss in Präsenz stattfinden?“  dern eingehen.                         (BZL) in der Bundesanstalt
                                                                                         für Landwirtschaft
       •  „Erkenntnisse müssen ohne großen Zeit-  Hinweis: Dieser Artikel ist bereits als Erstveröf-  und Ernährung, Bonn
         verlust in die Praxis übersetzt werden.“  fentlichung in B&B Agrar online Oktober/ 2023   Baerbel.Brettschneider-
                                                 erschienen.
                                                                                         Heil@ble.de

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